Ayrton Sennas Spieletraum
Einmal mehr dreht man also an Bord fiktiver Open-Wheel-Boliden in einem riesigen Stadion seine Runden, wo zum ersten Mal nicht nur Asphalt- und Sand befahren werden, sondern auch Eis und andere neue Streckenteile. Und erneut geht es alleine um die Zeit: Kontrahenten gibt es zwar, allerdings nur in Form von Geisterfahrern, die nie mit dem eigenen Wagen kollidieren.
Im Solo-Modus handelt es sich dabei je nach Einstellung um die eigene Bestmarke oder die aufgezeichneten Rekorde anderer Spieler, im Splitscreen für bis zu vier Spieler und in Online-Herausforderungen werden die gleichzeitig fahrenden Gegner auf diese Art zu störfreien Orientierungspunkten. Rüdes Rempeln gibt es somit nirgendwo, Kunststücke bringen keine Punkte und so dreht sich jedes Rennen alleine um die schnellste Zeit bzw. Bronze-, Silber-, Gold- oder gar Authoren-Medaillen für besonders gute Runden. Eine ständige Online-Anbindung wird übrigens vorausgesetzt.
Eine zentrale Rolle spielt außerdem der Editor, mit dem man eigene Kurse erstellt und der praktisch genauso funktioniert wie in den Vorgängern: In übersichtlichen Menüleisten sucht man das gewünschte Bauteil heraus, um es in einer gewünschten Höhe und Position beliebig zu platzieren. Es gibt keinerlei Restriktionen. Soll die Karte anderen Spielern zugänglich gemacht werden, muss man natürlich die Ziellinie erreichen können, das ist aber auch schon alles.
Sand-, Eis- und Buckelpiste
Alt und neu: Obwohl sich vieles vertraut anfühlt, bringen neue Streckenelemente Abwechslung ins Spiel.
Und tatsächlich macht mir Trackmania in seiner aktuellen Form so viel Spaß wie in den Jahren zuvor, zumal ich das frische Artdesign ebenso mag wie den schwungvollen Soundtrack. Das auch auf Konsolen erschienene
Turbo gefällt mir zwar nach wie vor besser, da es neben Stadium drei weitere Umgebungen enthält und auch audiovisuell noch mal in einer anderen Liga spielt – gerade das Stadion sieht dort schlicht famos aus. Dafür gibt es in der PC-exklusiven Neuauflage komplett neue Streckenteile, die selbst erfahrene Sekundenjäger vor interessante Herausforderungen stellen.
Da ist z.B. Sand, welcher den Matsch des Vorgängers ersetzt und auf dessen meist ebenem Boden man das Fahrzeug viel besser kontrollieren kann. Abgesehen davon verliert man beim starken Einlenken schneller an Speed, sodass man lieber größere Kurvenradien mit konstanter Geschwindigkeit fahren sollte, anstatt eine möglichst enge Linie um den Scheitelpunkt zu suchen. Das bringt auf ähnliche Weise Abwechslung ins Spiel wie die extrem rutschigen Eis-Beläge, auf denen man oft wie in einer Bobbahn nur von einer hohen Außenwand in die richtige Richtung gelenkt wird.
Auch das frische, elegante Artdesign ist Nadeo gelungen.
Mein Favorit sind aber die neuen Buckelpisten mit ihrer gleichförmigen Wölbung zur Mitte der Fahrbahn hin. Deren Erhebung ist nämlich so stark, dass man mitunter selbst durch Spitzkehren wie durch Steilkurven rast. Richtig spaßig ist das Springen über die Mittelpunkte einer Folge kurzer Kurven. Herrlich anspruchsvoll sind Abschnitte, in denen man auf der Außenseite der Wölbung entlang muss.
Präzisionsarbeit
Hinzugekommen sind nicht zuletzt Felder, die u.a. eine Zeitlupe aktivieren, mit deren Hilfe man Passagen meistert, die sonst kaum machbar wären. Ein anderes Feld schaltet Turbinen ein, die den Wagen nicht nur stark beschleunigen, sondern auch schweben lassen – was ebenfalls neue Manöver ermöglicht, da man auf diese Art im Handumdrehen große Distanzen überwindet und sogar riesige Steilwände hinauf donnert. Obwohl sich vieles sehr vertraut anfühlt, erweitert Nadeo das Stadion also sehr sinnvoll.
Das Fahrverhalten gehört ohnehin zum Besten seiner Art, wenn man die Vehikel millimetergenau an den Rändern enger Kehren vorbei drückt, falls man den Einlenkpunkt perfekt erwischt. Und das alles funktioniert mit analoger Steuerung, aber besonders mit digitalen Eingaben wunderbar präzise, wobei die Flitzer für mein Empfinden sogar noch exakter durchs Stadion rollen als bisher. Gerade beim Durchfahren von Loopings hat man etwas mehr Kontrolle über die genaue Spur, was auch daran liegt, dass es jetzt statt der blanken Ego-Perspektive eine Sicht aus dem Cockpit heraus gibt. Nur vor einem Sprung sollte man den Wagen sehr genau positionieren, da man Drehungen in der Luft nicht in jedem Fall so leicht auffangen kann wie in den Vorgängern. Das macht vor allem das, was früher A08 geheißen hätte, zu einem... einzigartigen Vergnügen.