In einem eingegrenzten Areal stürmen berittene Krieger auf euch zu, denen ihr ausweichen müsst, um dann den richtigen Zeitpunkt zum Angriff abzuwarten. Habt ihr sie endlich vom Pferd runter, geht es in den Kampf Mann-gegen-Mann. Und das alles, während die noch auf ihren Rossen sitzenden Feinde euch weiter beharken und auch fleißig eine Nachschubwelle nach der anderen anrollt.
Wohl dem, der sich beim Händler kurz vorher mit Heiltränken bis zum Abwinken eingedeckt hat. Denn es führt kein Weg zu dem Heilsspender zurück: Stattdessen wartet nach der harten Schlacht ein weiterer Bossgegner, bei dem viele Anfänger die Segel streichen dürften.
Doch es ist nicht nur allein der herbe Schwierigkeitsgrad, der das Gemetzel nur für die Hardcore-Spielergemeinde uneingeschränkt empfehlenswert macht.
| Eine übersichtliche Kamera wie hier gibt es selten. Meist seid ihr damit beschäftigt, zu raten, woher die Gegner als nächstes kommen. |
|
Sichtprobleme
Das bereits erwähnte Beispiel vom Händler, zu dem es keinen Weg mehr gibt, zeigt, dass das Leveldesign nicht ganz ausgereift wirkt – auch wenn mit zunehmender Spieldauer eine Tendenz nach oben spürbar ist.
Einfache Rätsel, Kombos (fast) ohne Ende, Upgrades, spektakuläre Moves, Magie, neue Waffen: all diese guten Ideen verpuffen neben den suboptimalen Speichermöglichkeiten, die zwar löblicherweise meist vor den Bossen liegen, euch aber in den weiträumigen Abschnitten zu selten geboten werden.
Den Vogel schießt jedoch die Kameraführung ab. Sicher: Man kann die opulente Grafik mit der vorgegebenen Perspektive meist mit strahlenden Augen genießen, doch dem Titel zuträglich ist sie nicht. Denn die ganze Pracht ist mir vollkommen egal, wenn ich um eine Ecke biege und mich vier bis fünf Gegner angreifen, ich aber letzten Endes nur einen oder zwei von ihnen sehen kann und mir dementsprechend keine Chance bleibt, eine Taktik zurecht zu legen. Und auch die Möglichkeit, mit einem Druck auf die R-Taste die Kamera hinter Ryu zu zentrieren, kann nicht helfen, die abgrundtief schlechte und für ein derart hektisches Action-Game sträflich langsame Kamera in erträgliche Bereiche zu hieven.
In den seltensten Fällen hat man bei einem Kampf gegen mehrere Gegner eine gute Übersicht.
Und anstatt dem Spieler die Möglichkeiten zu geben, mit dem rechten Stick nachzujustieren, schaltet Ninja Gaiden bei Betätigung in einen Ego-Modus, in dem man sich zwar neu ausrichten kann, aber auch vollkommen wehrlos den Angriffen gegenübersteht.
Dabei liegen die Qualitäten des Spieles auf der Hand: Die Action ist abwechslungsreich, führt euch durch eine immense Anzahl von Abschnitten und wartet immer wieder mit neuen Überraschungen auf Spieler, die gewillt sind, sich durch den Morast aus Frust und überharter KI zu wühlen.
Optikschmaus
Nicht vergessen sollte man die Grafik, die mit zum Besten gehört, was ausgehungerte Augen derzeit im Konsolenmarkt genießen können. Jederzeit feine Animationen, grandiose Spezialeffekte, die vor allem bei Power-Combos auftreten und hochaufgelöste Texturen in den großräumigen Arealen zeigen, dass Team Ninja die Grafikfähigkeiten der Xbox voll und ganz im Griff hat.
| Ninja Gaiden ist eine klasse Grafikdemo mit einigen spielerischen Schwächen. |
|
Da die Akustik mit ihrem imposanten Aufeinandertreffen von Stahl auf Stahl bzw. Stahl auf Körper sowie einer dezent eingesetzten, stets passenden Musik und guter (englischer) Sprachausgabe ebenfalls überzeugen kann, ist es höchst bedauerlich, dass sich nur ein kleiner Teil der Käufer an der Technik laben wird.
Denn um die letzten Abschnitte mit all ihrem Grafikpomp in Augenschein nehmen zu können, ist nicht nur ein dickes Frustrationsfell, sondern eine perfekte Beherrschung aller Steuerungsmöglichkeiten Voraussetzung.