Vorschau: Street Fighter 6 (Prügeln & Kämpfen)

von Boris Connemann



Street Fighter 6: Wohl bedachte Backpfeifen
Wohl bedachte Backpfeifen
Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
02.06.2023
02.06.2023
02.06.2023
02.06.2023
02.06.2023
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Sechs Jahre ist es her, dass Capcom mit Street Fighter 5 die letzte Auflage der bekannten Prügelspiel-Serie herausbrachte. Neben dem eigenwilligen, stark überzeichneten Comic-Stil sorgten viele andere Probleme bei langjährigen Fans für Augenrollen: Abseits ständig muckender Server und fehlender Schwierigkeitsgrade für den dünnen Story-Modus waren es vor allem die fehlenden Frames, mit denen Profis in einigen Stages zu kämpfen hatten. Mit Teil 6, das bereits 2023 auf PC und Konsolen seinen Einstand feiern soll, möchten die japanischen Kampfspiel-Künstler an alte Erfolge anknüpfen. Anfang Juni wurde das Spiel erstmals gezeigt, jetzt hatten wir bereits Gelegenheit, Hand an eine frühe Version zu legen. Wir haben Street Fighter 6 per Gamepad und Arcade-Stick auf PS5 gezockt und nehmen euch mit auf die Reise...

Viele Modi noch geblockt


Bereits im Ankündigungstrailer, der besonders den brandneuen Story-Modus in den Fokus stellt, war ein Blick auf einige neue Kämpfer möglich: Bisher bestätigt für eine Teilnahme am Prügelturnier sind allerdings nur Chun-Li, Ryu, Luke, Guile und Jamie. Besonders Breakdancer Jamie mit seinen schnellen Kombinationen und unerwarteten Fußfegern, die an einen Capoeira-Kämpfer erinnern, ist ein willkommener Neuzugang. In unserer Preview-Fassung waren noch so gut wie alle Spielmodi noch geblockt – nur einfache 1-gegen-1-Matches waren verfügbar. Schade, denn besonders auf den neuen Story-Modus, der scheinbar in einer großen, frei begehbaren Welt stattfindet und wo ihr euren ganz eigenen Street Fighter erstellen könnt, hätten wir gerne einen Blick geworfen! Auch vom angekündigten Battle-Hub war in der frühen Version noch nichts zu sehen. Immerhin war bereits das neue Drive-System integriert, das den Kämpfen a) mehr Taktik und b) selbst Recken der alten Garde, wie etwa Ryu, neue Manöver bescheren soll.

Mehr Drive durch Drive


Das neue Drive-System erlaubt es, Spezialattacken nochmals zu verstärken.
Das neue Drive-System erlaubt es, Spezialattacken nochmals zu verstärken.
Das neue System erinnert an einen Ausdauerbalken aus einem Action-Adventure: Bestimmte Aktionen knabbern an der lebenswichtigen Leiste – ist sie leer, dann steht der Kämpfer nach einer Angriffsserie benommen in der Arena und ist weiteren Schellen für ein paar Sekunden hilflos ausgeliefert. Gefangen im sogenannten "Burnout" findet die eigene Spielfigur dann auch nicht mehr die Kraft, dem Gegner mehr als ein Fitzelchen Energie abzuziehen; nicht einmal eine krachende Kombo wird ihrem Namen dann gerecht. Erst nach und nach füllt sich das Drive-Meter wieder. Das Spammen der Drive-getriebenen Attacken ist also nicht ratsam – sorgsam eingesetzt werden aus defensiven oder aggressiven Manövern aber deutlich stärkere Varianten, die einen Kampf blitzschnell entscheiden können. Dafür stehen fünf unterschiedliche Techniken zur Verfügung, die eine oder mehr Zellen des Drive-Balkens verschlingen. Auf diese Weise bekommen die Kämpfe eine willkommene, taktische Note, dauern meist etwas länger und erfordern neben schnellen Fingern auch eine gute Portion Planung. Im Praxistest hinterlässt das neue System bereits jetzt einen guten Eindruck und ist die erste, echte Neuerung, die auch Kennern der Serie eine Umstellung vom gewohnten Runterrattern der erlernten Movesets abfordert.

