Test: Rise & Fall: Civilizations at War (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: Midway
Release:
12.06.2006
Jetzt kaufen
ab 25,99€
Spielinfo Bilder Videos
Lineare Missionen

Ihr merkt schon, dass die Heldenpassagen das Salz in der Echtzeit-Strategie-Einheitssuppe sind, auch wenn sie trotz dreier Schwierigkeitsgrade noch etwas schwerer sein könnten und somit einiges an Intensität vermissen lassen. Das
Wer will es mit mir aufnehmen? Leider findet der Held nicht oft Gegner, die ihm das Wasser reichen können.
liegt daran, dass selbst die Anführer der Feinde keine echten Gegner darstellen - es kommt nie zu richtig spannenden Duellen, man metzelt sich irgendwann in eine Routine. Das ist schade, denn man hätte gerade die Dramatik in der Egosicht mit einigen Showdowns oder mehr taktischem Anspruch im Nahkampf deutlich erhöhen können. Sehr ärgerlich sind in der neuen Perspektive die technischen Fehler: Unser Held wurde öfter mal durch die Decke beschossen, weil es einfach keine Kollisionsabfrage für die Pfeile gab.

Die Missionen sind dafür sehr abwechslungsreich: Außenposten erobern, Flotten vernichten, Festungen verteidigen und befestigte Städte belagern. Obwohl natürlich auch die übliche Echtzeit-Aufbauarbeit gefragt ist, wird es dennoch nicht so schnell langweilig. Leider gibt es aber meist nur einen Lösungsweg, da die Missionen oft streng linear aufgebaut sind. Nur selten führen Nebenwege zum Erfolg.

Trial & Error

Dass nicht alles an Rise & Fall gelungen ist, merkt ihr in der ersten Mission von Kleopatra, wo noch viel Ausprobieren angesagt ist. Ihr sollt einen Bogenplatz halten, bis ein königliches Schiff eintrifft, das euch abholt. Das ist eigentlich eine
Bisweilen ist zu Beginn nicht ganz klar, was ihr eigentlich tun sollt.
Aufgabe für Herkules, da die Römer zahlenmäßig haushoch überlegen sind. Um zu wissen, was ihr tun müsst, müsst ihr die Mission mindestens vier Mal gespielt haben. Wisst ihr nicht, wohin es geht, werft ihr eure wenigen Truppen dem Feind entgegen und sie werden von den Römern aufgerieben. Wieso erfahrt ihr nicht gleich, wohin die Königin muss, um abgeholt zu werden? Weiß sie etwa den Weg zum Hafen in ihrer eigenen Stadt nicht?

Zudem macht euch die Wegfindung der eigenen Einheiten zu schaffen, die nicht immer vom Feinsten ist. Insbesondere die Belagerungsmaschinen haben ihre Probleme in engen Passagen, wo sie oft sinnlos umherirren. Bisweilen blockieren sich auch die Bauern beim Einsammeln von Rohstoffen. Auch große Verbände von Reitern verfransen sich oft und kommen dann nacheinander in Häppchen an. Die Voreinstellung der Bogenschützen ist nicht gelungen, da diese auf "aggressiv" gestellt sind und vorstürmen. Da sie in vorderster Front nichts ausrichten, macht sie der Feind schnell nieder. Ihr müsst sie umständlich von Hand auf "Position halten" stellen, damit sie die Römer von oben mit einem mit einem Pfeilhagel eindecken. Schön ist wiederum, dass die Truppenbewegungen von der einheitlichen Marschgeschwindikeit profitieren: So können Speerkämpfer und Reiter als geschlossener Verband zum Feind ziehen. Falls ihr diesen Komfort nicht wollt, könnt ihr ihn auch in den Optionen abschalten - das sollten alle Echtzeit-Strategiespiele anbieten!

Antike Seegefechte

Die große Stärke des Spiels liegt im Seekampf - hier kann kein Konkurrenztitel mithalten. Immer wieder kommt es zum Aufeinandertreffen von Schiffen, denen eine dreifache Funktion zukommt: Beim Rammen von anderen Booten, dem Beschießen von Gebäuden
Nahansicht eines Kampfes auf See: Die Ägypter entern über eine Planke ein Schiff der Römer.
 an Land und als schwimmende Kaserne für Landungsoperationen. Durch die Ausbildung eines Matrosen, legt ihr die Rolle des Schiffs fest. Ihr könnt dann Entern wie die Römer, um sie für euch zu nehmen. Dazu müsst ihr wie auf Land gegen die Besatzung kämpfen. Wem das zu mühsam ist, der kann auch versenken. Bildet ihr einen Trommler aus, so könnt ihr besser Rammen, was die Technik war, auf die Karthager und Griechen setzten. Nur die größten Pötte können Katapulte an Bord nehmen. Die Matrosen reparieren auch Schäden an Bord.

Die Seeschlachten sind nicht nur Rome überlegen, sondern auch allen anderen historischen Echtzeit-Strategiespielen. Zwar funktioniert das Rammen nicht immer, wie ihr euch das vorstellt und das Versenken dauert etwas, anstatt das Schiff gleich in Stücke zu reißen, aber die Funktionen der drei Schiffstypen -Galeere, Bireme und Trireme- überzeugen einfach. Ihr bestimmt, was euer Schiff machen soll: Versenken, entern oder Schiffskaserne. Darüber hinaus überzeugt, dass ihr jedes Ziel an Bord einzeln beschießen und auch jedem Soldaten einzeln Befehle erteilen kann. So könnt ihr nicht nur das Schiff als Ganzes anwählen sondern auch jeden Matrosen und den Helden, was neue taktische Möglichkeiten eröffnet.

