Test: Unlimited Saga (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Entwickler:
Publisher: Atari
Release:
03.11.2003
Spielinfo Bilder  
Die Welt als Brett

Doch vor dem Kampf steht die Erkundung der Spielwelt. Auch in Unlimited Saga - obwohl es hier im Prinzip gar keine Spielwelt im eigentlichen Sinn gibt. Stattdessen schreitet ihr von Schauplatz zu Schauplatz und zeichnet dabei eine Art Grundriss des jeweiligen Levels mit - jedenfalls wenn ihr die passende Fertigkeit besitzt. Wenn nicht, seht ihr immer nur euer direktes Umfeld. Zwar wird versucht, den einzelnen Locations mit ein paar gezeichneten Standbildern Leben einzuhauchen, aber im Prinzip kommt ihr euch eher wie auf einem deformierten Schachbrett als wie in einer idyllischen Fantasy-Welt vor. Selbst bei Stadtbesuchen könnt ihr euch nur von Standbild zu Standbild klicken und euch an statischen Charakter-Portraits ergötzen.

Individuelles Quintett: Bis zu fünf Charaktere können sich gleichzeitig an den Kämpfen beteiligen.

Leblose Fassade

Nichtsdestotrotz ist das zugrunde liegende Charakter-Design recht gut gelungen - nur eben nicht sehr lebendig. Aber letztendlich wirkt in Unlimited Saga überhaupt nichts lebendig. Animationen gibt es gerade einmal bei der grafischen Darstellung des Kampfverlaufs und die sind alles andere als beeindruckend. Wenig beeindruckend sind auch die dicken PAL-Balken und die mäßigen FX. Der Soundtrack ist hingegen sehr stimmungsvoll und auch an den englischen Sprechern gibt es nur wenig auszusetzen, außer dass sie viel zu selten in Aktion treten und man über 90 Prozent der Dialoge selbst lesen muss. Solide Englischkenntnisse sind dabei Pflicht, auch wenn die Story meist blass und simpel bleibt.

Zweidimensionaler Raumklang

Die Soundkulisse wurde sogar in Pro Logic II abgemischt, auch wenn das bei einem 2D-Spiel wie Unlimited Saga nur wenig bis gar keinen Sinn macht. Da wäre uns ein 60Hz-Modus wesentlich lieber gewesen. Aber egal, der Sound ist mit Sicherheit einer der wenigen Lichtblicke in der Präsentation von Squares ansonsten eher unscheinbarem Rollenspiel-Experiment und macht das abstrakte und trostlose Levelabgrasen überhaupt erst erträglich.

Immerhin werden euch laut Publisher mehr als 350 Stunden Spielzeit zugemutet. Die erreicht ihr allerdings nur, wenn ihr mit jedem der sieben Charaktere sämtliche Haupt- und Neben-Quests absolviert und bei der Waffen- und Charakter-Entwicklung fleißig experimentiert.

Combo-Entscheidung: Angriffe lassen sich entweder sofort ausführen oder miteinander verketten.

Keine Erfahrungspunkte

Aufleveln im klassischen Sinn könnt ihr euch nämlich nicht. In Unlimited Saga gibt es keine Erfahrungspunkte oder ähnliches. Stattdessen dürft ihr nach jedem erfolgreichen Abenteuer neue Fähigkeiten lernen oder alte verbessern, um eure Charakterwerte dauerhaft zu erhöhen. Dabei kann es aber auch immer wieder vorkommen, dass man Nullrunden oder Verschlechterrungen in Kauf nehmen muss. Neue Fähigkeiten schlummern jedoch auch in Waffen und Rüstungen, die man mit den nötigen Utensilien in der örtlichen Schmiede auch verändern oder reparieren kann. Bis ihr wisst, welche Fertigkeiten unentbehrlich sind und auf welche ihr vorerst getrost verzichten könnt, wird es aber auf jeden Fall ein Weilchen dauern.

Zitterpartie: Auch für das Entschärfen von Fallen braucht ihr mehr Glück als Verstand.

