Brettspiel-Test: Spartacus: Ein Spiel über Blut und Verrat (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
01.12.2012
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Ruhmreiche Gladiatoren

Nimmt man am Kampf teil, erhält man je nach Ruhm des Kämpfers einen Tribut: Erfahrene Champions bringen irgendwann sechs Gold – es lohnt sich also, Veteranen aufzubauen. Sind die Duellanten bestimmt, darf jedes Haus zwischen einem und maximal drei Gold auf den Ausgang wetten. Tippt man den Sieger richtig, erhält man das Doppelte zurück; tippt man auf eine Verletzung oder Enthauptung bekommt man sogar das Dreifache zurück. Außerdem bekommt der Hausherr des siegreichen Gladiatoren einen Einflusspunkt und der Kämpfer selbst einen Gunstpunkt. Eine schöne Regel besagt übrigens, dass der Veranstalter an Einfluss verliert, wenn er einen beliebten Gladiator durch den Daumen nach unten töten lässt – das Publikum ist also auch als eine Macht im Hintergrund erkennbar.

Das Kampfsystem ist ein sehr einfaches: Jeder Gladiator oder Sklave verfügt über die drei Werte Angriff, Verteidigung und Schnelligkeit (=Bewegung), die dann jeweils die Zahl der geworfenen Würfel symbolisieren. Nachdem die Initiative über die Schnelligkeit bestimmt wurde, darf man sich einmal bewegen und dann angreifen bzw. sich verteidigen. Dabei wird jeder Würfel einzeln in der Reihenfolge seiner Höhe gegenübergestellt. Man fügt nur dann eine Wunde zu, wenn man in diesem Direktvergleich ein höheres Ergebnis als der Verteidiger erzielt. Kann dieser nicht so viele Würfel gegenüberstellen wie der Angreifer aufbietet, zählen diese ab einem Wert von drei automatisch als Treffer; alles darunter ist ein Patzer.

Wer verwundet wird, muss eine der drei Fähigkeiten umgehend um einen Punkt reduzieren – sinkt eine auf null, endet der Kampf und man kann den Veranstalter um
Das Kampfsystem ist einfach: Angreifer und Verteidiger vergleichen ihre Würfe in absteigender Rangfolge.
Das Kampfsystem ist einfach: Angreifer und Verteidiger vergleichen ihre Würfe in absteigender Rangfolge.
Gnade bitten. Sinken zwei auf null, ist man verletzt und muss länger für die Heilung aussetzen; sinken alle drei auf null, wird der Kämpfer enthauptet. Bevor so ein Duell vorbei ist, kann es mehrere Runden hin und her gehen. Schön ist, dass man die Spielzeit von unter zwei bis an die vier Stunden anpassen kann, indem man sich für einen anderen der drei Spieltypen entscheidet.

Was gefällt nicht so gut?

Wer mit einem Spiel namens Spartacus vor allem Gladiatoren-Gefechte verbindet, könnte vielleicht vom recht oberflächlichen Kampfsystem enttäuscht werden. Mal abgesehen davon, dass die Duelle nicht der Kern des Spiels sind, gibt es trotz Spezialfähigkeiten über einen gewürfelten Pasch, dem Einsatz des Netzes oder höherer Reichweite lediglich rudimentäre taktische Möglichkeiten in der Arena. Außerdem kann sich das Gefecht recht zäh hinziehen, wenn beide eher defensiv agieren – hier sollte man sich überlegen, ein buhendes Publikum als Hausregel einzusetzen.

Man muss sich auch ein wenig in die Spielmechanik reinfuchsen, die ja recht freie Absprachen in jeder der drei Spielphasen ermöglicht. Aber was ist wirklich erlaubt?  Daher sollte man vielleicht einige Hausregeln für strittige Situationen aufstellen. Obwohl die Anleitung gut verständlich ist und anschauliche Beispiele anbietet, kann es mitunter zu Regel-Missverständnissen kommen. Schade ist zwar, dass die Miniaturen der Gladiatoren so schlicht designt sind, aber ansonsten ist die Präsentation ansehnlich. Wer die TV-Serie
Es lohnt sich, einen Champion zu entwickeln: Sechs Gold bekommt man, wenn er in der Arena startet.
Es lohnt sich, einen Champion zu entwickeln: Sechs Gold bekommt man, wenn er in der Arena startet.
kennt, wird aufgrund der vollen Lizenz auch bekannte Schauspieler auf den Tafeln finden.

