Kolumne

hundertprozent subjektiv

KW 36
Donnerstag, 05.09.2002

Big Hellas is watching you!


Wenn man vor ein paar Tagen eine Umfrage gemacht hätte, in welchen Ländern Computer- und Konsolenspiele verboten sind, hätten die meisten wohl auf den Irak, Iran oder China getippt. Aber Griechenland? Ein EU-Mitglied? Die Wiege der Demokratie, die Mutter der Olympischen Spiele?

So schmerzlich das für jeden überzeugten Europäer ist, das im Juli verabschiedete Gesetz Nr. 3037 lässt keinen Zweifel. Es liest sich wie ein mittelalterlicher Erlass der Inquisition - Schluss mit lustig, Schluss mit Spielspaß - hier der wichtigste Teil, Artikel 2, Absatz 1:

"Operation and installation of any game of type (b), (c) and (d) of Article 1, including computer games,placed in public places such as hotels, cafeterias, organization halls and in any other public or private place, is prohibited."

Ebenso so unglaublich, aber wahr sind die drakonischen Strafen: Öffentliches GBA-Spielen kann z.B. mit mehreren Tausend Euro oder bis zu zwölf Monaten Haft geahndet werden. Urlauber sei wachsam, denn im Gesetz geht es nicht um Gewalt verherrlichende Games, nicht um irgendwelche Shooter oder Kriegsspiele, sondern um ALLE Spiele. Selbst Schach in Internet-Cafés ist verboten. Ein Schlag ins Gesicht jedes Demokraten.

Scheinbar haben die Mitglieder der griechischen Regierung ihre historischen Wurzeln vergessen. Die unterhaltenden Veranstaltungen ihrer antiken Vorfahren wurden Agone genannt. Auf diesen Festen wurden zu Ehren der Götter u.a. sportliche Wettbewerbe aufgeführt. LAN-Partys und Spiele sind nichts anderes als eine moderne Form dieser Wettkampf-Unterhaltung.

Athen wird bekanntlich die Olympischen Sommerspiele 2004 austragen. Und die Publisher? Es wäre doch schön, wenn EA, Sony & Co die Spiele boykottieren, in dem sie keine offiziellen Summergames veröffentlichen, die auf dem Olympiagelände ohnehin verboten sind. Und hoffentlich machen Bilder von konfiszierten Notebooks, Konsolen und GBAs in einem EU-Land die Medienrunde, damit die ganze Welt schockiert oder belustigt sagen kann:

Gute Nacht, Griechenland.

Jörg Luibl
4P|Textchef

 

Kommentare

johndoe-freename-25746 schrieb am
Die sind doch nicht ganz dicht. Damit schneiden die sich doch in\\\'s eigene Fleisch(Steuern etc). Außerdem denke ich nicht, dass sich da alle brav dran halten werden. Solche Gesetze sind schliesslich dazu da um sie zu brechen. Das ist doch Schwachsinn. Wenn man in Griechenland etwas verbieten soll, dann diese Gesetz. :twisted:
johndoe-freename-24336 schrieb am
Moment mal ihr alle...Bin ein Grieche und möchte dazu auch etwas sagen,ihr alle habt das ganze total falsch verstanden.
Von anfang an sag ich das diese gesetz ist nur für offendliche orte,internet cafes usw aber nicht für zu hause wenn man selber ein pc hat.
Diese gesetz ist sehr sehr gut und ich möchte euch sagen warum.Before diese kamm hatte jede internet cafe in Griechenlad(und hat noch) etwa 20-50 pcs,da dort nicht so viele ein private pc haben und jede von diese internet pcs hatte drauf etwa 50 vorinstallierte spiele mit no cd drauf(die neueste spiele natürlich),man hat nur fürs internet bezahlt aber unter:Start-programme-games konnte jeder ein von diese 50 games spielen.Also wenn man sagen kann das Griechenland ein hochburg für raubkopien war,war das auch eine untertreibung!!!!!!Und ihr alle seid hier traurig warum das in Griechenland passiert ist!!!Seid ihr traurig weil man diese gewaltige menge von raubkopien in alle internet cafes,hotels,usw verbieten hat?Neee da bin 100% prozent zufrieden und solltet ihr auch sein und der jenige die bestimmte commentare schreibt sollte vorher gut informiert sein before etwas schreibt...
P.S:Sorry für grammatische fehler!!!!Bin ja nur einer Grieche :)
johndoe-freename-865 schrieb am
Das ist doch kein Weg :evil:
In Deutschland ist Hanf auch nicht erlaubt, trotzdem ist es allgegenwärtig.
Man löst ein Problem nicht, indem die die Mittel verbietet, sondern indem man den Ursprung bekämpft. Wenn es so viele Leute gibt, die das Computerspielen in den Ruin treibt, sollte man erstmal schauen, um welche Leute es sich handelt. Das läuft dann nach zwanzig Schritten auf Arbeitslosigkeit, zu hohe Steuern oder was weiß ich was raus.
Würde man öffenltiche Spielhallen gesetzlich fördern, den Kauf von Konsolen unterstützen,... so wären die Leute fröhlicher und das Problem würde eventuell abnehmen.
Vielleicht die Chance für Konsolenhersteller!
Ich bin auf jeden Fall gegen diesen Schritt!
Guradia schrieb am
Die Übersetzungen oder auch das Gesetz selbst sind durchaus missverständlich.
Betrachtet man den Hintergrund des Gesetzes ergibt sich ein eigentlich recht einfachs Bild, das ich mal auf das GBA-Zocken in der Öffentlichkeit anwende:
Stelle ich mich mit meinem GBA in die Akropolis (mehr öffentliche Plätz in Griechenland sind mir nichtbekannt ^^) und zocke eine Runde, passiert mir gar nichts.
Würde ich aber \"ZockZeit\" vermieten wollen, also anderen Spielen lassen und dafür Geld verlangen, droht Strafe.
Und richtig ist: Öffentlicher Platz muss es nicht sein, die eigenen vier Wände schützen nicht vor Strafe.
Hintergrund ist, dass in Griechenland das Glückspiel bzw. \"Mietspiel\" (im Sinne von Arcade oder umgebauter Konsoln [sowas gibts]) überhand nahm und Privatleute durchaus in den Ruin trieb.
Das Gesetz soll dies nun sehr radikal verhindern.
Jörg Luibl schrieb am
Hi,
falls Euch dieses lächerliche Gesetz gegen den Strich geht und Ihr die griechischen Zockerfreunde
unterstützen wollt, könnt Ihr eine Online-Petition
unterzeichnen:
http://www.petitiononline.com/comp5932/petition.html
@Bodo: Da der Gesetzestext mal wieder einem Bürokraten-Literaten entstammt sind so manche Passagen vollkommen diffus. Und so ist laut Text selbst das private Spielen laut Artikel 2, Absatz 1 (...in any other public or private
place...) nicht erlaubt. Ob damit nun Vorführungen für die Öffentlichkeit oder eigene Spiele-Sessions gemeint sind, bleibt ja völlig offen.
Gruß
4P|Jörg
schrieb am