Der Mörder ist......nicht immer der Gärtner, zumal bei modernen Kriminalfällen meist gar keine Häuser mit ausladenden Gartenanlagen mehr vorkommen. Aber auch allzu verschrobene Künstler mit seltsamen Neigungen geraten schnell in den Fokus der Ermittlungen, wenn es um Serienmord wie bei Sieben, From Hell oder Das Schweigen der Lämmer geht.
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Ganz anders als bei uns in der Redaktion: der Arbeitsplatz beim FBI ist aufgeräumt und übersichtlich. |
Nicht von ungefähr hält die erfolgreiche Krimi-Autorin Patricia Cornwell den britischen Maler Walter Sickert für den wahren Jack the Ripper. Auch in Still Life spielen mysteriöse Frauenportraits eine gewichtige Rolle, die den Weg zum Täter weisen. Wer für die bestialischen Taten verantwortlich ist, wird natürlich nicht verraten, damit es bis zum furiosen Schlusskampf spannend bleibt.
Link in die VergangenheitDer unschöne Mordfall belastet die ansonsten wenig zimperliche FBI-Agentin Victoria McPherson zusehends. Sie traut ihren Augen nicht, als sie auf dem Speicher ihres Hauses zum Spaß in verstaubten Berichten ihres Großvaters stöbert. Eigentlich wollte sie bei ihrem Vater Abstand zum grausigen Geschehen gewinnen. Ihr Opa Gus, seines Zeichens Privatdetektiv und Hauptdarsteller im Quasi-Vorgänger Post Mortem, war im Prag des Jahres 1929 dem Ripper von Perovka auf der Spur, dessen Untaten seltsame Parallelen zu der Mordserie im postmodernen Chicago aufweisen. Der Täter ging fast genauso vor wie das Phantom, das Vic seit Wochen ohne großen Erfolg jagt. Bloß ein Zufall oder ist der Killer nach all den Jahrzehnten zurückgekehrt?
Brise HumorFortan dürft ihr neben der burschikosen Victoria abwechselnd auch deren Opa durch den kniffligen Mordfall steuern, der aber weniger laufintensiv ist als vergleichbare Adventures. Der Wechsel der Szenerie zwischen dem Prag der späten 20iger Jahre und dem heutigen Chicago sorgt für Abwechslung und tut dem ansonsten linearen Spielablauf gut, wobei die Ermittlungen mit der flotten Enkelin etwas mehr Spaß machen.
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Abgesehen von den unförmigen Händen kann der Grafikstil überzeugen. |
Das liegt an dem schwarzen Humor, der überall aufblitzt und die bedrückende Story letztlich erträglich macht. Etwa dann, wenn sich Vic und ein Streifenpolizist über ihren tollpatschigen Kollegen lustig machen. Die oft skurrilen Situationen sind also das Salz in der Suppe, obwohl ihr bei den vielen Dialogen nur entscheiden könnt, ob ihr beruflich oder privat fragen wollt - das sind weniger Fragemöglichkeiten als bei Post Mortem.
Simple ErmittlungsarbeitLeider kommt die Polizeiarbeit dabei etwas zu kurz. Zwar müsst ihr immer wieder Spuren einsammeln, Fingerabdrücke auswerten oder Verdächtige verhören. Die Ermittlungsarbeit ist aber anders als bei
Sherlock Holmes: Das Geheimnis des silbernen Ohrrings meist mit wenigen Handgriffen erledigt. Dafür bleibt Vic nicht wie ihr britischer Kollege an Einrichtungsgegenständen hängen. Bei der Lösung hilft euch zusätzlich das übersichtliche Inventar, das auch als Fallakte dient. Hier könnt ihr euch Berichte in Ruhe durchlesen oder einen näheren Blick auf Beweisstücke werfen. Eher gewöhnungsbedürftig ist die Steuerung, bei der ihr erst umständlich am richtigen Ort die Aktionstaste betätigen müsst, um einen Gegenstand zu verwenden. Eher schon ein schlechter Witz ist es, eurem aufbrausenden Vorgesetzten einen Kaffee mit der FBI-eigenen Tasse vom Automaten holen zu müssen...