Sag mir, wo die Voxel sind?
Ich habe mich auf
Outcast - Second Contact gefreut. Aber spätestens im leidlich animierten Comic der Einleitung manifestierte sich die Skepsis, dass man gerade die exotischen Reize dieses Abenteuers heutzutage nicht mehr replizieren kann. Manchmal ist es auch spielehistorisch besser, bei der Primärquelle zu bleiben und den Klassiker im Original statt modernisiert zu erleben. Ganz einfach, weil sich der besondere Charakter dieses Spiels natürlich im Kontext seiner Zeit zeigen konnte - also im Vergleich mit dem, was man 1999 mit Voodoo-Grafikkarten noch so erleben konnte. Und das war u.a. Age of Empires 2, EverQuest, Grand Theft Auto 2 oder Ultima IX.
Man startet mit kleinen Übungen: Schleichen, Schwimmen, Schießen. Leider sind subtile Manöver später nahezu überflüssig...
Das herausstechende Merkmal von
Outcast war ja vor allem eines: Die visuelle Magie der Voxel und die für damalige Verhältnisse enorme Freiheit und Rätselhaftigkeit in der Spielwelt. Was Artdesigner Franck Sauer damals inszenierte, hatte magische Sogkraft. Denn egal ob in Sumpf, Wüste oder Arktis: Adelpha lockte mit weiter Sicht, tollem Wasser und angenehm sanftem Gelände, wobei die Farben und Formen ineinander zu fließen schienen – es entstand eine ganz andere grafische Wahrnehmung, in der nicht einzelne Punkte, sondern Flächen im Vordergrund standen, fast wie bei einem animierten Aquarell. Diese visuelle Magie ist mit den gewöhnlichen Polygonen verflogen. Und was damals Weite sowie Exotik suggerierte, wirkt heute nicht nur räumlich beschränkt.
Wüste, Schnee und Sumpf
Auch wenn die Landschaft dieser Neuauflage gut aussieht, auch wenn es je nach Region fruchtbar oder verschneit, sumpfig oder sandig sein kann, das Wasser schön glitzert und die zwei Monde in der Ferne für außerirdisches Flair sorgen, ist die
Man braucht angesichts der trägen Steuerung starke Nerven, um solche Höhen zu erklimmen. Obwohl Appeal alles von der Bewegung bis zum Kampf modernisieren wollte, fühlt es sich nicht so an...
Kulisse trotz intensiver Farben nichts Besonderes mehr, zumal es auch auf PlayStation 4 Pro nicht komplett flüssig läuft. Es gibt eine fast schablonenhafte, weil exakt dem Original nachempfundene Topographie, nur sporadisch Tiere und nicht mal einen Tag- und Nachtwechsel. Auch wenn man den Einwohnern bei der Arbeit zusehen kann: Man fühlt sich zu schnell wie an einer bunten Oberfläche, die mit jedem Kontakt mehr Risse bekommt und einen komplett veralteten Kern offenbart. Wenn die Talaner lippenasynchron reden, sich wie Roboter drehen oder hüftsteif bewegen versinkt Outcast im Zeitalter von
Destiny 2 oder
Horizon Zero Dawn nicht nur stilistisch und technisch im grafischen Mittelmaß.
Viel schlimmer als die erwartbare visuelle Ernüchterung ist nämlich, dass auch die Story sowie das Spieldesign so ernüchtern. Cutter Slade hat sich zwar seinen rauen Charme mit der Stimme von Manfred Lehmann (Bruce Willis) bewahrt, aber er ist als Charakter ein plumper Klotz der 80er, wiederholt sich viel zu oft in seinen Ansprachen wie "Hey Zwerg, komm mal her!" und seine Sprüche wirken genauso wie die Gespräche mit den immer gleich aussehenden Talanern im besten Fall eher unfreiwillig komisch als interessant. Und man muss leider sehr viel mit den meist nervig vertonten Aliens quatschen. Das Dialogsystem ist ohne rhetorische Interaktionen auf eine simple Auswahl an Begriffen beschränkt, aber lebt wie schon der Klassiker vom Reiz des Fremden: Was haben Ulukaï, Krakit, Sankaari oder Magwa zu bedeuten? Warum werden Schmiede hier Fühler genannt?
Die Magie der Voxel aus dem Original ist verflogen...
Während man als Commander der US-Navy die fremde Welt erkundet, um dort drei Wissenschaftler zu finden, eine Sonde zu reparieren und ein Schwarzes Loch zu schließen, muss man die seltsamen Begriffe, die Gesellschaft sowie die Hierarchie der Außerirdischen erstmal verinnerlichen. Und so füllt sich das Archiv wie ein Sprachlexikon. Trotzdem müsste man selbst diesen fremdsprachlichen Ansatz heutzutage eleganter und vor allem spannender in der Übersetzung lösen - das ist alles viel zu automatisiert, viel zu schnell durchschaut. Damals hatte ich sofort Lust, mir seitenweise Notizen zu machte, heute fühlt sich das an wie eine linguistische Update-Datei, die einfach nebenbei läuft. Außerdem sind die Menüs zu steril designt, auf Konsolen erkennt man zudem kaum den Unterschied zwischen offenen und ausgegrauten erledigten Aufträgen.