Motivation gleich null

Dafür habt ihr jedoch sehr differenzierte Möglichkeiten, eure Charaktere nach euren Vorstellungen zu formen und zu trainieren. Das müsst ihr aber erst einmal wollen, und genau da liegt das Problem. Es macht einfach keinen Spaß, sich durch all die Menüs und Standbildchen zu arbeiten, um eine schlagkräftige Party auf die Beine zu stellen. Und auch die zähen Zufallskämpfe und -ereignisse zehren mehr an den Nerven als dass sie unterhalten - von den teils peinlich schlechten Dialogen ganz zu schweigen. Und so traurig es klingt: Das schönste an Unlimited Saga ist die edle Verpackung und die Bonusdisk mit dem Final Fantasy X-2 Prolog Eternal Calm...

Kommentare

USERNAME_2541563 schrieb am
Ein Remake wäre sicher sicherlich ganz gut, aber nur wenn man einiges ausbessert. Vor allem diese total langweiligen Dungeonkarten sollten stark verbessert werden.
Und wozu es damals diese seltsamen PAL-Balken brauchte ... werde ich wohl NIE verstehen. Das Argument: "Das Original war ja NTSC" gilt nicht. Die ganzen US Serien damals kamen ja auch OHNE Balken und in unserem "Tempo" zu uns.
Leider scheint sich SE nach US nicht mehr an neue Sagas ran zu trauen, was schade ist. Denn abgesehen von diesem Teil waren die anderen wirklich gut. Saga war schon immer sehr experimentell, ich denke sogar die kommerzielle Experiment-Schmiede um zu testen: "Was kommt bei der Masse eigentlich an?" - Bei Unlimited hat man ziemlich ins Klo gegriffen. Auch weil es eben nur englische Texte gab, während die Extra-DVD eben DEUTSCHE Texte hat. Da fühlt man sich zu Recht verarscht.
Cpt. Silberlocke schrieb am
fand das game klasse, charakterwahl en masse, komplett random encounters. leider auch echt schwer, kam nie sonderlich weit... aber 42% als wertung kommen mir ungerechtfertigt vor.
Felian schrieb am
Das Stimmt, ich fand es auch überraschen das Emphermal Fantasia in Europa erschienen ist. IMO eines der schelchtesten RPGs die ich je gespiel thabe, kurz gefolgt von Beyond the Beyond.... aber naja... Ich hoffe ja noch immer das wenigstens Suiokoden 4 den Weg nach Europa findet, wenn auch eher unwahrscheinlich.
4P|Jens schrieb am
bin im prinzip deiner meinung - auch wenn ulimited saga in meinen augen eindeutig den tiefpunkt der serie markiert. am meisten ärgert mich aber auch, dass pal-spielern perlen wie suikoden 3, xenosaga, oder die dragon-quest-serie vorenthalten werden, während man dafür mit gurken wie unlimited saga, kings quest, ephermal fantasia & co sowie miesen pal-anpassungen und schwachen lokalisierungen abgespeist wird. aber scheinbar gibt es trotzdem noch genug ramsch-käufer, denn sonst würden die publisher doch aufhören, jede menge drittklassiger ware anzubieten... :cry:
Felian schrieb am
War es nicht immer so das jeder der SaGa Teile als Alternativ bezeichnet wurde? Sei es nun Romancing Saga damals auf dem SNES oder die SaGa Frontier Teile auf der Playstation... keines der Teile bekam wirklich gute Bewertugnen, da diese Titel generell gesehen wirklich auf Rollenspieler zugeschnitten sind. ich für meinen Teil hatte an allen Teilen meinen Spaß (zugegebenermaßen habe ich Unlimited Saga nicht gespielt, da mti die finanziellen Mittel für soetwas derzeit fehlen, ebenso wie die Zeit). Ich fand sie meist innovativ udn mal anders als diese standartrollenspiele und IMO waren sie auch alle besser als die neueren Final Fantasy Teile, wobei es an die wirklichen Hits von Square auch nciht ran reicht....
IMO jedoch schade das ein KRam wie die SaGa Sachen in Europa erscheinen, jedoch wirklich gute Titel wie Genso Suikoden 3, Xenosaga oder ähnliches jedoch nicht... naja, verstehe einer Konzerne....
schrieb am