von Michael Krosta,

Killerspiele: Offener Brief von Zuxxez



Das Wort "Killerspiele" geistert seit dem neuen Regierungsprogramm der großen Koalition erneut durch die Medien. Erst kürzlich bekräftigten die Innenminister der CDU und CSU auf einer Konferenz das Bestreben, sogar die Produktion von entsprechenden Computer- und Videospielen zu verbieten. Um den Dialog zwischen Politik und Industrie auf eine sachliche Ebene zu führen, hat sich die Zuxxez Entertainment AG aus Karlsruhe dazu entschlossen, einen offenen Brief an die Innenministerkonferenz zu verfassen, den wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen:



OFFENER BRIEF AN DIE INNENMINSTERKONFERENZ
Statement der ZUXXEZ Entertainment AG zum Thema "Verbot von Killerspielen"



Sehr geehrte Damen und Herren,



wie wir der Presse entnehmen konnten, gibt es offensichtlich Bestrebungen, so genannte "Killerspiele" durch überhastet erlassene, gesetzliche Regelungen zu verbieten.
Da sich die Verbandslandschaft in der Spieleindustrie zurzeit im Umbruch befindet, ist leider kein koordiniertes Vorgehen von Seiten der Publisher und Entwickler möglich.



Gleichwohl besteht in unserer Branche großes Unverständnis gegenüber den Aussagen verschiedener Politiker zu diesem Thema. Aus diesem Grund sehen wir uns als unabhängiges Spieleentwicklungs- und Vertriebsunternehmen veranlasst, zu dieser Problematik Stellung zu beziehen.



Die ZUXXEZ Entertainment AG hat nach den aktuellen Maßgaben der USK-Alterseinstufung (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) bislang noch nie ein Spiel veröffentlicht, das nicht jugendgeeignet ist. Wir lehnen solche Spiele auch grundsätzlich ab. Computerspiele können, genau wie jedes andere Medium, missbraucht werden.
Dennoch sehen wir die aktuelle Einstellung vieler Politiker und der Öffentlichkeit gegenüber der Spielebranche mit größter Sorge. In zahlreichen Äußerungen und Pressemeldungen wird der Begriff "Killerspiele" salonfähig gemacht, undifferenziert verwendet und der USK eine mangelhafte Tätigkeit unterstellt. Dabei fehlt bislang eine genaue Definition dieses Wortes, und auch die angeblichen Unzulänglichkeiten der Selbstkontrolle sind nicht näher spezifiziert. Eine Diskussion auf dieser Basis
entbehrt jeglicher Sachlichkeit.



Die derzeitige Alterseinstufung und Prüfung durch die USK ist, entgegen der anscheinend verbreiteten Auffassung in der Politik, weltweit führend. Im Vergleich zum europäischen Ausland und den Vereinigten Staaten findet hierzulande eine tatsächliche und vollständige Prüfung von Spielinhalten mit ausführlichen Berichten durch kompetente, mit der Materie vertrauten Personen statt. Im Gegensatz dazu basiert beispielsweise das europäische PEGI-Rating (Pan European Game Information) einzig und allein auf den Herstellerangaben, und das amerikanische ESRB-System (Entertainment Software Rating Board) beschränkt sich auf das Betrachten einer 30-minütigen Videokassette mit Szenen aus dem Spiel, die ebenfalls vom Hersteller erstellt und eingereicht wird.
Die differenzierte Alterseinstufung der USK in Deutschland sorgt dafür, dass Inhalte wie Bilder von verstümmelten Kriegs- und Bombenopfern, die in den Mittagsnachrichten an der Tagesordnung sind, Kindern und Jugendlichen in Spielen nicht zugänglich gemacht werden. Die Tatsache, dass entsprechend eingestufte Spiele mit Gewaltszenen dennoch in Kinderhände geraten, liegt nicht an einer mangelhaften Arbeit der USK, sondern vielmehr an der ungenügenden Kontrolle durch die Erziehungsberechtigten. Vielfach ist den Eltern überhaupt nicht bekannt, dass eine Alterskennzeichnung überhaupt existiert oder was diese bedeutet.



Ein weiteres Problem der derzeitigen politischen Diskussion besteht darin, dass das undefinierte Schlagwort "Killerspiele" medial propagiert wird, ohne darüber nachzudenken. Dabei hat die interaktive Unterhaltung ihre Wurzeln durchaus in Spieleklassikern: "Räuber und Gendarm"- oder "Cowboy und Indianer"-Spiele enthalten die Grundideen eines Rollenspiels, und Schach ist der Urvater aller Strategiespiele. Die Entwicklung von Computerspielen gleicht der Inszenierung eines Theaterstücks oder dem Dreh eines Films und ist eine interaktive Visualisierung von z. B. Grimms Märchen oder Tolkiens Büchern. Die durch Entertainment-Software nachweislich vermittelten
Lerneffekte verkennen Kritiker vollkommen.



