Brettspiel-Test: Doom - Das Brettspiel (Rollenspiel (Dungeon-Gefechte))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Der Meister der Monster

Und dafür kann er nicht nur böse Ereignisse ausspielen, die für Munitionsknappheit, Hinterhalte oder Bewegungshemmung sorgen, sondern acht Monstertypen auf sie hetzen: Die schlurfenden Zombies, die schnellen Tritenspinnen oder die Hundemutanten sind noch das geringste Übel. Gefährlicher sind jene, die wie der Imp, der Archvile oder der Mancubus über Distanz angreifen - und das kann weh tun. Schließlich kann der Spielleiter auch die Klitschkos unter den Monstern auf die Marines hetzen: Ein Treffer bedeutet manchmal schon den Tod, wenn man in den Korridoren auf einen Hell Knight oder einen Cyberdemon trifft. Erstere besitzen auch noch die Fähigkeit des Zurückwerfens und der Rundumattacke,die gleich alle Feinde trifft: Abstand ist gesund...

Das erste Szenario beginnt noch friedlich: Drei Marines stehen in einem Korridor, können sich mit Waffen und Munition eindecken. Aber dann geht der Alarm los...
Das erste Szenario beginnt noch friedlich: Drei Marines stehen in einem Korridor, können sich mit Waffen und Munition eindecken. Aber dann geht der Alarm los...
Um es kurz zu machen: Die Marines haben es verdammt schwer. Allerdings haben sie deutlich mehr Lebenspunkte als ihre Widersacher und verlieren das Spiel erst, wenn sie sechs mal innerhalb eines Szenarios sterben; sie können im Gegensatz zu den sofort zerfetzten Monstern reanimiert werden, verlieren dann aber ihre bis dahin erbeutete Rüstung. Jede Waffe bringt übrigens besondere Fähigkeiten mit sich: Die Kettensäge etwa den Rundumangriff sowie Zusatzschaden, die Schrotflinte das Zurückwerfen und die Durchschlagskraft - damit kann man mehrere Feinde hintereinander treffen. Besonders cool ist das Aufspüren der Granate: Damit kann man sie ohne Sichtkontakt um die Ecke werfen!

Was verbirgt sich hinter der nächsten Tür? Der Spielleiter deckt nur das auf, was im Sichtbereich liegt und liest kleine Beschreibungstexte vor.
Was verbirgt sich hinter der nächsten Tür? Der Spielleiter deckt nur das auf, was im Sichtbereich liegt und liest kleine Beschreibungstexte vor.
Hört sich alles nach Krawumm und Rabatz  an? Ist aber in der Praxis heikel, denn erstens muss man die entsprechenden Waffen erstmal haben und dann kann auch noch die Munition knapp werden - von Ladehemmungen ganz zu schweigen! Die Marines können dem schnellen Tod nur entgehen, wenn sie die Waffensysteme von der Pistole über Schrotflinte, Granate, Kettensäge und Raketenwerfer bis hin zum mächtigen Energiespucker BFG sowie ihre militärischen Fähigkeiten effizient einsetzen - am besten im schlagfertigen Team. Um einen Vergleich für Videospieler zu bemühen: Doom erinnert vom Spielrhythmus eher an einen Taktikshooter wie Rainbow Six: Vegas als an Run & Gun der Marke Serious Sam . Aber das ist gar nicht schlimm, sondern sorgt nur für mehr Kommunikation unter den Spielern. Und wer das ernst nimmt, kann schon mal drei bis fünf Stunden an einem (!) der fünf Kapitel hocken.

Friedhof für Einzelgänger

Wer hier als Egoist nur an reflexartiges Geballer denkt, wird nicht mal das erste Szenario "Knietief in Leichen" überleben, geschweige denn das Finale "...und dann kam die Hölle" überhaupt erreichen. Schon an diesen Levelnamen erkennt man: Doom hält sich sehr nah an die Vorlage von id Software. Es fühlt sich aufgrund des hohen Bodycounts auch wie ein Shooter an, ist aber Rundentaktik in Reinkultur mit futuristischem Rollenspielflair: Die
Sichtlinien, Bewegungstaktik, Reichweitenermittlung - die gute deutsche Anleitung erklärt alles mit Beispielen.
Sichtlinien, Bewegungstaktik, Reichweitenermittlung - die gute deutsche Anleitung erklärt alles mit Beispielen.
vorgefertigten Szenarien bieten erzählerisch zwar keine umwerfende, aber im Rahmen der Doom'schen Welt dennoch spannende Story mit teilweise angenehm ausführlichen Beschreibungstexten und bösen Überraschungen, die für Stimmung sorgen - alle fünf Abenteuer sind logisch miteinander verbunden. Natürlich kommt es darauf an, in welchem Ambiente und mit welchem Spielleiter man das Ganze erlebt; sehr hilfreich ist immer, einen passenden Soundtrack laufen lassen. Das Potenzial für Rollenspiel ist jedenfalls vorhanden: Man sammelt Schlüssel und Passwörter für Türen, hortet drei Munitionsarten, bekommt Hinweise von Überlebenden, löst auf bestimmten Feldern Ereignisse aus, notiert die eigenen Killpunkte und kann seinen Charakter damit weiter entwickeln, so dass er mehr Munition, Rüstung oder Fähigkeiten wie "Heckenschütze" , "Kundschafter" oder "Arzt" bekommt. All das wird für das nächste Abenteuer am besten per Stift gespeichert, damit man gestärkt weiter machen kann.

Man kann sich hier wesentlich schneller zurechtfinden als in den komplexen Regelnetzen von StarCraft - Das Brettspiel . Das Spielprinzip ist einfacher, bietet aber wesentlich mehr Finessen als die Klassiker Hero- oder StarQuest: Man bewegt seine Spielfigur waagerecht, senkrecht oder diagonal in verschachtelten Korridoren, muss Sicht- und Schusslinien beachten und dabei zwischen Attacke, Lauerhaltung und Rückzug entscheiden: Wer sprintet, kann zwar acht statt vier Felder weit voran kommen, aber nicht schießen. Wer angreift, darf zwar bis zu zweimal feuern, aber muss stehen bleiben. Und nur wer vorrückt, darf vier Felder gehen und dann noch ballern. Sehr hilfreich kann die unterbrochene Bewegung sein: Mann kann erst um eine Ecke gehen, dann die Rakete abfeuern und sich wieder aus der Schusslinie zurückziehen.

Kommentare

Beckikaze schrieb am
Wohl wahr. Tolles Spiel, das leider viel zu wenig Beachtung fand. :cry:
Sir Richfield schrieb am
Nuhahaha, habe das damals auf der Spiel in Essen für 30? + zweites Spiel bekommen. Hauptspiel wie Addon.
Ja, es ist ein saumäßiger Spaß, für alle Beteiligten. Als Gamemaster kann man hier auch so richtig fies sein (Protip: Spinnen spawnen - die machen dann einen RIESENbogen um Luftschächte, die Marines.)
Noch geiler ist, dass mit dem Addon auch Deathmatch dazu kam. Dann wird aus einer Runde einer gegen alle ein jeder gegen jeden. Wie damals.
Das einzige Problem an dem Spiel ist: Es braucht einen GROSSEN Tisch. Und ich meine groß! Zudem muss man den Tisch zwischen den Runden gerne mal stehen lassen, denn das Auf- und Abbauen dauert gefühlt ewig.
spielen damit macht aber saumäßig Spaß, absolute Empfehlung für jemanden, der noch reale Zockfreunde hat, die LANs vermissen. ;)
Nuoroda schrieb am
Vielen Dank! Hab´s gleich bestellt.
schrieb am