Specials per Knopfdruck


Die Attacken von Jamie erinnern deutlich an das Moveset von Eddy Gordo aus Tekken.
Die Attacken von Jamie erinnern deutlich an das Moveset von Eddy Gordo aus Tekken.
Ob die ebenfalls neue Möglichkeit, komplexe Eingaben für Spezialangriffe per einfacher Tastenkombination auszuführen, auf viel Gegenliebe stößt, ist fraglich. Natürlich ist es prinzipiell begrüßenswert, dass auch blutige Anfänger bessere Chancen haben, gegen gestandene Profi-Prügler zu bestehen. Auf der anderen Seite ist es ein wichtiger Teil der Essenz eines Prügelspiels, die schwierigen Specials eben nicht einfach mal eben so aus der Hüfte zu schießen. Einmal in den Optionen von Street Fighter 6 aktiviert, wird die Klopperei so zu einem teils wirren Effektgewitter statt zu einer taktil-grazilen Angelegenheit. Dann genügt eine simple Tastenkombination im Ryu den Shoryuken oder Chun-Li ihre tausendfachen Füße oder den Kopfüber-Copter zu entlocken.

Der neue Story-Modus mit den Namen "World Tour" war leider noch nicht spielbar.
Der neue Story-Modus mit den Namen "World Tour" war leider noch nicht spielbar.
Für ein sorgenfreies Match zwischendurch ist das annehmbar, gestandene Fans werden sich aber sicherlich lieber die Hand abhacken, als diese Schlau-Steuerung in einem Arcade-Fighter zu aktivieren. Was neben den krachenden Lichteffekten und geschickt geschnittenen Super-Angriffen jedoch auf Anhieb schon jetzt überzeugend wirkt, ist die runderneuerte Optik, die nun auf der RE-Engine basiert – so ist SF6 das erste Prügelspiel, dass sich mit dieser Auszeichnung schmücken darf. Der Comiclook ist einer etwas realistischer anmutenden Darstellung gewichen, die Animationen bleiben aber sehr detailliert und untermalen das Kampfgeschehen mit der entsprechenden Wucht. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die Umgebungen gelegt, welche die wüsten Kloppereien stilvoll einrahmen: Da grölt ein riesiger Haufen von Unholden im Hintergrund, auf einer Motorhaube sitzt Edi-E, ein Gegner aus Final Fight, und wippt im Takt der Musik. So viel war während eines Kampfes in einem Street-Fighter-Spiel abseits des Hauptevents noch nie los. Leider war in der frühen Version bisher nur eine City-Stage zum Bestaunen verfügbar.

Würzige Kommentare


Viele Spezialattacken lassen sich nun auf Wunsch deutlich einfacher ausführen.
Viele Spezialattacken lassen sich nun auf Wunsch deutlich einfacher ausführen.
Wer schaut sie nicht gern, die letzten, nervenzerfetzenden Sekunden eines Profi-SF-Matches, die von scheinbar völlig entleibten Sprechern kommentiert werden. Das hat sich auch Capcom als Vorlage für eine brandneue Funktion gegriffen: Denn in Street Fighter 6 werden die Fights auf Wunsch von verschiedenen Sprechern kommentiert, die dem Geschehen auf dem Bildschirm mit Begeisterung, Erstaunen oder einem flapsigen Spruch zusätzliche Würze verleihen. Aktuell sind als Sprecher Jeremy "Vicious" Lopez und der Japaner Aru am Start, die jeweils Kommentare in Ihrer Landessprache zum Besten geben; in der fertigen Version sollen dann noch viele weitere Kommentatoren auswählbar sein. Leider tauchte schon nach kurzer Zeit das Problem auf, dass sich die Sprüche recht schnell wiederholen und nicht immer perfekt zu dem passen, was gerade passiert ist. Hier wird bis zum Release hoffentlich nachgebessert, denn dieses Feature ist schon etwas mehr als nur eine fixe Idee und kann bei jedem Kampf für das Extra an Stadionatmosphäre sorgen.
 

