Test: Multiwinia: Survival of the Flattest (Taktik & Strategie)

von Benjamin Schmädig



Release:
13.10.2008
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Einfacher ist zum Glück die Handhabung der erwähnten Gruppen: Klickt auf irgendeinen Multiwinianer und wählt das Symbol für Formation. Jetzt (und praktischerweise auch jederzeit später) stellen sich alle freien Männer aus der Umgebung in Reih und Glied vor dem Offizier auf, marschieren fortan gemeinsam und kämpfen vor allem effektiver. Im Gegenzug kommen sie nicht so schnell vom Fleck wie ihre ungebundenen Kollegen. Beide legen jedoch eine fragwürdige Wegfindung an den Tag, wenn sie z.B. den taktisch
Diese Rakete müsst ihr in Rocket Riot durch Einnehmen von Solarzellen betanken, bevor eure Multiwinianer an Bord dürfen.
sinnlosen Umweg über eine fast senkrechte Bergwand nehmen oder sich gar selbstständig in einem Fluss ersäufen.

Per Zufall ans Ziel?

Indem ihr also den Nachschub in Richtung Front dirigiert, wo ihr eure Papp-Kämpfer (es sind tatsächlich Sprites!) möglichst effektiv vor dem Gegner aufbaut, besetzt ihr entweder die meisten Brutpunkte (Domination), nehmt markierte Zonen ein (King of the Hill), schnappt euch eine Statue und beschützt deren langsame Träger auf dem Weg zum Ziel (Capture the Statue), stürmt schwer bewachte Stützpunkte oder verteidigt selbige  (Assault), nehmt lange genug Solarzellen ein, damit ihr eure Rakete schneller mit Treibstoff füllt als der Gegner seine (Rocket Riot) oder besetzt markierte Zonen, bevor ihr endlich das feindliche Hauptquartier stürmen dürft (Blitzkrieg).

Wie gesagt: Weil man stets nur Einheiten schiebt und eine Partie laut Voreinstellung ohnehin nur zwischen fünf und 15 Minuten dauert, halten sich Abwechslung und Langzeitmotivation in engen Grenzen. Eine Partie gegen gleich starke Gegner kann zwar unglaublich packend sein, dieser Effekt verpufft allerdings recht schnell, sobald man ein paar solcher kurzen Runden hinter sich hat. Multiwinia fehlt einfach der Tiefgang, um dauerhaft an die Maus zu fesseln. Immerhin lockern aber teils sehr mächtige Extras den Ablauf in sämtlichen Spielvarianten spürbar auf - ausgerechnet dieses Zufallselement sorgt oft am ehesten für Spannung.

Blitzender Retro-Lack

Da fallen nämlich in regelmäßigen Intervallen Kisten vom Himmel, und sobald eure Multiwinianer den Inhalt aufgelesen haben, dürft ihr die Extras einsetzen. U.a. gibt es Transporter, die bis zu 100 eurer Mannen schnell und sicher ans Ziel bringen sowie mit Soldaten besetzbare Geschütze und Flammenwerfer. Ihr erschafft außerdem Wälder, welche die Seelen feindlicher Krieger stehlen, macht eure Soldaten kurzzeitig unverwundbar,
Die mächtigen Extras wirbeln viel Staub auf dem Drahtgitter-Teppich auf.
lasst sie besonders viel Schaden anrichten oder ihre Feinde zu Verbündeten konvertieren. Ihr könnt auch Meteoritenschauer auslösen, Atomwaffen abschießen oder einfach Napalm über den einfarbigen Strichgegnern abwerfen. Wer stets schnell genug Extras sammelt und für den richtigen Zeitpunkt aufhebt, erarbeitet sich wichtige Vorteile. So entstehen kleine Höhepunkte, die in dem strahlenden Retro-Lack zum Leben erweckt werden, der Darwinia so einzigartig machte.

