Atlas Fallen: Wie ein Sandkorn in der Wüste
Action-Rollenspiele sind heutzutage nicht mehr ausschließlich auf ein schnelles und spaßiges Kampfsystem bedacht, sondern haben häufig
Soulslike-Elemente im Gepäck. Da es diese mittlerweile wie Sand am Meer gibt,
Im Charakter-Editor könnt ihr die Hauptfigur ganz nach eurer Vorstellung gestalten.
dürfte es wohl viele Spieler freuen, dass Atlas Fallen darauf verzichtet und seinen eigenen, wenn auch holprigen, Weg geht. Ihr startet als ein sogenannter Namenloser die wie Sklaven schuften müssen und von den sie überwachenden Soldaten mit entsprechend wenig Respekt behandelt werden, in das Abenteuer.
Im Grunde spielt dieser Umstand für den Verlauf des Spiels keine weitere Rolle, da ihr zu Beginn einen
Gauntlet findet, der den Geist des Gottes Nyaal enthält. Dank seiner Macht verfügt ihr schon bald über nützliche Kampftechniken und müsst euch nicht länger den Befehlen der Soldaten beugen. In einer ziemlich
belanglosen und teilweise auch kontextlosen Geschichte verstärkt ihr den Gauntlet nach und nach und geht der Frage auf den Grund, was genau eigentlich mit Nyaal passiert ist.
Der kann sich nämlich nur teilweise an seine Vergangenheit erinnern, hat dafür aber erstaunlich viel zu erzählen, was uns an den Armreif aus
Forspoken erinnert hat – und das nicht auf eine positive Art, aber dazu später mehr. Viel mehr können wir euch gar nicht zu der Handlung erzählen, denn mit in unserem Fall gut
10 Stunden für die Geschichte ist das Spiel nicht allzu lang und weist nur wenige inhaltlich interessante Stellen auf.
Das Kernproblem: Ein zweiter Gott namens Thelos, der über das Land herrscht und von den Menschen verehrt
Nyaal begleitet euch als Geist, der sich im Gauntlet befindet. An neuen Ambossen erscheint er aber für kurze Zeit.
wird, scheint nicht so zu sein, wie alle denken. Was genau die Motivation der Hauptfigur ist, Nyaal zu helfen und der Sache auf den Grund zu gehen, wird nicht so recht deutlich; außerdem scheinen die einzelnen Segmente auf eine erzwungene Weise miteinander verbunden zu sein. Wenn ihr nach einem Spiel mit einer spannenden und gut präsentierten Geschichte sucht, ist Atlas Fallen also nicht der richtige Kandidat dafür. Das ist bei einem Action-Rollenspiel aber nicht zwangsläufig tragisch. Vertreter des Genres müssen nicht unbedingt von einer komplexen Handlung getragen werden, wie es zum Beispiel bei
Final Fantasy 16 der Fall ist, solange das Gameplay von sich überzeugen kann. Das Herzstück von solchen Spielen ist im Endeffekt ein
ausgeklügeltes Kampfsystem, das sowohl Tempo als auch Vielfalt mit sich bringt, und im besten Fall noch eine interessante Spielwelt.
Spielt dieselbe Quest nochmal!
Die Welt ist in verschiedene, offene Regionen eingeteilt, zwischen denen ihr hin- und herreisen könnt.
Letztere ist eine weite Wüstenlandschaft, die in eine Handvoll offene Areale mit jeweils eigener Karte eingeteilt ist. Auch wenn ihr nicht direkt jeden Winkel erkunden könnt, seid ihr in eurer Bewegungsfreiheit von Anfang an nur wenig eingeschränkt. Limitiert werden die Gebiete einerseits durch den Fortschritt in der Handlung und andererseits durch die aktuellen Fähigkeiten des Gauntlet. Die müsst ihr im Verlauf der Geschichte verbessern, um voranzukommen. Mit den göttlichen Kräften in Handschuhform könnt ihr an entsprechend markierten Stellen
Konstruktionen aus dem Sand erheben, die euch den Weg auf höher gelegene Ebenen eröffnen. Allerdings ist es gerne mal unübersichtlich, wie genau ihr da jetzt hochkommen sollt. Da hilft es auch nicht, dass die gesamte Spielwelt mit ihrer Wüste eintönig und irgendwie trostlos aussieht, nur gelegentlich wird diese von etwas grüneren Ecken oder Bergen abgelöst.
Um euch wenigstens die Fortbewegung zu erleichtern, habt ihr die Möglichkeit,
über den Sand zu surfen. Das spart nicht nur Zeit, sondern macht auch Spaß, vor allem da das auch in den meisten Kämpfen möglich ist und diese so an Tempo gewinnen. Kleiner Tipp für diejenigen unter euch, die an Motion Sickness leiden: Schaltet die Bewegungsunschärfe am besten komplett ab.
Mit einer
repetitiv gestalteten Welt und zunächst unübersichtlichen Ruinen könnten wir leben, aber sobald sich diese Wiederholungsstrategie aufs Gameplay ausweitet, wird es schwierig. Die ohnehin unspektakulären
Den Gauntlet zu verstärken scheint die wichtigste und vor allem eine repetitive Aufgabe zu sein.
Handlungsabschnitte werden mehrere Male dadurch unterbrochen, dass ihr neue Splitter suchen müsst, um den Gauntlet zu verbessern. Diese Missionen sind dann jedes Mal
genau gleich aufgebaut, nur dass ihr in anderen Ecken nach den Stücken suchen müsst, und fühlen sich stark nach Füllmaterial an. Das kommt vor allem daher, dass sich das Sammeln der entsprechenden Materialien nicht organisch ergibt – außer ihr zieht zuvor auf eigene Faust los und sucht euch alle zu der Zeit erreichbaren Splitter im Voraus zusammen – sondern erzwungen wirkt, gerade da es mehrere Male passiert. Das hätte das Entwicklerteam durchaus geschickter umsetzen können.
Insgesamt ist die Spielwelt selbst eher ereignislos konzipiert und bietet nicht viel Anreiz, mal nach links oder rechts abzubiegen. Es gibt ein paar Rätsel, optionale Bosskämpfe sowie Wachtürme und Zonen, die von besonders starken Gegnern bewacht werden, allerdings haben diese uns in den recht leeren Gebieten nicht das Gefühl gegeben, dass sich das Erkunden lohnt.