Nemesis mit neuen Tricks
Während die Handlung stellenweise vor, nach und parallel zu den Ereignissen in
Resident Evil 2 verläuft, knüpft man beim Spieldesign direkt an das
Remake des Vorgängers an. Statt vorberechneter Grafik mit festen Kameraperspektiven gibt es eine Ansicht aus der Schulterperspektive mit freiem Umsehen. Darüber hinaus finden sich die typischen Elemente der Reihe, die vom beschränkten (aber ausbaufähigen) Inventar über das übliche Waffenarsenal samt versteckter Upgrade-Teile bis hin zu Aufbewahrungstruhen reichen. Und selbstverständlich gibt es Zombies. Sehr viele Zombies! In den Straßen, Gebäuden und Gassen von Raccoon City tummeln sich zahlreiche Untote sowie andere Mutationen, die man aufgrund der knapp bemessenen Munition nur schwer alle auf Abstand halten kann. Daher sollte man immer die Augen nach Möglichkeiten offen halten, möglichst viel Kollateralschaden anzurichten. Neben explosiven Fässern finden sich z.B. auch Schalter, mit denen man kleine Bereiche aufgrund der offen liegenden Kabel unter Strom setzen kann.
Trenchcoat-Zombie oder doch etwas Gefährlicheres?
Dadurch lassen sich nicht nur viele Gegner auf einmal brutzeln, die Stromschläge halten einem mit ihrer willkommenen Stopp-Wirkung auch kurzzeitig den rabiaten Koloss Nemesis vom Hals. Der penetrante Verfolger aus dem Original spielt selbstverständlich auch im Remake eine zentrale Rolle und klemmt sich immer wieder an die Fersen des Spielers. Genau wie beim Tyrant aus der Neuauflage von Resident Evil 2, auf dessen KI-Routinen auch der neue Nemesis basiert, ist man in manchen Räumen aber sicher vor dem gefährlichen Monster, das nicht nur mit Schlägen ordentlich austeilen kann, sondern sogar Waffen wie einen wuchtigen Raketenwerfer nutzt. In einer langen Fluchtsequenz voller geskripteter Ereignisse muss man z.B. einem Flammeninferno entkommen, bevor man gezwungen wird, sich einer direkten Konfrontation mit dem übermächtigen Gegner zu stellen. Der Speicherpunkt in Form der altbewährten Schreibmaschine ist zwar vor dem unmittelbaren Bosskampf sinnvoll platziert, zerstört gleichzeitig aber leider auch die Dramaturgie innerhalb des Fluchtabschnitts, weil man plötzlich alle Zeit der Welt hat, obwohl das Gebäude brennt und zuvor alle Zeichen auf Hektik standen.
Neuerungen des Originals übernommen
Auf jeden Fall kann es brennen...
Bei der Spielmechanik hat Capcom im Remake diverse Elemente übernommen, die im damaligen Original neu eingeführt wurden – allen voran die schnelle Ausweichbewegung, um Kugeln zu sparen. Leider war es in der Preview-Version noch schwierig, das richtige Timing für die Anwendung der nützlichen Funktion herauszufinden. Schon die Standard-Zombies reagieren erfreulich unberechenbar: Ihre Bewegungen wirken ruckartiger als im Vorgänger, wodurch man sie bei Schüssen im letzten Moment doch noch verfehlen kann, wenn man den Kopf anvisiert.
Die zweite damalige Neuerung bestand damals im Mischen von Schießpulver-Varianten, um frische Munition herzustellen. Seitdem zieht sich das Feature durch die gesamte Reihe und fehlt selbstverständlich auch nicht im Remake. Hinzu kommen Komfortfunktionen wie das automatische Markieren von entdeckten Objekten auf der Karte. Schade dagegen, dass man Heilobjekte wie Kräuter und Sprays beim Aufnehmen nicht sofort anwenden darf, sondern erst im Inventar verstauen muss. Beim Anspielen war man dadurch manchmal gezwungen, nützliches Equipment wie Granaten oder Munition zu zerstören, um Platz für die Aufnahme der dringend benötigten Lebensretter zu schaffen. Als wichtig erweist sich außerdem der Dietrich, den man im Verlauf der Kampagne erhält – auf ein Minispiel beim Schlösserknacken verzichtet Capcom.
Mehr Action
Es geht aber gemütlicher zur Sache.
Durch die höhere Anzahl an Gegnern, mehr Explosionen und die eingestreuten Fluchtsequenzen wirkt die Neuauflage von Resident Evil 3 deutlich actionreicher als der Vorgänger. Zeit zum Durchatmen hat man bei den Rätseln, für deren Lösungen man häufig lange Rückwege in Kauf nehmen muss, bei denen man sich immer wieder durch Gegnerhorden beißen muss. Dabei gilt es z.B. zum Feuerlöschen einen Schlauch für einen Hydranten aufzutreiben oder das gewünschte Fahrziel in einem U-Bahn-System richtig zu programmieren. Generell wirkt der Weg zum Ziel oft anspruchsvoller als die Rätsel selbst, was aber in gewisser Weise in der Tradition der Reihe steht. Im Vergleich zum Original hat Capcom die Entscheidungsoptionen gestrichen, mit denen man damals den Storyverlauf leicht verändern und sogar ein alternatives Ende zu Gesicht bekommen konnte. Im Remake folgt man dagegen einem festen Skript ohne Verzweigungen.