Liebe zum Detail
Grafisch steht man dabei den schicken Boliden mit ihren satten Motorklängen in nichts nach und überzeugt mit einer detaillierten Kulissen, einer stimmungsvollen Beleuchtung sowie sehenswerten Partikeleffekten, die vor allem in späteren Versus-Wettbewerben wie Land Rush und RallyCross durch aufgewirbelten Staub die Sicht beeinträchtigen. Dazu gesellen sich viele kleine Feinheiten wie Marshalls, die bei Regenwetter einen Poncho tragen oder Fahrer, deren Anzüge in offenen Cockpits zunehmend verschmutzen. Wie schön es doch wäre, das alles optional auch in VR erleben zu dürfen – immerhin machte DiRT Rally selbst mit PSVR eine verdammt gute Figur. Hier fehlt in den Optionen dagegen noch jede Spur von einer VR-Unterstützung, doch vielleicht reicht Codemasters sie ja wieder in einem kostenpflichtigen Update nach. Oder hapert es doch an der Technik? In vereinzelten Momenten gerät die Engine angesichts der grafischen Pracht zumindest auf der Standard-PS4 an ihre Grenzen und kann die flüssigen 60 Bilder pro Sekunde nicht immer aufrecht halten. Das ist zwar tatsächlich nur selten der Fall und beeinträchtigt kaum das Renngeschehen, fällt in diesen Situationen aber trotzdem auf.
Hinter dem Steuer der leichten Gelände-Buggys kämpft man nicht nur gegen anderer Fahrer, sondern auch die Schwerkraft.
Ärgerlicher ist das Auftreten der bis zu sieben KI-Rüpel, die den Spieler vor allem beim Start gerne in die Zange nehmen, aber auch sonst mit Schubsen und Abdrängen den Pistenrowdy voll raushängen lassen. Andererseits ist es schön zu sehen, dass Codemasters keine Perfektionisten hinters Steuer setzt, sondern die Fahrer zwischendurch auch Fahrfehler begehen. Die Ansagen per Funk, wo sich gerade andere Fahrzeuge im Umfeld befinden, helfen vor allem in der Cockpitansicht nur wenig – ganz im Gegensatz zu den präzisen Ansagen des Ko-Piloten bei Wertungsprüfungen, dessen Timing sich zudem anpassen lässt. Da es keine Rückspulfunktion gibt, muss man sich als Abschuss-Opfer daher auf den leicht spürbaren Gummiband-Effekt verlassen oder das Rennen neu starten. Diese Neustarts können zwar frustrierend sein, sind aber immerhin unbegrenzt möglich. Wer allerdings die Ausschüttung der Preisgelder erhöhen möchte, minimiert die Anzahl zusammen mit den verwendeten Fahrhilfen.
Fahrer und Manager
Ein Abstecher auf die Eis- und Schneepisten von Schweden darf in einem Rallye-Spiel nicht fehlen.
Denn Einnahmen können nie schaden – vor allem hier, wo man innerhalb der Karriere nicht nur in die Rolle des Rennfahrers, sondern auch die des Team-Managers schlüpft. Neben dem Abschließen von lukrativen Sponsorenverträgen, für deren Extra-Einnahmen man bestimmte Ziele hinter dem Steuer erfüllen muss, steht dabei vor allem das Anheuern von zunehmend qualifizierten Mitarbeitern vom Chef-Ingenieur über Techniker bis hin zu PR-Spezialisten auf dem Programm. Und die wollen selbstverständlich ihren Teil vom Kuchen abhaben. Neben einer Ablöse-Summe muss man den Wunschkandidaten daher auch ein Angebot unterbreiten, an wie vielen Prozent der Einnahmen man sie beteiligen würde. Hinzu kommen Kosten, die für Reparaturen, die Anschaffung von Fahrzeugen und den Ausbau des Hauptquartiers anfallen. Nur wer z.B. seine Entwicklungsabteilung erweitert, kann qualifizierte Mitarbeiter anwerben, welche die entsprechenden Teile erschaffen, mit denen man seinen Fuhrpark in Bereichen wie Leistung und Fahrwerk aufmöbeln kann. Kurz gesagt: Ohne Moos nix los – und das gilt auch für die Karriere von DiRT 4!
Das Konzept, das in Ansätzen auch schon beim Rally-Ableger vorhanden war, ist eigentlich eine interessante Ergänzung, die für einen zusätzlichen Motivationsschub sorgt. Schade nur, dass Präsentation und Aufmachung ähnlich lieblos wirken wie in den meisten Rennspielen von Milestone. Gleiches gilt für den extrem rudimentären Fahrer-Editor. Dabei hat Codemasters doch gerade erst mit F1 2016 gezeigt, wie man es besser macht. Hätte man hier die Entwicklung besserer Teile nicht auch hier an kleine Herausforderungen koppeln und die Inszenierung etwas moderner gestalten können? In dieser Form wirkt es wie ein halbherziger Versuch, die Management-Komponente zwischen Rangaufstiegen und Belohnungen auch noch irgendwie ins Spiel zu quetschen.