„Eine Erfindung, die die Welt verändert“
Nein, so war das ganz sicher nicht geplant, als Jack Joyce (Shawn Ashmore) der Einladung seines alten Kumpels Paul Serene (Aidan Gillen) folgt, um am wissenschaftlichen Campus der Riverport University Zeuge einer Erfindung zu werden, mit der die Monarch Corporation die Welt verändern würde. Denn genau wie Doc Brown im Kino-Klassiker Zurück in die Zukunft hat es auch Serene irgendwie geschafft, mit Physik-Spielereien den Traum von Zeitreisen zu verwirklichen. Aber schon Marty McFly musste erfahren, welche Gefahren die Manipulation des Raum-Zeit-Kontinuums mit sich bringen kann. Gefahren, die Serene trotz den ernsthaften Bedenken von Jacks Bruder Will (gespielt von Dominic Monaghan) in seiner Arroganz ignoriert. Und so kommt es beim großen Testlauf zum Super-GAU: Es entsteht ein Riss in der Zeit, der nur den Anfang einer Kettenreaktion markiert, bei der am Ende die Zeit selbst aufhören könnte zu existieren.
Jack Joyce stellt sich dem Kampf gegen die Zeit, um das Ende der Zeit zu verhindern.
Als ob diese Aussicht vom Ende der Welt und des gesamten Universums nicht schon schlimm genug wäre, werden Joyce und sein Bruder bei ihrer Flucht aus dem Labor plötzlich von schwer bewaffneten Einheiten attackiert, die unter dem Kommando eines deutlich gealterten Paul Serene stehen. Was oder wann zum Geier ist da los? Zum Glück scheint Jack nicht nur im Umgang mit Waffen von der Pistole über Shotguns bis zu Sturmgewehren über ein außerordentliches Talent zu verfügen, sondern kann sich als Folge des Unfalls auch über diverse Spezialfähigkeiten freuen, die es ihm erlauben, die Zeit zu manipulieren. So ist es ihm z.B. möglich, die Zeit in einem kleinen Bereich kurzzeitig einzufrieren, sich mit rasender Geschwindigkeit zu bewegen oder einen Schutzschild zu generieren. Vor allem dank dieser Fähigkeiten, deren Abklingzeit ungewöhnlich niedrig ausfällt, kann sich die Action in Quantum Break inhaltlich etwas von gewöhnlichen Shootern absetzen und auch visuell machen diese Zeit-Effekte einiges her. Das gilt auch für die generelle Qualität der Kulisse und die aufwändig modellierten Figuren, die ihren realen Pendants wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Vor allem, wenn die Zeitwellen Teile der Umgebung regelrecht zerreißen oder die Zeit komplett einfriert, sieht das alles klasse aus und verströmt eine wunderbar surreale Atmosphäre.
Die etwas andere Routine
Die TV-Episoden konzentrieren sich hauptsächlich auf den Blickwinkel der Antagonisten und werden mit den realen Schauspielern gedreht.
Aber ob das auf Dauer ausreicht? Ich bin mir nicht sicher: Obwohl ein Upgrade-System die Weiterentwicklung der Fähigkeiten erlauben wird und die Action gut von der Hand geht, verkommen die Kräfte schon innerhalb des Einstiegs schnell zur Routine oder werden im Kampf gegen die minderbemittelten Widersacher gar nicht erst benötigt. Zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad präsentierten sich die Gegner meist als hilfloses Kanonenfutter. Hoffnung macht aber der Ausblick auf Gefechte gegen die Spezialeinheiten von Monarch, die man bereits in Videos bewundern durfte und vermutlich härter zu knacken sein dürften. Interessanter sind die Einsatzmöglichkeiten der Fähigkeiten zum Lösen von Umgebungsrätseln, die im späteren Verlauf hoffentlich noch etwas anspruchsvoller werden. Im Einstieg beschränkt man sich in der Regel nur darauf, eingestürzte Plattformen kurzzeitig wieder herzustellen. Dabei bietet gerade die Thematik rund um Zeitmanipulationen so viele faszinierende Gelegenheiten für kreatives und anspruchsvolles Rätseldesign, die Remedy im weiteren Verlauf hoffentlich nicht ungenutzt lässt.
Denn dass man nicht nur ein Dauergeballer anstrebt, unterstreichen die Finnen durch die eingestreuten Momente, in denen Dialoge im Mittelpunkt stehen oder einfach mal Zeit für die Erkundung bleibt. Dort findet man u.a. so genannte Handlungsobjekte, um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen, darunter z.B. E-Mails und andere Dokumente. Tatsächlich übertreibt man es für meinen Geschmack beim Einstieg mit den zahlreichen Text-Passagen, auch wenn das Lesen rein optional bleibt. Deutlich interessanter finde ich solche Momente, in denen man z.B. in einem Hörsaal der Uni eine Tafel entdeckt, auf der ein gewisser Autor namens Alan Wake seine geistigen Ergüsse verewigt hat. Oder den Rollentausch, wenn man nicht länger Protagonist Jack, sondern dessen Gegenspieler Paul steuert und mit ihm an einem so genannten Junction-Point den weiteren Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst.