Paradox'scher Anspruch lässt grüßen...
...wenn man nach sieben Runden bereits so versagt hat, dass die Stadt hoffnungslos verloren ist. Obwohl wir alles andere als Anfänger sind, komplexe Brettspiele mögen und man sich sogar vor jedem Zug absprechen darf, hat das scheinbar nicht gereicht: Denn egal welche Karte wir spielen würden, gäbe es immer einen Punkt zu viel von Kriminalität, Verkehr oder Umweltbelastung - arghs! Aber wieso, weshalb, warum? Natürlich war auch ein wenig Pech dabei: Wir haben einfach keine Polizei-Station gezogen, die jeweils ganz unten im Stapel lag! In den ersten Spielen fühlt man sich fast ein wenig an widerspenstige Paradox'sche Strategie à la
Imperator: Rome oder
Europa Universalis 4 erinnert.
Aber keine Bange, der Vergleich hinkt:
Cities: Skylines - das Brettspiel ist kein undurchschaubares Biest, sondern logisch aufgebaut und mit klaren Bezügen zum erfolgreichen PC-Spiel konzipiert. Letztlich ist es ein angenehmes kooperatives Familienspiel, das für Kommunikation am Tisch sorgt. Das Scheitern gehört hier allerdings zum Konzept, denn man baut eine Stadt aus dem Nichts auf, um über Meilensteine mit Zwischenwertungen eine möglichst hohe Zufriedenheit der Bevölkerung zu erreichen. Weil man zu Beginn noch nicht ganz einschätzen kann, welche Wechselwirkungen es gibt und wie man wirklich effizient baut, kann das Game Over schonmal früher grüßen. Aber je länger man es versucht, desto beser wird man!
Auf der Suche nach Balance
Cities Skylines - Das Brettspiel ist auf Deutsch für knapp 35 Euro bei Kosmos erschienen.
Das empfanden wir als frische Herausforderung in einem Aufbauspiel, in dem die Balance zwischen Ausgaben und Auswirkungen der Infrastruktur sehr wichtig ist: Denn auf jeder Karte, die man zum Bau kauft und ausspielt, so dass ein entsprechendes Plättchen (Wohnungen, Gewerbe, Industrie, Versorgung, Dienstleistung, Spezial) wie ein Tetris-Teil auf den Plan gelegt wird, gibt es sowohl positive als auch negative Effekte.
Wer ein Wohngebiet errichtet, bekommt mehr Bevölkerung, aber verliert Wasser. Wer ein Ärztehaus errichtet, zahlt ein Geld, aber erhöht die Zufriedenheit. Hinzu kommen Karten, die Strom, Umweltbelastung, Verkehr, Kriminalität & Co positiv oder negativ beeinflussen. Und all die Mali sowie Boni verstärken sich mit höheren Werten, so dass eine angenehme Tiefe entsteht.
Man kann allerdings nicht frei entscheiden, was gebaut wird, sondern ist von den fünf zufällig gezogenen Karten abhängig, die man offen mit allen anderen der bis zu vier Mitspieler vor sich auslegt.
Aber man kann Karten gegen Geld auch austauschen und einigermaßen taktisch ziehen, denn es gibt Stapel in drei Stufen, in denen sich unterschiedliche Gebäude von einfach bis komplex befinden. Erst wenn man ein Stadtviertel einigermaßen entwickelt hat, sollte man z.B. von der dritten Stufe ziehen, denn die Boni dieser Karten setzen vorhandene Infrastruktur voraus.