Test: Uncharted 2: Among Thieves (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
10.03.2009
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ab 4,84€
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Kleine Lampe, große Wirkung

Zunächst klettert es sich leicht und intuitiv: Erst im letzten Drittel des Spiels zieht der Schwierigkeitsgrad an.
Genau hier kommt Nathan ins Spiel, der zunächst eine Öllampe aus dem Istanbuler Museum stehlen soll, in der sich angeblich Hinweise auf den Schatz verbergen. Doch Uncharted 2 beginnt nicht mit einem kühnen Bruch am warmen Bosporus, sondern mit einem Schwenk in die Zukunft, und zwar in die verschneiten Höhen im Himalaya: Nathan wacht blutbeschmiert in einem Zugwrack auf, das gefährlich knarzend über einem Abgrund baumelt. Wie kam er dort hin? Für Antworten bleibt zunächst keine Zeit: Hat man sich für einen der vier Schwierigkeitsgrade (ein fünfter kann freigespielt werden) entschieden, muss man sich kraxelnd und balancierend einen Weg hinaus bahnen.

Und schon hier besticht das Abenteuer nicht nur mit seiner intuitiven Klettersteuerung, sondern auch mit einer grandiosen Kulisse und verblüffend genauen Regie. Da wähnt man sich gerade beim Hangeln in Sicherheit und schwups - es kracht, es reißt und die Kamera zeigt den bedrohlich rutschenden Zug! Probleme mit der Perspektive hat man so gut wie nie, denn die Sicht schwenkt fast immer optimal und gibt den Blick frei auf das bisher schönste Spiel des Jahres, das Killzone 2 und auch Resident Evil 5 in den Schatten stellt.

Das idyllische Dorf

In diesem Abenteuer steckt sehr viel akribische Recherche, was Sprache, Hausformen, Tempel, Kleidung und
Uncharted 2 verblüfft immer wieder mit einem Wechsel von arktisch kalt nach tropisch heiß - man hat das Gefühl, durch alle Klimazonen zu reisen.
Alltagsgegenstände angeht, die in den besuchten Regionen vorkommen. Aber es steckt noch viel mehr hochbegabte Handarbeit darin, was optische Details angeht - hier wurde nichts dem Zufall überlassen, hier wollte man gezielt regionale Eigenheiten von der Tracht bis zur Teetasse einfangen und virtualisieren. Das ist Naughty Dog so meisterhaft gelungen, dass man zwischendurch anhält, staunt und einfach nur schaut. Und das ist eine Qualität, die selbst im Zeitalter des Grafikfetischismus nur ganz wenige Spiele bieten.

Es gibt eine Stelle, in der man keinen Schuss abgeben, keinen Sims hinauf klettern und kein Rätsel lösen muss, aber wie gebannt vorwärts geht, weil man die Kultur des Himalaya regelrecht spüren kann. Im sechzehnten von insgesamt sechsundzwanzig Kapiteln wandert man durch dieses idyllische nepalesische Dorf, das von mächtigen Bergwipfeln umgeben ist, deren schneebedeckte Zacken man glasklar am Horizont erkennt. Der Wind pfeift einem um die Ohren und bunte Wimpel flattern vor strahlend blauem Himmel an weit gespannten Leinen. Irgendwo spielen Kinder, eine Frau dreht sich neugierig um und ein mächtiger Stier grast friedlich auf einer Wiese. Der weiße Putz glänzt im Sonnenlicht, rote und grüne Türbalken locken Besucher mit ihren Verzierungen und ein alter Mann schleift etwas in seinem Schuppen.

Was ist alles möglich?

Sehr ansehnlich werden die Szenen animiert, in denen Drake seine Gegner in Abgründe zieht.
Während man durch dieses Dorf schlendert, diese bestickten Trachten und diese individuellen, von der Sonne gegerbten Gesichter betrachtet, denkt man sich fast schon ehrfurchtsvoll: Hey, Naughty Dog, wollt ihr nicht bitte ein neues Shenmue   machen? Oder ein Reise-Abenteuer für National Geographic? Oder ein ganz neuartiges Rollenspiel, in dem ich die Geheimnisse dieses Hochlandes lüfte? Obwohl rein gar nichts passiert, obwohl man lediglich zwei Kindern einen Ball zuspielen und drei versteckte Schätze aufsammeln kann, kann man sich der Magie dieses Ortes kaum entziehen. Er gewährt eine Ahnung dessen, was in der Spielwelt an Stimmungen noch alles möglich sein könnte. Er ist einfach wunderschön.

