Ein Spiel für Ornithologen?
Nein, keine Bange: Auch wenn es in Flügelschlag natürlich um Vögel geht, muss man kein zoologisches Wissen mitbringen oder gar ein Experte für diese Klasse der Wirbeltiere sein. Zwar schlüpft jeder der ein bis fünf Spieler in die Rolle eines Ornithologen, aber es geht in erster Linie um cleveres Sammeln mit tollen Kombinationen und etwas Taktik. So legt man über
Flügelschlag (Wingspan) ist komplett auf Deutsch bei
Feuerland Spiele erschienen. Es kostet knapp 50 Euro, gilt als ausverkauft, aber soll ab Juli 2019 wieder erhältlich sein.
vier Runden immer mehr Vögel in sein Tableau, das drei Lebensräume zeigt. Wer am Ende die wertvollsten Vögel angelockt, die meisten Eier gelegt und möglichst viele der stets variablen Bonusziele erreicht hat, wird gewinnen. Hat man sich eingespielt, steht der Sieger in einer halben bis Dreiviertelstunde fest!
Beim ersten Aufbau staunt, witzelt und rätselt man erstmal. Es ist verblüffend, welcher Fülle an Vögeln man auf den wunderschön illustrierten Karten begegnet: Die meisten kennen natürlich Amsel, Drossel, Krähe, Adler und Uhus. Aber wie artenreich diese Tiergattung ist, wird schon beim ersten Stöbern in den 170 Karten deutlich: Oder wer kennt die Dickzissel, Kieferntangare oder den Katzenvogel? Brillenstärling, Schopftyrann oder Rosalöffler? Auch der Rest des Artdesigns weiß zu gefallen, wobei die pastellfarbenen Eier umgehend ins Auge fallen. Es gibt aber auch einen Würfelturm, eine Wasserstelle und anderes Zubehör wie einen Kasten für den Nachziehstapel. Mit all dem kann man den Tisch nicht nur gut sortiert vorbereiten, es entsteht auch umgehend eine tolle Atmosphäre.
Vögel mit inneren Werten
Beim Spiel zu viert ist der Tisch gut gefüllt. Die Autorin von Flügelschlag (Wingspan), Elizabeth Hargrave, hat übrigens für die ebenfalls hübsch illustrierte Kartentaktik "Tussie Mussie" einen kleinen Preis gewonnen - dort geht es allerdings um Blumen aller Art.
Im ersten Spiel haben wir uns dabei ertappt, wie wir einfach die interessantesten Vögel auslegen wollten - jeder wollte die coolsten, skurrilsten, niedlichsten oder exotischsten Varianten haben. Aber es geht hier nicht um das Äußere. Auf jeder Karte gibt es neben der hübschen Zeichnung sowie kleinen zoologischen Anekdoten wichtige Infos: Die Art des Futters, des bevorzugten Lebensraumes sowie des Nestes, die Zahl der dort platzierbaren Eier sowie die Flügelspannweite. Zwar sind manche Angaben natürlich für das Spiel konzipiert, aber die wesentlichen Merkmale stammen vom
Cornell Lab of Ornithology, so dass man auch etwas lernen kann.
Aber viel wchtiger ist natürlich der taktische Sammelspaß. Und entscheidend dafür sind die rosa oder braun markierten Spezialfähigkeiten der Vögel, die entweder beim Ausspielen oder später aktiviert werden und z.B. direkt neue Karten, Futter oder andere nützliche Boni bescheren, darunter auch das Stehlen von Eiern, Nutzen fremder Nester, das Fressen von anderen Vögeln, die dann unter der Karte des Uhus oder Adlers landen - das alles erinnert entfernt an
Terraforming Mars. Und diese Fähigkeiten lassen sich in einer Reihe gut kombinieren, so dass sie in einem Zug multiple Boni bringen.
Zunächst geht es darum, seine drei Lebensräume Wald, Wiese und Fluss mit Vögeln zu füllen, von denen man zu Beginn fünf zufällig zieht, dann noch etwas auswählen darf - später warten an der Wassertränke je drei offen ausliegende; außerdem kommen weitere Möglichkeiten über die Fähigkeiten hinzu, um mehr direkte Auswahl zu haben. Trotzdem stehen zunächst die drei am Wasser im Visier aller Beteiligten: Will man den wertvollsten, günstigsten oder hinsichtlich der Fähigkeiten besten Vogel? Oder braucht man spezielle Nester? Was im ersten Spiel noch relativ beliebig scheint, gewinnt immer mehr an Bedeutung, wenn man effizient punkten will.