Es ist faszinierend, wie frisch die technische "Notlösung" der Independent-Entwickler selbst in Anbetracht aktueller Grafikwunder wirkt - der visuelle Eindruck ist mit Abstand das Eindrucksvollste an Multiwinias Digi-Krieg! Schade, dass man auf den von Tron geklauten Kulissen nicht einmal eigene Start-, Brutpunkte oder andere Bausteine festlegen kann; der Langlebigkeit hätte das ähnlich gut getan wie ein weltweites Ranglistensystem, eine Lobby oder wenigstens ein Chatfenster, während man auf Mitspieler wartet. Für einen reinen Multiplayer-Titel bietet Introversion einfach eine Idee zu wenig. Immerhin dürft ihr vor jeder Partie etliche Parameter, u.a. Spieldauer, Intervalle zwischen den Abwürfen der Extra-Kisten sowie die Zählweise für die Endabrechnung abändern. Auf Dauer schaffen es aber auch diese Zugaben nicht, die immer wieder zuschnappende Motivationsbremse zu lösen. Multiwinia ist der Snickers unter den Taktikern: zwischendurch lecker, auf Dauer kaum nahrhaft.          

Kommentare

herrzitrone schrieb am
ich frag mich mal, wie lange der tester multiwinia eigentlich gezockt hat, bevor er so einen bericht abgeliefert hat. es braucht sich niemand wundern, warum derzeit nur noch grafisch aufgebügelte add-ons von spielerisch mittelmässigen titeln veröffentlicht werden, wenn alles, was nur ein wenig aus der reihe fällt (ich frag mich, wie zur hölle herr schmädig auf die idee kommt, die grafik sei eine "notlösung"...vielleicht ist sie ja absicht), links liegen gelassen wird.
natürlich ist multiwinia nicht mit spielen wie supreme commander oder C&C zu vergleichen...und da bin ich so froh drum!!!
Für mich ist multiwinia das erste strategiespiel seit starcraft, in das ich wieder zeit und hirnschmalz investiere, und warum??
es hat keine ellenlangen buildtrees, keine dreihuntertfünfzig verschienede einheiten, wo eigentlich drei reichen würden, weil doch alles nur auf schere/stein/papier hinausläuft.
Mir fällt vor allem bei SupCom oder Earth negativ auf, dass nach ellenlanger einarbeitungsphase die strategischen und taktischen züge immer wieder gleich sind, obwohl es so viele verschiedene möglichkeiten gibt.
Bei Multiwinia gibts das alles nicht. da gibts eine einheit, die schießt und granaten wirft, die dort hingeht, wo ich hinklicke und die man in einer rechteckige formation zusammenfassen kann und das wars...hört sich nach wenig tiefgang an?? wenn man von anderen strategietiteln gewohnt ist, erstmal stundenlang den techtree zu lernen, könnte man fast davon ausgehen.
taktik, timing, mikro, darum gehts in multiwinia. wo sind die choke - points? wo gibts nen scheinangriff mit kanonenfutter, damit der gegner eine lücke in der verteidigung aufmacht? wie nutze ich das gelände am besten aus? geb ich dem gegner einen unwichtigen spawnpoint, damit er seine streitmacht auseinanderzieht und ich einen wichtigeren bereich einnehmen kann?
leicht zu verstehen, schwierig zu meistern. ohne umständliche steuerung, ohne upgradewahnsinn und basisbau. einfach nur taktik pur und immer anders.
kann...
hank11 schrieb am
Hab die Demo gespielt und bin sehr angetan. Auf einer Lan ist das bestimmt der Brüller...
ehmm...gibt es einen Lan Modus?
shor schrieb am
Naja. Also man hat insofern Einfluss darauf als dass man seine Mannen entweder in Formation (mehr Schaden, dafür anfälliger für Granaten und brennende Bäume :D ) oder nicht in Formation laufen lassen kann (weniger Schaden, dafür nicht so anfällig für oben genannte Dinge).
4P|Benjamin schrieb am
Sabrehawk hat geschrieben:Das beantwortet die Frage nicht... Formationen JA oder NEIN?
Oder gibt es nur EINE Formation?
*hust* Verdammich, darum geht's also, tut mir leid!
Wie shor schon geschrieben hat: Es gibt genau eine Formation und jede Gruppe trabt auch stets in dieser Aufstellung übers Feld, man hat also null Einfluss darauf.
Ben
shor schrieb am
Also in der Demo gab es genau eine Formation! Also JA! (Meiner Meinung nach...)
Das Fehlen von Ranglisten usw. hält mich bisher auch noch vom Kauf ab. Allerdings beginnt sich mein Bekanntenkreis auch gerade mit Multiwinia zu infizieren! :) Und für ein gepflegtes Spielchen zwischendurch rockt Multiwinia schon!
Mir gefällt auch dass ziemlich schnell ziemlich große Schlachten entstehen :)
schrieb am