Schwacher Beginn
Es ist beinahe so etwas wie der "Sixth-Sense"-Effekt: Kennt man die Auflösung, kann man die Hinweise, die es von Beginn an gibt, besser erkennen und deuten. Denn auch wenn der Dunkle Ritter seinen Namen stellvertretend für die gewaltige Ansammlung an DC-Helden und -Bösewichten hergibt, steht hier eigentlich sein Helfer Robin im erzählerischen Mittelpunkt. Anfänglich von mir noch genauso belächelt wie von seinem Mentor, wird er nach und nach immer wichtiger für die Geschichte und den Kampf von Batman & Co gegen Brainiac, der die Erde schrumpfen und seiner Sammlung hinzufügen möchte. Dabei sah alles zu Beginn danach aus, als ob Traveller’s Tales mit dem bereits dritten "großen" Lego-Titel in diesem Jahr das kreative Pulver verschossen hätte. Vor allem hinsichtlich des Humors hat das Batman-Abenteuer zu kämpfen. Die Pointen bleiben platt oder zünden gar nicht und selbst der situative Humor wirkt längst nicht so zielsicher wie in den letzten Spielen rund um die Plastik-Bausteine.
Es kommt hier für die Lösung der Umgebungsrätsel nicht nur auf die Wahl der Figur, sondern vor allem auf die des richtigen Anzugs an.
Mechanisch bietet man ebenfalls Bewährtes: Man läuft immer noch mit einer Auswahl an Figuren durch die großräumigen Abschnitte, zerstört Lego-Bauten, sammelt die freigesetzten Noppen ein und löst meist simple Schalterrätsel. Wie man es von der Batman-Reihe kennt, ist hier aber nicht nur die Auswahl der Figur von Bedeutung, sondern auch der Anzug, den sie trägt und der den menschlichen Helden (bzw. Bösewichten) entscheidende Fähigkeiten verleiht. Später kommen auch noch Figuren wie Superman oder Wonder Woman hinzu, deren Kräfte „natürliche“ Ursachen haben und die daher nicht die Anzugwahl zur Verfügung haben. Alles wirkte wie ein routiniertes Abspulen bewährter Mechanismen. Und damit wäre Lego Batman 3 sicherlich kein schlechtes Spiel geworden. Allerdings auch keines, das mir langfristig in Erinnerung geblieben wäre - zumal mit
The Lego Movie Videogame und
Lego Der Hobbit Bauklotz-Alternativen zur Verfügung stehen.
Weltraum-Wendepunkt
Superhelden wie Batman und Robin kämpfen Seite an Seite mit den Bösen, um Brainiac aufzuhalten.
Doch ab dem Moment, in dem man sich auf den Weg zum Turm der Justice League macht, um dort mit Green Lantern und Martian Manhunter einen Schlachtplan gegen Brainiac zu entwerfen, nimmt das Spiel Fahrt auf - im Rahmen der Möglichkeiten versteht sich. Doch wenn man mit Batmans Raumschiff wie in einem Resogun light um den Turm jagt und Gegner zerlegt oder den sich um seine Mittelachse drehenden Turm emporklettert, während aus allen Richtungen Gegner und Geschosse auf einen zujagen, fühlt sich Beyond Gotham frischer an als viele Lego-Titel der letzten Jahre. Und auch erzählerisch gelingt die Wende – spätestens, wenn die Superbösen wie Lex Luthor, Joker oder Solomon Grundy erkennen, dass Brainiac auch „ihrer“ Erde schaden möchte und sie daher mit Batman & Co einen Waffenstillstand schließen und sie nun gemeinsame Sache machen. Ab diesem Moment kehrt der Humor wieder zurück, zeigt sich dabei aber von seiner nachdenklicheren Seite, da überraschenderweise der Slapstick häufig durch Dialoge ersetzt wird, die zwischenheldische Beziehungen beleuchten.