Fazit

Lust auf Kampf, Intrigen und böse Blicke am Tisch? Dann ist Spartacus genau das Richtige! Drei bis vier Spieler schlüpfen in die Rolle römischer Familienoberhäupter, die wirklich alles tun, um ihre Hausmacht auszuweiten – verhandeln, bestechen, töten, wetten, lügen und betrügen inklusive. Das Spiel verlangt zwar etwas Einarbeitungszeit und läuft minimal zwei Stunden, aber die Zeit vergeht dann im Fluge, weil es sehr abwechslungsreich und spannend zur Sache geht: Man lässt seine Gladiatoren aktiv in der Arena kämpfen, kann Wetten abschließen und zig politische Gemeinheiten vorbereiten. Nichts für den harmonischen Familienabend, aber ideal für Freunde knallharter Machtpolitik. Und ein gutes Beispiel dafür, dass aus einer TV-Lizenz nicht immer Murks werden muss.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

otothegoglu schrieb am
)FireEmblem(Awakening hat geschrieben:Cool. i miss Spartacus. Dagegen sind so viele Serien einfach nur ein Schuss in den Ofen. Anfangs wirkt es oberflächlich und Brutal. Aber je länger man es schaut desto mehr sieht man sich zwischen Intrigen, einer packenden Geschichte und Helden auf beiden Seiten wieder. Es fühlte sich immer so hautnah an mit jeder Träne, jedem Hieb und jedem Block. Und keine langweiligen dürren in anzügen gekleideten strohalme, sondern echte gut aussehende Männer. Kein Wunder warum die meißten da eifersüchtig wurden.
Bin auch ein großer Fan von Spartacus und finde es sehr schade, dass das "richtige" Gladiatoren-Dasein nur in Staffel 01 + Pre-01 stattfand, aber man muss STARZ schon zu gute halten nicht wie DEXTER die Melkkuh daraus gemacht zu haben und sich, ähnlich wie bei Breaking Bad, einfach ihre Story durchziehen zu lassen.
(x_x((o---(*_*Q) Duck Hunt schrieb am
Cool. i miss Spartacus. Dagegen sind so viele Serien einfach nur ein Schuss in den Ofen. Anfangs wirkt es oberflächlich und Brutal. Aber je länger man es schaut desto mehr sieht man sich zwischen Intrigen, einer packenden Geschichte und Helden auf beiden Seiten wieder. Es fühlte sich immer so hautnah an mit jeder Träne, jedem Hieb und jedem Block. Und keine langweiligen dürren in anzügen gekleideten strohalme, sondern echte gut aussehende Männer. Kein Wunder warum die meißten da eifersüchtig wurden.
Die Karten sehen schön illustriert aus und schon wegen Batiatus Gesicht Gold wert.
Jörg Luibl schrieb am
Der Veranstalter wechselt ja im Normalfall ständig - zumindest, wenn die drei anderen Spieler bei der Auktion der Rechte nicht immer pleite sind. Aber dann sind sie auch selber schuld. :wink: Ach so: Die reine Action in der Arena ist auch nicht der Fokus des Spiels; die Kämpfe sind eher Mittel zum Zweck, um Einfluss zu gewinnen. Spartacus entfaltet seine Reize, wenn man es rein machtpolitisch angeht. Wer fiese Spiele à la Junta mag, müsste auf seine Kosten kommen.
M_Coaster schrieb am
Ich finde das Spiel zumindest mit 4 Spielern furchtbar schlecht. Man kann mit gewissen Mechaniken, gerade als Veranstalter viel zu leicht das Spiel bestimmen. Fand es höchst unausgegoren, der Actionteil ist auch nur mittelmäßig.
WulleBulle schrieb am
Episch!
Mehr kann ich zu dem Spiel nicht sagen. Wir spielen es (mittlerweile mit Erweiterung) seit einigen Monaten und es ist, wenn man es denn vergleichen möchte, viel besser als die Serie selbst.
Mit 4,5 oder 6 Spielern wird das unglaublich psychisch, brachial und am Ende natürlich auch gnadenlos.
Das sollte man sich nicht entgehen lassen.
schrieb am