Und dann kommt der Panzer. Dann kommen Banditen, Schreie und Explosionen. An diesem Punkt in der Mitte des knapp dreizehnstündigen Abenteuers, an dem man noch ein wenig grafiktrunken ist, denkt man sich tatsächlich: Muss das jetzt wieder sein? Müsst ihr jetzt alles wieder kaputt machen? Warum kann man nicht mal ein Spiel entwickeln, indem man das Schöne erkundet? Immer dieser destruktive Trümmerfetisch. Aber spätestens, wenn man die Frauen flüchten und die Männer sterben sieht, wird man wieder wach, vergisst den naiven Idealismus und schlägt in praktischer Actionrealität zurück. Denn auch hier macht das Spiel so richtig Spaß, auch hier hat sich Naughty Dog eindeutig verbessert - also Feuer frei!       
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Kommentare

Chibiterasu schrieb am
Ja, das ist halt der Preis für die schöne Grafik. Da wird überall getrickts.
Befürchte daher auch bei "Last of Us" dass das nicht so offen wird, wie viele sich das vorstellen - aber mal sehen.
Bin jetzt durch den 3er und das Finale war noch extrem schwach. Hat mich nur noch gelangweilt. Dabei war der Schauplatz am Ende grandios designt.
Man hält sich aber gefühlt nur ein paar Minuten drin auf... bis mal wieder !ACHTUNG SPOILER!
Spoiler
Show
Alles zusammenbricht! :wink:
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich den Teil nicht fast schlechter als Teil 1 finde...
Also mit der Serie bin ich durch. Teil 2 war ein gutes Spiel, kann man sich geben um nen Eindruck von der Serie zu bekommen.
Den Rest halte ich für total entbehrlich.
Vejieta hat geschrieben:[
hab aber ähnliches mit der god of war reihe mitgemacht wie du mit uncharted. nachdem mich teil 1 geflasht hat wurde ich bei teil 2 so was von weggehauen aber teil 3 hab ich eher teilnahmslos gespielt und war dann froh als ichs durch hatte.
Mich hat der 3er auch lange nicht mehr sooo begeistert aber das Gameplay macht mir bei GoW einfach Spaß und das ist der entscheidende Unterschied.
Hab auch die HD Version der PSP Teile gespielt und selbst die machten noch Spaß (Ghost of Sparta ist sogar richtig gut).
Ascension werde ich mir daher schon ansehen - auch wenn ich momentan noch nicht scharf darauf bin.
crewmate schrieb am
Chibiterasu hat geschrieben:Ja.
Überhaupt ein Wahnsinn wie detailliert die Schauplätze sind und dann rennt man da nur wie ein Irrer durch.
In der Art würde ich zB gerne ein Hitman spielen oder etwas mit ähnlich langsamen Gameplay (kenne das neueste noch nicht).
Ganz zu schweigen davon das die immer schön hinter einem dicht machen damit man auch ja nicht wieder zurück kann und nochmal gucken kann. Kenn ich so zumindest aus der Zweier Demo.
Levi  schrieb am
Vejieta hat geschrieben:
oppenheimer hat geschrieben:So ging es mir auch.
ich hab schon bei teil 2 auf dem zug mit uncharted aufgehört. teil 3 nichtmal angefangen geschweige denn ausgeliehen oder gekauft.
hab aber ähnliches mit der god of war reihe mitgemacht wie du mit uncharted. nachdem mich teil 1 geflasht hat wurde ich bei teil 2 so was von weggehauen aber teil 3 hab ich eher teilnahmslos gespielt und war dann froh als ichs durch hatte.
naja ... aber uncharted läuft bei den meisten eben so ab:
1: jor ... ok ... hübsch ... aber nen bisschen sehr stumpfes ballern
2: jop ... richtig hübsch, angenehm etwas zurückgehaltener Action-Krachbum-Grad und eine gute Erzählung
... und dann 3 ... worüber ich noch nichts sagen kann :P ...
Vejieta schrieb am
oppenheimer hat geschrieben:So ging es mir auch.
ich hab schon bei teil 2 auf dem zug mit uncharted aufgehört. teil 3 nichtmal angefangen geschweige denn ausgeliehen oder gekauft.
hab aber ähnliches mit der god of war reihe mitgemacht wie du mit uncharted. nachdem mich teil 1 geflasht hat wurde ich bei teil 2 so was von weggehauen aber teil 3 hab ich eher teilnahmslos gespielt und war dann froh als ichs durch hatte.
Chibiterasu schrieb am
Ja.
Überhaupt ein Wahnsinn wie detailliert die Schauplätze sind und dann rennt man da nur wie ein Irrer durch.
In der Art würde ich zB gerne ein Hitman spielen oder etwas mit ähnlich langsamen Gameplay (kenne das neueste noch nicht).
schrieb am