Test: Gran Turismo 7 (Rennspiel)

von Boris Connemann



Entwickler:
Release:
04.03.2022
04.03.2022
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Der Moment der Offenbarung war bei mir der Gewinn des BMW M3 aus dem Jahr 1985. Ein schicker Luftfilter hier, ein Sportauspuff dort und Brembo-Bremsen sind immer eine lohnende Investition. Entsprechend aufgepimpt war es sogar möglich, einem neuen M4 auf der Piste das Fürchten zu lehren. Die totale Begeisterung kommt auf, wenn man hier einen Stick-Shifter am Rig sein Eigen nennt. Denn die Gänge weit in den roten Bereich zu ziehen und das krachende Geräusch beim Gangwechsel lassen etwas mehr als nur eine zarte Gänsehaut aufkommen. Bra-chi-al! Das setzt sich glücklicherweise fast nahtlos im Verlauf der Karriere fort: Nissan Skyline GTR VSpec, Porsche 911 GT3 und BMW M6 GT3 lassen richtig Freude an Gamepad oder Lenkrad aufkommen. Kleine Dämpfer gibt es ab und zu natürlich auch: Die ganzen Ami-Schleudern fahren halt lieber geradeaus, als sich geschmeidig in eine Kurve zu legen – da hilft auch nur in den seltensten Fällen der Einbau eines 2-Wege-Differentials. Im Rückblick muss man sicherlich festhalten, dass das überarbeitete Physikmodell von Gran Turismo 7 zu den besten Systemen dieser Art gehört, die auf einer Spielkonsole erlebbar sind.

Was gehört zum guten Ton?


Der BMW M3 ganz links verfügte noch über einen V8-Motor mit 420 PS. Spätere Modelle müssen sich mit nur sechs Zylindern begnügen.
Der BMW M3 ganz links verfügte noch über einen V8-Motor mit 420 PS. Spätere Modelle müssen sich mit sechs Zylindern begnügen.
Die einzigartige Immersion, die mit der verblüffend fein abgebildeten Fahrphysik einhergeht, bekommt bei GT7 zusätzlich noch aus einer ganz anderen, unerwarteten Richtung massive Unterstützung. Denn gerade beim Motorsound bestand mehr als nur ein kleiner Nachholbedarf und Polyphony Digital hat den Dyno bei der Entwicklung scheinbar ordentlich ausgereizt. Bei den meisten Fahrzeugen ist das Motorengeräusch nun deutlich satter und orientiert sich mehr am Original. Pfeifende Turbos, Fehlzündungen und die teils unerklärlichen Geräusche bei der Bewegung des Fahrzeugs im absoluten Grenzbereich, wurden ganz famos umgesetzt; und auf jeden Fall deutlich besser, als es in allen vorherigen Teilen der Serie der Fall war. Bis jetzt am meisten beeindruckt hat mich der Cockpit-Sound des Lamborghini Huracán GT3 – der ist von der Realität so gut wie nicht zu unterscheiden.

Die legendären Fahrzeuge sind ziemlich teuer und kaum eine Anschaffung wert. Denn leistungstechnisch ähnliche Boliden gibt es bereits ab 150K.
Die legendären Fahrzeuge sind ziemlich teuer und kaum eine Anschaffung wert. Denn leistungstechnisch ähnliche Boliden gibt es bereits ab 150.000
Körperliche Schmerzen verursachen hingegen große Teile der musikalischen Untermalung im Menü- und Replay-Modus. Wenn ich noch einmal „Chariots of Fire“ hören muss, läuft mir eher Blut als Adrenalin aus den Ohren. Interpretationen von Klassik, die mit Synthies zum Leben erweckt werden sollen, erweisen sich ebenso als Rohrkrepierer für die Lauschlappen. Kommen dann noch Italo-Disco-Beats auf einer weiteren Spur hinzu, bleibt musiktechnisch nur noch eine Option: Abschalten. Die Musikauswahl ist wohl die mit Abstand schlechteste, die jemals in einem Spiel der Reihe zu hören war. Bei Gran Turismo Sport noch recht gefällig mit ein paar Ausreißern nach oben, ist die musikalische Untermalung in GT7 fast so schlecht, wie der aktuelle Zustand des Online-Modus‘. Womit wir beim nächsten Thema wären, oder besser: bei zwei absoluten Reizthemen in Gran Turismo 7.

