Nichts für Grafikdesigner
Ebenso enttäuschend präsentieren sich die Lackierungsoptionen: Schlimm genug, dass für jeden Wagen nur eine(!) unifarbene Standard-Werkslackierung angeboten wird. Noch schlimmer wiegt aber die Tatsache, dass man bei der Erstellung eigener Designs kreativ massiv eingeschränkt wird und mit vorgefertigten Mustern Vorlieb nehmen muss, deren Großteil es außerdem noch freizuschalten gilt. Es ist zwar schön, dass für das Club-Logo drei Schichten miteinander kombiniert, leicht skaliert und auch Farben angepasst werden dürfen. Doch zum einen harmonieren die gebotenen Mustergruppen nur selten gut miteinander und zum anderen wirkt ein Großteil von ihnen schlichtweg billig designt sowie austauschbar. Wenn ich daran denke, was talentierte Lackierer für großartige Kunstwerke mit den gebotenen Werkzeugen eines Forza Motorsport erschaffen, hat man hier eine gewaltige Chance vergeben. Wie gerne hätte ich z.B. unser 4P-Logo als Club-Lackierung erstellt anstatt auf 08/15-Grafiken ohne Aussagekraft zurückgreifen zu müssen...
Ohren auf!
Gerade schwachbrüstige Boliden hören sich etwas (zu) lasch an.
Das Thema Motorenklänge wurde von den Entwicklern immer wieder gerne hervorgehoben. Immerhin setzte man sich das hehre Ziel, nicht weniger als die neue Referenz in diesem Bereich erreichen zu wollen. Zu diesem Zweck montierte man an den meisten Boliden bis zu 16 Mikrofone, um originalgetreue Aufnahmen von den Aggregaten zu ermöglichen. Doch gemessen am Aufwand ist das Ergebnis eher ernüchternd: Vielen Motoren fehlt es klanglich an Kraft – vor allem die kleineren Sportwagen hören sich extrem schwachbrüstig an. Fährt man dann noch in der Cockpitansicht, wird der Sound sogar so stark gedämpft, dass man die Motoren mit ihrem sonoren Schnurren kaum noch wahr nimmt.
Klar, so ein einfacher Golf GTI ist keine ultimative Rennmaschine. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass der begehrte Volkswagen klanglich sehr viel mehr hermacht als das, was hier geboten wird – und nicht hinsichtlich dessen, was man von außen wahrnimmt. Auch im Cockpit ertönt der reale Sportwagen aus Wolfsburg viel „böser“ und längst nicht so zahm wie im Spiel. Besser hören sich die stärkerer motorisierten Sportwagen an – allen voran die Ferraris, BMW-Modelle oder Hyper Cars. Doch auch hier vermisst man dieses kernige, besondere Etwas, das die Klänge eines Forza Motorsport so großartig macht. Es fällt mir zwar etwas schwer, den Unterschied in Worte zu fassen, aber die Motoren strahlen im Microsoft-Rennspiel viel stärker ihre Kraft aus, der Sound drückt förmlich aus den Boxen und bietet in den verschiedenen Drehzahlbereichen mehr klangliche Variation. Hinzu kommen weitere Kleinigkeiten wie die Tatsache, dass Evolution zwar gerne Fehlzündungen mit kleinen Flammen aus dem Auspuff grafisch inszeniert, diese aber viel zu selten auch klanglich mit dem typischen Krachen abbildet. Immerhin wirken sich aber Fahrten durch Tunnels auf die Motorensounds aus, obwohl man den Eindruck bekommt, als hätten die Sounddesigner hier einfach nur einen Standard-Hall-Filter über die Aufnahme gelegt. So vermisse ich auch hier mehr Variation. Wie gesagt: Bei PS-starken Flitzen wird durchaus was für die Ohren geboten, doch von einer neuen Referenz kann hier keine Rede sein.
Sehenswerte Schauplätze
Der Tag-/Nachtwechsel ist klasse und kann mit einem Zeitraffer beschleunigt werden - das Wettersystem soll aber erst später nachgereicht werden.
Das kann man von der Grafik schon eher behaupten – zumindest, wenn man sich auf die Rennspiele der PS4 beschränkt. Denn technisch wischt DriveClub mit Konkurrenten wie Need for Speed Rivals den Boden auf und zählt mit zu den ansehnlichsten Titeln, die man derzeit auf der neuen Sony-Konsole finden kann. Fünf Schauplätze mit jeweils elf Pisten (inkl. Umgekehrten Strecken) ist zwar nicht gerade üppig, doch unterscheiden sich die Regionen sehr deutlich voneinander. In Kanada führen die Straßen vornehmlich durch Wälder und Wiesen, umrahmt von beeindruckenden, teils Schnee bedeckten Gebirgsketten oder idyllischen Seelandschaften. In Chile dominieren dagegen karge Felsen und Brauntöne die Szenerie, während ein Abstecher nach Indien mit seinen saftig grünen Wäldern und Staubpisten wie eine Mischung aus Chile und Kanada wirkt. Auch in Norwegen erfreuen malerische Landschaften das Auge, in denen auch der glitzernde Schnee am Streckenrand und in den Bergen nicht fehlen darf. Und schließlich geht es auch noch nach Schottland, das mit traditionsreichen Gemäuern, viel Wasser und Hügeln beeindruckt. Eine schöne Idee ist, dass vor jeder Kurve verschiedenfarbige Flaggen schon im Vorfeld den Anspruch ankündigen: Bei Grün braucht man quasi nicht vom Gas zu gehen, während bei gelben Flaggen schon etwas mehr Vorsicht angebracht ist und bei rot der Einsatz der Handbremse und ein verringertes Tempo sicher keine schlechte Idee wären. So hat man auch ohne den Blick auf die kleine Streckenkarte eine Vorstellung davon, was einen hinsichtlich des Streckenverlaufs erwartet.
Im Zusammenspiel mit dem sehenswerten Tag-/Nachtwechsel, der sich in Einzelrennen manuell mit einem Zeitraffer beeinflussen lässt, ergibt sich eine sehr stimmige Spielwelt, die zwar nicht die Freiheit eines Forza Horizon 2 bietet und bei all den Details eine Reduzierung der Bildrate auf überwiegend flüssige 30 Bilder pro Sekunde erfordert, aber im Gegenzug mit wünderschönen Landschaften und teils grandiosen Lichteffekten glänzt. Nur bei den Zuschauern am Streckenrand hat man gegeizt und so wirken die jubelnden Herrschaften doch arg klobig. Wer genau hinschaut, erkennt auf den vielen Wiesen oder am Horizont zudem auch das eine oder andere Pop-up und auch die Bildrate scheint sich manchmal am Limit zu bewegen. Was bisher noch fehlt, aber schon bald nachgereicht werden soll, ist das dynamische Wettersystem, das sich hoffentlich nicht negativ auf die Performance auswirkt.