Ein solcher Populismus im 21. Jahrhundert ist bestenfalls das Armutszeugnis politischer Hilflosigkeit. Die Durchsetzung eines Verbots von Spielen mit kriegerischem oder kämpferischem Inhalt ist illusorisch und kontraproduktiv. Es würde zum Abdriften in eine unkontrollierbare Kriminalität und damit zu einer gesteigerten Straffälligkeit bei Kindern und Jugendlichen führen. Anstatt der kontrollierten Abgabe über den Fachhandel würden Spiele unüberwacht über das Internet oder, ähnlich wie Drogen, "unter der Hand" auf den Schulhöfen gehandelt. Eine neuzeitliche Prohibition in der momentan angedachten Art ist in unseren Augen zudem technisch und faktisch nicht durchführbar.



Zur Lösung des Jugendschutzproblems bei Computerspielen unterbreiten wir folgende Vorschläge:



1. Eine stärkere Förderung der USK durch angemessene Budgets
2. Die Durchführung einer durchdachten Aufklärungskampagne zum Hintergrund, zur
Entstehung und zur Alterskennzeichnung von Entertainment-Software. Hierbei sollten
insbesondere die Erwachsenen, also die Erziehungsberechtigten, im Fokus stehen.
3. Eine stärkere Kontrolle der Spieleabgabe gemäß der Altersklassifizierung



Wir hoffen, mit diesen Ausführungen einen hilfreichen Denkansatz geliefert zu haben und sind gerne bereit, bei weiteren Diskussionen konstruktiv mitzuwirken.



Karlsruhe, den 10.03.2006
ZUXXEZ Entertainment AG
 

Quelle: Zuxxez.com

Kommentare

Tyr_1984 schrieb am
Es sind bereits 40 000 Anzeigen und ZUXXEZ hat eine Firma in der schweiz damit beauftragt da IP´s rauszufiltern. Und das da viel mist mit gemacht wird sieht man in meinem fall , hab da auch ein schreiben von bekommen gehabt. Und diese datein hab ich nie geladen, daher bin ich auch ziemlich sauer auf diese Firma und werd deren mist nicht zahlen. Sollen doch die polizisten vorbei kommen und sich meine kiste angucken.
-.-
MCG06 schrieb am
Oh mein Gott,der Sourcecod wurde gestohlen aber nein ernsthaft, jede Firma macht ihre Fehler, wichtig ist bloss das der Spieler nicht dafür bluten muss.
Zwutz schrieb am
[Germanier] hat geschrieben:Ich wollte damit eigentlich nur sagen das ZUXXEZ nicht umbedingt eine weisse weste hat. Und meiner Meinung nach die falsche Firma ist die versucht die community zu vertretten.
Niemand hat eine weiße weste. Und ich kann sie sogar verstehen. Die, die den Mist mit den 20000 teils falschen Anzeigen verbockt haben, war nicht ZUXXEZ, sondern die GUV (oder GVU?), die mit etwas zu viel Pflichtbewusstsein an die Sache rangegangen sind...
MCG06 schrieb am
Rote Augen, niedriger Pulz, Nebelschwadenbilder, noch nie dagewesene Situationen...
2040 sind wir auch Rentner, die wählen gehen...
Ich glaube das es vollkommen natürlich ist das die \"Alten\" dem Neuen misstrauen und es strikt ablehnen, das worüber sie reden, selbst mal zu \"konsumieren\"!
Als der Fernsehn rauskam, haben es viele Menschen, die noch aus der Kaiserzeit kamen, ihn als neumodischen Mist, der unsere Jugend vorrodet, abgetan.
Heute hat jeder Rentner nen jugendgefährdenden Fernseher in der guten Stube stehn...!
Wenn meine Theorie stimmt, werden auch wir so werden.
Dann wenn Zelda holografisch im Wohnzimmer dargestellt werden kann.Oder ein Resident Evil,\"das so brutal und total ist, wie wir es uns nicht einmal vorstellen können\"!
Wir werden 2040 das älteste Land der Welt sein, das heisst mit den meissten Rentnern, hoffendlich werden wir nicht wie unsere Eltern bzw. Großeltern und geben dem neuen, sobald wir alt und sunil sind, eine Chance, die Chance, die wir uns heute von den \"Alten\"
erhoffen.
80 generation rulez
Tyr_1984 schrieb am
Ich wollte damit eigentlich nur sagen das ZUXXEZ nicht umbedingt eine weisse weste hat. Und meiner Meinung nach die falsche Firma ist die versucht die community zu vertretten.
schrieb am