Brettspiel-Test: Cities Skylines - Das Brettspiel (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Publisher: Kosmos
Release:
01.10.2019
Spielinfo Bilder  
Ein Hauch von Tetris

So entsteht natürlich auch etwas Puzzleflair, denn man muss die geometrisch unterschiedlich designten Teile so drehen oder platzieren, dass man möglichst viel davon hat. Manche kann man frei in einen Stadtteil legen, andere profitieren vom Anlegen an eines oder gar zwei Gebäude, so dass man vor allem Ärzte, Polizei oder Feuerwehr frühzeitig mittig, aber nicht zu weit voneinander weg platzieren sollte, damit man sie später über ein Wohngebiet verbinden kann. Das scheint angesichts des recht kleinen Stadtgebietes gar nicht so einfach. Aber man darf weitere der verdeckt ausliegenden Gebiete öffnen, um sich mehr Platz zu verschaffen - nur hat man genug Geld dafür erwirtschaftet?

Schön ist nicht nur, dass man die Auswirkungen eines Baus sofort auf einer klar strukturierten Verwaltungstafel markiert, so dass die Marker aus der anfänglich mittleren Position ständig bewegt werden, man alles im Blick hat und sofort Gespräche über den nächsten Zug entstehen: Ups, jetzt ist der Verkehr schon auf drei von maximalen fünf Punkten - da müssen wir aufpassen! Hat jemand eine Karte, die ihn eindämmen kann? Ach, lass uns noch einen Zug riskieren! Schön ist auch, dass es klare Wechselwirkungen bei Erreichen eines Meilensteins gibt: Denn Strom, Wasser und Müll sorgen dann umgehend für mehr oder weniger Zufriedenheit, die schließlich die finale Punktzahl auf der Skyline des Pappaufstellers bestimmt.

Der Weg zur Weltmetropole

Es wird immer enger in der Stadt!
Es wird immer enger in der Stadt!
Mit etwas Erfahrung kann man schließlich weitere der sechs Spielplanteile hinzu nehmen sowie Szenarien spielen, die das Regelwerk jeweils etwas ergänzen und an die 40 weitere Karten hinzufügen. Darunter befinden sich interessante Ergänzungen wie Rollen für jeden Spieler (man zieht zwei, wählt eine aus), die ihm Zusatzfähigkeiten verleihen, verpflichtende Stadtrichtlinien oder News mit sofortigen Effekten, die man in die Zugstapel mischt. Da die fünf Szenarien aufeinander aufbauen, entsteht durchaus soetwas wie ein Kampagnenflair, wobei zum Schluss quasi ein offenes Szenario mit fünf variablen Stadtplänen und selbst gewählter Schwierigkeit möglich ist, die sich in drei Stufen am Startkapital orientiert. Wie gut man sich schlägt, kann man auch an einer Rangliste mit acht Plätzen erkennen, auf der ganz oben die "Weltmetropole" ab 61 Punkten und mehr thront.

Was gefällt nicht so gut?

Was soll gebaut werden?
Was soll gebaut werden?
Zwar ist Cities Skylines - Das Brettspiel einigermaßen ansehnlich auf Karten & Co illustriert, zumal jedes Bauplättchen eine eigene Miniaturkulisse von oben zeigt, aber ich hätte mir eine noch stärkere grafische Präsentation gewünscht, damit ein wirklich prächtiges städtisches Mosaik auf den Spielplänen entsteht. Die Anleitung ist klar verständlich, aber bei der Unterteilung von Gebieten und Stadtvierteln gibt eine konfuse Erläuterung und auch visuell hätte man die exklusiven Bauten deutlicher markieren können. Außerdem vermisse ich noch mehr geometrische Variation bei den Gebäudeteilen sowie einen kompetitiven Modus; immerhin kann man theoretisch auch solo loslegen. Aber das sind nur kleine Schwächen in einem vor allem konzeptionell interessanten Aufbauspiel.

Fazit

Cities Skylines - Das Brettspiel inszeniert unterhaltsamen Städtebau für bis zu vier Spieler. Man grübelt, kauft, baut und plant alles zusammen, so dass Zug um Zug viel am Tisch gesprochen wird, während alle ein Auge auf Umweltbelastung, Verkehr und Kriminalität haben müssen. Auch wenn die ersten Partien früh enden können, weil man die wichtigen Funktionen noch nicht kennt, entsteht mit etwas Praxis aufgrund der sehr durchdachten Wechselwirkungen ein spannender Aufbau mit etwas Tetrisflair, wenn man die Gebäude in zig Typen auf dem immer enger werden Plan platziert. Nur wenn man als Team vorausschauend plant und etwas Glück beim Ziehen hat, wird man lange genug Geld haben und die Zufriedenheit der Bewohner auf maximale Werte steigern können. Rustan Håkansson serviert hier ein gutes Brettspiel mit einigen charmanten Bezügen zum PC-Original.

Ihr sucht kompetitive Alternativen im Städtebau? Zwei Tipps aus unserem Archiv: Wer es kurzweiliger und exotischer mag, baut in Machi Koro mit Würfelglück und Kartentaktik für knapp 13 Euro. Und einen Hauch von SimCity samt Hexfeldflair gibt es in Suburbia für knapp 35 Euro.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

calmon schrieb am
Mein Geheimtipp zum Thema Städtebau bei Brettspielen: Neom
Im 7-Wonders Style draftet man diverse Gebäude und baut sich eine Stadt auf. Die Draft Mechanik macht super Spass vor allem wenn man es mit 4-5 Spielern spielt. Es gibt Unglücke, dazugehörige Schutzgebäude, verschiedene Typen von Gebäuden (Wohn, Industrie, Rohstoffproduktion, etc.).
Beim aller ersten draft, hot man sich insgesamt 3 Sondergebäude auf die Hand mit denen man quasi seine Strategie ausrichtet.
Kann ich nur empfehlen!
blackstr schrieb am
Vielen Dank für den Test.
Ich hatte schon etwas länger überlegt, mir das Spiel zu holen.
Der Test und ein YouTube Video haben mich überzeugt es mir zu Weihnachten zu gönnen :D
Raskir schrieb am
Habe mir das überlegt mitzunehmen auf der Spielwiesn. Wurde dann doch ein anderes genommen, behalte ich aber im Auge
Die Erwähnung von machi koro gefällt mir aber, eine gute Alternative zu Dominion :D
SneakyTurtle schrieb am
Schöner Test wie immer, danke an dieser Stelle :)
Ich denke allerersings ich werde da lieber bei Suburbia bleiben und mir da eher mal die Erweiterung gönnen.
schrieb am