Die PR-Rolle rückwärts


Die Roulette-Tickets sind der Inbegriff von Frust. Selbst mit vielen Sternen erweisen sich die Lose in den meisten Fällen als absolute Niete.
Die Roulette-Tickets sind der Inbegriff von Frust. Selbst mit vielen Sternen erweisen sich die Lose in den meisten Fällen als Niete.
Alle Spieler drehen also fleißig ihre Runden und bis auf die üblichen Motzereien kommt die neue Rennsim von Polyphony Digital ganz gut an. Als jedoch alle Testergebnisse so gut wie in Stein gemeißelt sind, sorgt das Update 1.07 für einen mehr als berechtigten Aufschrei: Denn die Höhe der Auszahlungen, die schon vom Start weg recht schmal bemessen waren, wurde plötzlich drastisch reduziert. Dem nicht genug: Es gab wohl ein schwerwiegendes Problem mit dem Update und die Server waren rund 30 Stunden nicht erreichbar. Die Fratze des „Always on“-Features hatte genau dort die Chance, sich in ihrer ganzen Hässlichkeit zu zeigen: Keiner konnte spielen! Zusätzlich war sofort klar, dass Sony hier die Verkäufe der Echtgeld-Pakete aus dem PSN wohl etwas ankurbeln wollte. Aber Spieler lassen sich a) heute nicht mehr so einfach wie früher für dumm verkaufen und b) gab es an ganz anderen Stellen des Spiels Korrekturbedarf.
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Kommentare

DenyDaVito1988 schrieb am
Also ich muss jetzt mal Luft machen, Grafisch und auch vom Gameplay gutes Game, richtig gut! 10/10
ABER !
24 Tickets eingetauscht - 24x den geringsten Preis erhalten. Zufall? KLAAAAAR!
Speziallizenz 8 auf Gold geschafft nach 2,5 Stunden try and error - DIsconnect ! Komischerweise ist aber mein FTP Server und meine Fritzbox online seit 48 stunden...
Also nochmal.
Das mit den Tickets ist noch akzeptabel, aber Online-Zwang das ich meinen erreichten Fortschritt speichern DARF für ein 70? Spiel, ist ein klares KO Kriterium und ich rate zu diesem Zeitpunkt, JEDEM ! der es sich überlegt, davon ab das Spiel zu kaufen.
Rooster schrieb am
Echt ein sehr schöner Test! Geht ins Detail, ist kritisch und hat sogar eine persönliche Note im Einstieg. Weiter so! :-)
Caramarc schrieb am
Usul hat geschrieben: ?08.04.2022 14:28 Das ist ein ungeheuerlicher Vorwurf! Der total stimmt. :Blauesauge: Pater, peccavi! :oops:
Ignosce fatenti
GuessHoeIsBack schrieb am
Tokyo Speedway WTC 600, 2.5Mio Credits/Stunde.
Ansonsten bspw. Ausdauerrennen in Le Mans mit 1,6Mio Credits/Stunde.
Gibt noch einige Baustellen, aber die Creditausschüttung ist mittlerweile in vielen Rennen sehr gut. :)
johndoe1238056 schrieb am
Ja, Nachtests wurden jetzt mal in den Raum gestellt.
Bisher habe ich hier seit der Übernahme zwei Redakteure gesehen... hmm... Die Menge an Nachtests wird eher überschaubar bleiben, behaupte ich jetzt einfach mal so. :ugly:
Es kann natürlich auch sein, dass der klassische Videospieljournalismus eine unerwartete Renaissance erlebt und hier demnächst sechsunddreißig neue Redakteure angestellt werden.
Die Wahrscheinlichkeit für das Einfrieren der Hölle liegt aber mMn höher.
schrieb am