Übliche Massenschlachten

Die Landschlachten sind leider nicht so einfallsreich und spannend wie jene auf dem nassen Element, denn hier wird nur die übliche Strategenkost geboten. Das ist nicht schlecht, aber eben nicht neu und aufregend. Ihr könnt die bekannten
Bei den Massenschlachten entscheidet meist die Zahl der Krieger und nicht das taktische Geschick.
Einheiten wie Schwertkämpfer, Lanzenstreiter, Bogenschütze und Reiter zu größeren Verbänden zusammenfassen, die sich mit Ziffern versehen lassen. Es gilt das übliche Stein-Schere-Papier-Prinzip, wonach jede Einheit besonders gut geeignet ist, eine andere zu bekämpfen, aber auch ihren Meister findet. So sind Reiter gut gegen Schützen und werden von Lanzenträgern bekämpft.

Die Zahl der 80 Einheiten ist begrenzt, wobei die Stufe eurer Stadtzentren und die Tempel eine Rolle spielen. Bei den Einheiten spielt die Moral eine große Rolle, die sich durch Training mit den Helden steigern lässt. Bildet ihr von eurem Ruhmkonto einen Heiler oder Zenturio aus, so könnt ihr die Einheiten verbessern, was den meisten an ihrer Ausrüstung im Felde auch anzusehen ist. In den Schlachten gibt es keine Geländevorteile, so dass Bogenschützen von einer erhöhten Stelle nicht mehr Schaden anrichten. Die Formation, die die Soldaten von alleine bilden, hat keine Bedeutung. Leider formieren sich nicht wie bei Rise of Nations verschiedene Typen zu einer Einheit. Die Bauern errichten Belagerungsmaschinen wie den Rammbock, mit denen ihr das Tor einreißen könnt
                 
Rise & Fall: Civilizations at War ab 25,99€ bei kaufen

Kommentare

Beckikaze schrieb am
Vielleicht bekommt das Spiel dadurch nochmal die ihm gebührende Aufmerksamkeit.
Tolles Spiel. Hatte ich das schon gesagt? :)
Anguille schrieb am
Beckikaze hat geschrieben: Dagegen kauft niemand Rise of Legends, weil es einen unbequemen Einstieg hat.
Oh doch...ich habs! :D
Hans_Wurst80 schrieb am
Okay gut argumentiert, geb mich in dem Punkt geschlagen. Aber zu bedenken bleibt dennoch, dass auch (wie heutzutage bei fast allem) der äußere Schein eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt - und große Namen augenscheinlich noch viel mehr.
Hab Company of Heroes noch nie gespielt, weil ich zur Zeit tatsächlich nicht so wirklich an das WW2-Szenario rankomme, aber da es mittlerweile für nen 10er zu haben ist, kann sich das ja noch ändern. :wink: Dass Rise & Legends kommerziell nicht der Überhit wird, kristallisierte sich schon z.B. im PC-Games-Test heraus, als der Tester das Spiel zwar für hervorragend befand, gleichzeitig aber "die große Masse" der Leser darum bat, dieses Spiel nicht zu ignorieren... was wohl aber leider trotzdem geschah.
Dass ein Setting "außer der Reihe" auch Erfolg haben kann, sieht man an Bioshock; dessen ungewöhnliches 50er-Jahre-Unterwasser-Szenario gab in der Presse vor Release auch Anlass zu Bedenken, dass sich das gute Stück nicht verkaufen würde... der Rest ist Geschichte. Aber ist Bioshock auch innovativ? Ich glaube nicht oder nur bedingt, denn Deus Ex, Stalker u.a. verwenden die Spielmechaniken ebenfalls in ähnlicher Form.
Ich denke mal, dass Innovationen heute darum so vorsichtig in Spielkonzepte eingebracht werden, weil sie zwar von allen lauthals gefordert wird, aber unter dem Strich dann nicht oder nur zögerlich gekauft wird. Gerade C & C 3 ist ein gutes Beispiel: durch und durch klassisch, deswegen auch kritisiert und trotzdem verkauft wie warme Semmeln. Darum kann man auch EA keinen Vorwurf machen, seine Spiele nur behutsam zu ändern... ihr eigener Erfolg und der Misserfolg "innovativerer" Spieleschmieden scheint ihnen recht zu geben.
Nun ja, wenn es kein zweites R & F geben wird, trösten wir uns halt noch eine Weile mit dem ersten - schick sieht es für ein RTS ja nach wie vor aus. :D
Beckikaze schrieb am
Da muss ich dir jetzt teilweise widersprechen und zwar derart, dass das Setting allein natürlich nicht darüber entscheidet, ob ein Spiel innovativ ist bzw. gut ist.
Company of heroes ist beispielsweise trotz WW2 ein großartiges Strategiespiel. Und wenn mans genau nimmt, dann ist das Setting von Rise & Fall ja auch sehr ausgelutscht. Wichtig ist viel mehr, was dahinter steckt, also wie das Spiel designt ist.
Ich könnt mir zum Beispiel auch sehr gut ein RTS im WW2 vorstellen, das ebenfalls einen Heldenmodus enthält, obwohl das weniger gut ins Setting passen würde als zur Antike beispielsweise.
Vielmehr kann man jedoch beobachten, dass sich viele Spieler neue Spielkonzepte wünschen, aber dennoch die klassischen Genrevertreter die Verkaufszahlen bestimmen. C&C 3 beispielsweise ist ein Beispiel dafür, das sich vom Konzept her kaum entwickelt hat und trotzdem kaufen es alle.
Dagegen kauft niemand Rise of Legends, weil es einen unbequemen Einstieg hat.
schrieb am