Zum Glück kein Rail-Shooter
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Terminator: Resistance sorgte in unserem Redaktions-Alltag für Verwunderung: Wirklich, kein Rail-Shooter? Ein passables Action-Adventure mit offenen Abschnitten, Crafting und mehr Stealth-Anteilen statt stumpfem Geballer? Auf den ersten Blick erinnert zwar fast alles an einen Shooter von vor zehn Jahren – z.B. die hölzerne Mimik, die etwas behäbige Steuerung und die sich wiederholenden Kulissen mit unscharfen Texturen. Doch hat man sich erst einmal damit arrangiert, entfaltet das etwas spröde, schleichlastige Abenteuer durchaus eine gewisse Sogwirkung.
Das Szenario wirkt schließlich äußerst reizvoll: Keiner der neuen Kinofilme dient als Vorbild - stattdessen orientiert sich die Geschichte an den ersten zwei Klassikern. Rund 30 Jahre nach dem Tag des Jüngsten Gerichts befindet sich Private Jacob Rivers auf der Flucht vor Skynets mörderischen Metall-Monstern, nachdem seine Division von einem mysteriösen neuen Gegner gefunden wurde.
Gesuchter Neuling
Weder Schlauch noch komplett offene Welt: Die Reise führt durch halboffene Abschnitte mit mehreren Abzweigungen und Trümmer-Barrieren.
Warum steht ausgerechnet dieser Nobody auf Platz 3 von Skynets Abschussliste? Gleich hinter John Connor und der Führung der südlichen Widerstandszelle, zu welcher Jacob im Laufe des Spiels hinzustößt. Auch das Lager eines gebeutelten Plünderer-Grüppchens besucht und beschützt man immer wieder. Trotz veralteter Grafik und schlicht gehaltener Dialoge können einem die Figuren ans Herz wachsen. Da wäre z.B. Ryan mit seinen Lagerfeuer-Geschichten vom chaotischen Judgement Day – oder die zähe Erin mit ihren teils erschreckenden, teils rührenden Episoden aus den Foltercamps der Maschinen. Auch kleine Flirts mit Mutter Jennifer werden eingestreut, inklusive Dialog-Entscheidungen im Telltale-Stil.
In der Postapokalypse wirken die Munitionsknappheit, das Schrottsammeln und das Craften von Rohrbomben oder Ablenkungs-Gadgets weitgehend glaubwürdig. Vor allem zu Beginn wird man oft gezwungen, aus dem Schatten heraus anzugreifen, so dass man einen gewissen Respekt vor Gegnern wie gepanzerten Spinnen entdeckt. Hilfsmittel wie eine Wärmesicht oder Zeitlupen-Drogen kommen hier häufig zum Einsatz. Wenn zu dramatisch düdelnden Synthie-Klängen ein Rudel T800s vorrückt, baut sich ab und zu tatsächlich angenehme Anspannung im Stil der Vorbilder auf. Mal umgeht man sie einfach hinter den schützenden Trümmern des zerstörten Pasadenas, später startet man auf Knopfdruck Schleich-Attacken mit speziellen Hightech-Messern. Manchmal holen die Blechkameraden sogar Unterstützung. Meist agieren sie aber ziemlich dämlich und lassen sich z.B. allesamt von einem gehackten Geschütz niedermähen.