Gute Anleitung, edle Präsentation
Der Weg von der Antike in die Moderne verläuft zwar in einigen Bereichen ganz anders als auf dem PC, aber die Zeit vergeht trotzdem wie im Flug. Natürlich braucht man angesichts der Komplexität des Spiels mindestens ein, zwei Proberunden, bis es flutscht und man das Regelwerk verinnerlicht hat. Das ist aber überaus anschaulich und erklärt - bis auf wenige Ausnahmen im Kampfsystem - alles sehr gut: Auf knapp 32 großformatigen Seiten wird das Spielprinzip mit seinen fünf Runden von der Startphase über den Handel, die Städteverwaltung bis hin zur Bewegung und Forschung erläutert. In welcher Runde man was machen darf, steht auch auf einer kompakten Übersicht, die man neben sein Volk legt.
Üppig gefüllte Box: Über 200 Karten, dazu hunderte Marker für Gebäude & Co, 20 Spielplanteile, 24 Armeefiguren und eine 32-seitige Anleitung.
Die edle Präsentation lässt schnell historisches Flair aufkommen: Es gibt zwar nur acht Plastikfiguren (zwei Scouts, sechs Armeefahnen) für jeden der maximal vier Spieler, aber mit über zweihundert farbig bedruckten Karten für Wunder, Technologien und Armeen sowie hunderten Plättchen für Gebäude, Rohstoffe, Boni & Co stimmt nicht nur die Masse in der üppig gefüllten Box. Schade für Figurenfetischisten ist lediglich, dass die vierTruppentypen Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Luftwaffe ebenfalls nur in Kartenform auftauchen – dafür erkennt man auf ihnen umgehend die Schere-Stein-Papier-Wirkung.
Die grafische Klasse stimmt ebenfalls: Die Artdesigner konnten sich in den Archiven von Firaxis bedienen und sorgen mit ihren Illustrationen für ein stimmungsvolles Ambiente. Vor allem die Zivilisationsbögen mit den Portraits der sechs wählbaren Herrscher (Russland, China, Deutschland, Amerika, Rom, Ägypten) und den damit verknüpften Zählscheiben für Handel und Wirtschaft können sich sehen lassen. Hinzu kommen die 20 Spielplanteile, auf denen die Landschaft aus der Vogelperspektive dargestellt wird – zwischen Gebirgen und Wald erkennt man vielleicht ein Barbarendorf, ein Naturwunder oder einen der seltenen Rohstoffe wie Seide oder Eisen. Wer sich für Civ begeistert, wird schon beim Aufbau seine Freude haben, auch wenn man statt echter berühmter Persönlichkeiten wie Napoleon & Co mit anonymen Feldherren, Forschern und Künstlern vorlieb nehmen muss.
Sechs Völker im Wettstreit
Sechs Völker mit unterschiedlichen Startbedingungen stehen zur Wahl: Amerika, Russland, China, Deutschland, Ägypten, Rom. Auf der Scheibe zählt man Handelspunkte und Münzen.
Aber viel wichtiger als die Präsentation ist natürlich die Spielmechanik. Und da freut man sich gleich zu Beginn über die schon erwähnte Qual der Wahl sowie die offene Struktur. Ziel ist es, mit einem von sechs Völkern eine von vier Siegbedingungen zu erfüllen. Diese erfordern eine unterschiedliche Spielweise und evtl. auch einen darauf abgestimmten Anführer, der nicht als Figur auf dem Brett erscheint, aber dessen Portrait gleichzeitig das Volk symbolisiert. Man kann zwar mit jedem Volk jedes Ziel erreichen, aber man kann sich den Start etwas erleichtern, wenn man auf die speziellen Vorteile achtet – immerhin bekommt Ägypten gleich ein Weltwunder, Rom ist schon in der Republik, während die anderen im Despotismus herum dümpeln, und Amerika darf eine große Persönlichkeit ziehen, die eine Stadt umgehend verstärkt.
Wer den Kultursieg anstrebt, hat mit China die besten Karten, sollte natürlich jene Wunder und Gebäude errichten, die Kulturpunkte einbringen und sich in der Stadtverwaltung den Künsten widmen. Wer den Wirtschaftssieg sucht, ist mit Amerika gut bedient und sollte den Erwerb von Münzen priorisieren, die es u.a. nach gewonnenen Kämpfen, auf der Karte oder über Forschung geben kann. Wer den Technologiesieg inkl. Weltraumbesuch will, sollte es auf die Mehrung der Handelspunkte absehen, denn mit ihnen kann man sich schneller entwickeln. Und wer es kriegerisch mag, sollte natürlich von Beginn an die Staatsformen und Wunder erforschen, die der Armee zu Gute kommen – ein Anführer wie Bismarck kann auch nicht schaden, denn er startet mit zwei zusätzlichen Infanterietruppen.