Pepper Grinder: Ordentlich Pfeffer im Hintern
Ein paar Minuten müsst ihr euch möglicherweise eingrooven, dann funktioniert das Bohren ganz wie von selbst.
Eine Heldin braucht bekanntlich eine Motivation, um in Aktion zu treten, also werden der bislang sehr erfolgreichen Schatzräuberin Pepper zu Beginn von
Pepper Grinder erst einmal alle ihre erbeuteten Reichtürmer abgenommen. Die Schuldigen? Eine Gruppe von notorisch-nervigen Narlingen, bei denen es sich aber ganz offensichtlich nur um die Handlanger einer maskierten Schurkin handelt. Bei dem Versuch, ihre Schätze zurückzuerlangen, stürzt Pepper in eine Schlucht, stolpert aber immerhin über ein praktisches Werkzeug: Den
Bohrer namens Grinder (der Spieltitel ist also wörtlich zu nehmen), mit dem sie sich zu neuem Wohlstand buddeln kann.
Nach mehr Tiefsinn oder Komplexität müsst ihr hier gar nicht graben, denn der Star von Pepper Grinder ist eindeutig das Gameplay. Nach der in einer knappen Minute abgehandelten Introsequenz könnt ihr euch daher ganz und gar dem
unglaublich befriedigenden Bohren hingeben: Per Schulter-(oder L-)Taste startet ihr euren neuen besten Freund und fangt an, euch gleich einem im Ozean schwimmenden Fisch durch den Dreck zu bewegen. Nicht durch alle Oberflächen kommt ihr durch, doch
dank klarem Design lässt sich gut erkennen, wo ihr weiterkommt und welche Bereiche tabu sind.
Durch den Untergrund und an fiesen Zahnrädern vorbei: In Pepper Grinder erwarten euch viele Hindernisse. Gut, dass das Buddeln so herausragend funktioniert.
Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie unfassbar geschmeidig sich das Bohren anfühlt, wie gering der Wendekreis von Pepper ist und wie schnell einem das Gameplay in Fleisch und Blut übergeht: Seine besten Momente serviert Pepper Grinder, wenn es euch einfach
von Plattform zu Plattform graben lässt, ein nie endend wollender Sog aus dem Beiseitebuddeln von Dreck und dem Einsammeln von Edelsteinen. In dieser Hinsicht fühlt sich das Spiel ein bisschen an wie Sonic:
Wenn es läuft, dann läuft es richtig – wenn nicht, nun… dann steuert sich Pepper immer noch genug, um sich nicht wie ein gestrandeter Wal anzufühlen. Trotzdem sind die Abschnitte außerhalb des Drecks eher Stolpersteine in der sonst so reibungslosen Erfahrung.
Durch die Pfeffermühle gedreht
Obwohl das Bohren natürlich die treibende Kraft in Pepper Grinder ist, lässt das Spiel in seiner kurzen Dauer von
rund vier Stunden ansonsten keinen Stein auf dem anderen: Immer wieder werden
frische Mechaniken eingeführt, damit ihr nicht vor Eintönigkeit einen Drehwurm bekommt. Ob Eisplattformen, die nach dem Durchbohren zerbrechen und somit nicht erneut genutzt werden können; Sprinkler, die in Lava neuen Boden zum Buddeln entstehen lassen; oder Kanonen, die euch wie die Fässer in
Donkey Kong Country blitzschnell durch die Level schießen.
Wenn ihr euch mit Kanonen durch das Level schießt, muss das Timing stimmen, sonst landet ihr im gähnenden Abgrund.
Ab und an wird der Grinder dann aber auch mal völlig umfunktioniert: Setzt beispielsweise eine Gatling Gun darauf, um die Narlinge und weitere Feinde
dahinzuschicken, wo der Pfeffer wächst, während ihr auf einem fahrenden Untergrundzug reitet; oder betreibt damit einen Riesenroboter, der etwaige Hindernisse in Schutt und Asche zerlegt, bei engeren Passagen aber auch mal kurz zurückgelassen werden muss, um an
gut versteckte Schätze zu gelangen. Damit verfliegt die Spielzeit und bevor eines der Gimmicks oder die Hauptmechanik auch nur ansatzweise anfängt, langweilig zu werden, habt ihr längst die Credits erreicht.
Eine bunte (Gewürz-)Mischung
Nicht nur spielerisch, auch optisch bekommt ihr
eine Menge Abwechslung geboten: Angefangen bei der sonnigen Karibik geht es dank Lavaströmen bald in noch heißere Gefilde. Schneeschauer sorgen für Abkühlung und ein Giftsumpf mit Häuserruinen erweitern das Repertoire durch eine vierte, durchaus ungewöhnliche Weltenwahl. Die Kulisse wirkt sich, wie bei den verschiedenen Mechaniken bereits erwähnt, natürlich auch aufs Gameplay aus: ein Träumchen. An einigen Stellen hätten die spannenden Gimmicks aber
noch einen Ticken mehr ausgereizt werden können – hier macht sich die begrenzte Levelanzahl dann doch bemerkbar.
Richtig detailverliebt wird das Spiel optisch nur an Orten, wo ihr verweilen könnt. Beim stummen Shopkeeper zum Beispiel.
Dargestellt wird das Ganze in einem
klassischen Pixel-Artstyle, der allerdings im Verhältnis zu anderen Indie-Titeln, auch jüngst veröffentlichten wie
Dave the Diver oder Gunbrella, mitunter etwas minimalistisch wirken kann. Im Gegenzug hilft die simplere Darstellung bei der Wegfindung, außerdem steckt in den Animationen viel Liebe zum Detail, beispielsweise wenn Pepper aus dem Boden schnellt oder die Narlinge mal wieder irgendwelche Übeltaten begehen. Wenn ihr von alldem nicht genug bekommen könnt, ist der
Speedrun-Modus was für euch: In jedem Level ist dann noch einmal das Bohren nach der Bestzeit angesagt, je nach Leistung werdet ihr mit einer entsprechenden Medaille belohnt, mit der ihr dann vor euren Freunden angeben könnt.