Test: Still Life (Adventure)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: Flashpoint
Release:
18.05.2005
09.05.2005
Spielinfo Bilder Videos
Bäcker gefragt

Ganz anders hingegen präsentieren sich die klassischen Rätsel, die oft viel Zeit in Anspruch nehmen. Zwar gibt es auch hier Aufgaben, die dank all zu offensichtlicher Hinweise schnell erledigt sind.
Welche Geheimnisse werden während der Obduktion entschlüsselt?
Meist handelt es sich aber um waschechte Knobeleien, bei denen ihr euren Grips ganz schön anstrengen müsst. So gibt es anzügliche Schieberätsel, um verschlossene Türen zu öffnen. Geschick und Schnelligkeit sind aber nur einmal gefragt. Manch eines der Rätsel schrammt sogar hart an der Grenze zur Unlösbarkeit entlang, wie etwa jenes, wo ihr den Lebkuchenmann backen sollt. Wer schon mal den Teig für Weihnachtsplätzchen angerührt hat, hat bei der Wahl der richtigen Zutaten einen entscheidenden Vorteil. Alle anderen greifen wohl eher frustriert auf die Komplettlösung zurück.    

Morbider Bilderrausch

Habt ihr Still Life trotz Startschwierigkeiten zum Laufen gebracht, präsentiert es sich als alptraumhafter Bilderrausch, der einen krassen Gegensatz zur heilen Welt von Syberia darstellt. Obwohl alles möglichst kunstvoll inszeniert ist, ist hier nichts heil, sei es das sterbende Prag zwischen den Kriegen, die bedrohlich kalte Welt der Moderne und am allerwenigsten die abgefahrenen Gerätschaften, mit der sich die Menschen gegenseitig malträtieren. Oder würdet ihr gerne auf einem pieksenden Skorpionsessel Platz nehmen?

Leider gibt es den Grafik-Mix aus 3D-Figuren vor gerenderten 2D-Hintergründen nur in einer festen Auflösung von 800x600. Weitere Schockmomente bieten die bitteren Antlitze der Mordopfer, die beinahe schon zu realistisch aussehen. Bei manch einem Charaktermodell stimmen die Größenverhältnisse nicht ganz, die etwa die Hände des Streifenpolizisten so groß wie Klodeckel aussehen lassen. 
Düstere Schauplätze, schöne Animationen - aber leider nur eine 800er Auflösung.
Die nervenaufreibende Thriller-Atmosphäre wird auch durch die vielen rasant geschnittenen Zwischensequenzen gefördert, die immer wieder die Handlung vorantreiben. Der Mörder schlägt stets auf Neue erbarmungslos zu.  

Beunruhigender Sound

Die Musik ist die optimale Ergänzung zu den düsteren Hintergrundbildern. Der mysteriöse Sound verbindet sich mit den Szenen wie in einem David Lynch-Film zu einer Einheit, die fast immer bedrohlich wirkt. Die Bilder aus Prag sind mit zeitgenössischer Musik untermalt, die ein wenig mehr Auflockerung bringt.

Die deutsche Sprachausgabe haucht den skurrilen Akteuren erst richtig Leben ein, auch wenn die eine oder andere Stimme nicht ganz passt. Besonders hervorzuheben ist die brillante Stimme Victorias, die dem einen oder anderen Adventure-Fan noch als Kate Walker aus Syberia bekannt sein dürfte und die auch zu dieser eher extrovertierten Rolle perfekt passt.

    

Kommentare

johndoe-freename-39729 schrieb am
Natürlich hast du recht, Bodo. Wenn bei Spielen, besonders bei Adventures, die Spielzeit durch erzwungenes und sinnloses Herumgelaufe hochgekünstelt wird, ist das genauso unschön. Meine Kritik richtete sich auch mehr dagegen, *SPOILER* dass StillLife plötzlich zu Ende ist, obwohl ich voller Spannung erwartet habe, wie es weiter geht (Victoria wollte ja nach L.A.) und dann läuft auf einmal der Abspann. Ich fand\\\'s ärgerlich. Dazu kommt noch, dass das Ende mehr als offen ist. Riecht für mich verdächtig nach Kommerz, bzw. Fortsetzung. *SPOILER*
Naja, ich werd\\\'s trotzdem noch ein paar mal spielen, ist halt ein super Adventure. ^^
Hoffentlich gibt\\\'s \\\'ne Fortsetzung.
4P|Bodo schrieb am
Hi Leute,
natürlich gibt es längere Adventures als Still Life. Allerdings ist noch nicht derart kurz, dass es wirklich zu kurz wäre. Der Durchschnittsspieler dürfte sowieso weit mehr als 10 Stunden dafür brauchen. Außerdem spielt ja auch die Intenstität des Erlebens eine gewisse Rolle und die stimmt zweifellos bei Microids interaktivem Thriller. Was nützt es mir, wenn ich ein langes Adventure habe, das aber keinen Spaß macht.
Die Webseite von Still Life ist derzeit tatsächlich nicht zu erreichen, so dass leider kein Online-Spiel möglich ist.
Viel Spaß beim Kniffeln,
4P|Bodo
johndoe-freename-39729 schrieb am
Sehr guter Test, stimme fast allen Kritikpunkten zu (bis auf, dass das Spiel nicht immer startet, kam bei mir noch nicht vor ^^). Ich hätte da aber noch einen weiteren, leider Negativpunkt und zwar die viel zu kurze Spielzeit. Es kann nicht sein, dass ein Adventure für immerhin 40 Euronen unter zehn Stunden zu bewerkstelligen ist. Und dabei habe ich extrem lange für das ein, oder andere Rätsel gebraucht (bes. das Dietrich-Rätsel hat\'s mir angetan, aber zum Glück gibt\'s ja Kaffee). Ist schon ärgerlich, wenn plötzlich der Abspann läuft und man geschockt feststellt: \"Wie? Das war\'s?!\". Aber ansonsten ein wirklich spannendes Spiel, das zu gefallen weiss.
P.S.: Kann es sein, dass die StillLife-HP seit kurzem down ist? Vesuche seit drei Tagen sie zu erreichen, klappt aber nicht. :(
HerrSchmidt schrieb am
Ich kann dem test nur zustimmen.
Wieso müssen die nromalen Rätsel so einfach sein und wieso muss jedes kapitel mit einem meist scheinabr unmöglichen Rätsel abgeschlossen werden.
Ich hasse es, wenn ich in Komplettlösungen nachschauen muss, aber das Truhenrätsel am Anfang und das Schlossknacken im späteren Verlauf hatten mich schon zu viele nerven gekostet.
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Wer hat mitten im vorweihnachtlichen dekorierten Chicago fünf Frauen auf grausame Weise misshandelt, ermordet und verstümmelt? Zwar führen einige Spuren ins Prostituiertenmilieu, einen richtigen Verdächtiger konnten das FBI bislang jedoch nicht präsentieren. Höchste Zeit also, dass ihr Licht ins Dunkel der polizeilichen Ermittlungen  bringt. Wir haben uns mit Microids finsteren ?Whodunnit? auf die Suche nach dem Mörder begeben.<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=3656" target="_blank">Still Life</a>
schrieb am