AUSBLICK



Mit Street Fighter 6 könnte es Capcom gelingen, ehemals vergraulte Fans und Neueinsteiger gleichermaßen an die Arcade-Sticks und Gamepads zu locken. Schon in der frühen Version überzeugten uns die Abläufe, die Animationen und die runderneuerte Optik der Prügeleien. Mit dem Drive-Feature kommt ein taktisches Element ins Spiel, das selbst geübte Cracks vor ganz neue Herausforderungen stellt, möchten sie einen Kampf für sich entscheiden. Das Endprodukt steht und fällt allerdings mit dem Abstellen der Mankos des Vorgängers, auch der in unserer Vorschau-Fassung noch nicht implementierte Story-Modus sollte besser wirklich reinhauen, anstatt auf ein Wiederkauen der bereits bekannten Mechaniken zu setzen. Eines macht Street Fighter 6 aber schon jetzt: eine Menge Spaß!

Einschätzung: gut  
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Kommentare

Sevulon schrieb am
Diese vereinfachte Steuerung gab es ja auch bei Tekken 7 für Special-Moves und Standard-Kombos. Da konnte man sie auch Online nutzen, aber auch da war es so dass die "richtigen" Kombos den Schaden der Specials bei weitem überragten - und generell wirkte es sich letztlich nicht wirklich gegen erfahrene Spieler aus, die diese Aktionen natürlich auszukontern wussten.
War da halt eine ganz nette Einstiegshilfe, damit auch Anfänger ein paar Specials problemlos nutzen konnten. Mehr aber letztlich auch nicht und schon gar nicht Kampfentscheidend. Viel wichtiger als die Frage ist ja sowieso immer noch die Frage, wann ich welchen Move überhaupt einsetze, sowie die fundamentalen Basics eines Kampfes wie Blocken/Ausweichen und Kontern. Und das lernt man halt auch mit vereinfachter Steuerung nur durch viel Erfahrung und Übung.
BuRNeR77 schrieb am
Ich denke nach allem was ich bis jetzt von dem Spiel gesehen habe, das es ein würdiger Nachfolger der Serie wird.
Man brauch sich auch keine sorgen machen wenn es um die vereinfachte Steuerung geht, da diese den Spieler extrem limitiert. Jemand der schon Erfahrung hat mit dem Genre und vor allem mit der Serie hat, wird locker jemand der die vereinfachte Steuerung nutzt ausspielen können. Meines wissen gibt es ja nur jeweils 1 Version der genutzten Specials als shortcut und daher kommt man schnell ins Hintertreffen.
Wenn man zum Beispiel ein zoning (fern-) Duell anstrebt, nehmen wir mal Guile gegen Ryu und der Ryu Spieler benutzt die einfache Steuerung, so ist es unmöglich gegen zu halten. Denn während nun der Guile Spieler 3 verschiedene Projektile nutzen kann, hat der Ryu Spieler nur 1 zur Verfügung und kann nicht die Pace bestimmen.
Es kommt ja noch eine weitere Komponente hinzu und zwar specials mit perfekten Eingaben, wo halt ein ziemlich genaues Timing benötigt wird um diesen special auszuführen. Dadurch wird auch nochmal die Geschwindigkeit des specials erhöht und Combos werden erweitert. Somit wären sogar 6 unterschiedliche Projektile mit der klassischen Steuerung möglich während es bei der einfachen Steuerung nur 2 (1 normaler und 1 perfekter Hadoken) sind.
Das ist noch nicht alles in Stein gemeißelt, da das Spiel ja erst im nächsten Jahr erscheint und noch viel sich ändern kann, doch stand jetzt muss niemand angst haben das Spieler mit der vereinfachten Steuerungen ein Vorteil haben.
Das Gegenteil ist der Fall, denn sie limitieren sich selber. Nur absolute Genre-Neulinge werden davon erstmal profitieren können und auch damit schnell spaß haben, doch werden sie irgendwann sich umstellen müssen wenn sie vorhaben im Online Ranking z.B. höhere Ränge zu erlangen.
schrieb am