von Gerrit Menk,

Dragon's Dogma 2: Drei Wege, mit denen man die Kämpfe interessanter hätte gestalten können

Dragon's Dogma 2 (Action-Adventure) von Capcom - Bildquelle: Capcom
Dragon's Dogma 2 ist ein derzeit viel diskutierter Titel. In den Kritiken generell mit guten bis sehr guten Noten ausgestattet, lesen sich die Bewertungen auf Steam eher gemischt, was vor allem mit Mikrotransaktionen und einer auf dem PC schwachen Performance zusammenhängt.

Fakt ist, dass das Spiel besonders ist und einiges anders macht als andere RPGs. Ihr könnt nicht munter umherschnellreisen, wie es euch gefällt, müsst euch regelmäßig großen Monstern stellen und seid in Auseinandersetzungen mit euren Gegnern auf die Hilfe eurer Vasallen angewiesen. Mit den Kämpfen habe ich allerdings so meine Probleme. 

Dragon's Dogma 2: Wenn es ums Reisen und Kämpfen geht



Ihr seid in der Welt von Dragon's Dogma 2, die aus den Reichen Vermund und Battahl besteht, viel zu Fuß unterwegs. Die Distanz zwischen zwei Orten – beispielsweise zwischen dem Dorf Merve, das ihr anfangs aufsucht, und der Hauptstadt Vermunds, Vernworth – ist oft gewaltig. Reist ihr später erstmals nach Bakbattahl, wird das sogar noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Für eine Schnellreise müsst ihr einen Reisestein verbrauchen, der ein teures Gut ist, zudem muss am Zielort ein entsprechender Kristall aktiviert sein. Einfacher ist da eine Fahrt mit einem der Ochsenkarren, die zwischen den Städten verkehren. Hier seid ihr aber nicht vor Überfällen durch Goblin-Banden oder Wegelagerern gefeit.

Harpyien, Echsenmenschen, Wölfe, sogar riesige Oger und Zyklopen: Die Reise durch die Lande ist nicht ungefährlich. Natürlich seid ihr der Erweckte und habt starke Vasallen an eurer Seite. Aber die Quelle des Bösen ist unerschöpflich. Anders als meine Motivation: Ich will doch nur endlich in die Stadt zu meinem Questziel und nicht zum zehnten Mal eine Gruppe Goblins verprügeln. An Beispielen von einigen anderen Spielen möchte ich aufzeigen, wie die Random-Encounter von Gegnern in einer Open World interessanter gestaltet werden könnten.

Distanz zwischen Orten geringer halten (The Witcher 3: Wild Hunt)



Die Spielwelt aus dem dritten Witcher-Teil ist verdammt groß und vollgestopft mit Geheimnissen, sodass es bei seinem Release im Jahre 2015 seinesgleichen suchte. Besonders, wer sich abseits der Wege bewegt hat, konnte in Wäldern von einem Rudel Wölfe oder am Flussufer von den Ertrunkenen angegriffen werden. Neben den großen Städten Novigrad und Oxenfurt gab es aber zahlreiche kleine Dörfer und Siedlungen mit Kneipen, Schmieden und Händlern. Sie waren zumeist eine sichere Zuflucht vor Monstern.

Auch Geralt von Riva hat es in einigen Gefechten mit übergroßen Widersachern nicht leicht.
Auch Geralt von Riva hat es in einigen Gefechten mit übergroßen Widersachern nicht leicht.


In Dragon's Dogma 2 sind die Siedlungen von Menschen und Biestren deutlich spärlicher gesät. Neben den beiden Hauptstädten gibt es kaum mehr als eine Handvoll kleinerer Orte und Stützpunkte. Und selbst die sind nicht sicher von Attacken eines Ogers oder eine Horde Echsenmenschen. Aber hier stehen wenigstens Soldaten und Wachleute zur Verteidigung parat. Auf offener Flur seid ihr schutzlos den Monstern ausgeliefert. Zwar könnt ihr ein Lager an den Feuerstellen aufschlagen, aber auch nur, wenn keine Monster in der Nähe sind.

Natürlich wäre es eine Reduzierung des Schwierigkeitsgrads, wenn Reiseetappen kürzer und die damit einhergehenden Konfrontationen mit Monstern geringer werden. Die Welt würde aber auch gleichzeitig lebendiger und abwechslungsreicher werden. So gibt es nur sehr viele steinige Pfade, Waldstücke und Berge. Und auch die Kämpfe wären potenziell spannender, wenn sie in einer geringeren Frequenz platziert werden würden.

Den Gegnern mit Taktiken zuvorkommen (Horizon: Zero Dawn / Forbidden West)



Horizon: Zero Dawn und sein Nachfolger Forbidden West konfrontierten euch schon früh mit starken Gegnern, gegen die eine direkt herbeigeführte Kampfsituation auch mal schnell in einem aussichtslosen, zumindest aber aufreibendem Konflikt enden konnte. Es empfahl sich dort, großen Gegnern oder Gruppen von Feinden mit einer gewissen Taktik zu begegnen.

Aloy hat viele Möglichkeiten, aus der Deckung heraus mit Pfeilen oder Granaten anzugreifen.
Aloy hat viele Möglichkeiten, aus der Deckung heraus mit Pfeilen oder Granaten anzugreifen.


So konntet ihr deren Patrouillenwege scannen und Minen oder Sprengfallen legen. Mit gezielten Schüssen aus der Deckung heraus ließen sich im Vorfeld schon mal ein, zwei Gegner ausschalten. Und mit Überraschungsattacken aus dem sichtgeschützten Dickicht konntet ihr besonders viel Schaden austeilen. Ein ähnliches System oder zumindest die Option in manchen Situationen hätte auch Dragon's Dogma 2 gut getan.

Zwar haben die großen Gegner wie die Zyklopen oder Chimären auch ihre Schwachstellen, bei den kleineren Monstern bleibt aber, allein schon aufgrund eurer Unterzahlsituation, nicht viel Zeit zum Taktieren übrig. Bogenschützen oder Magier können aus der Entfernung für Unruhe stiften und man kann nicht bestreiten, dass die Kämpfe mitunter einen unterhaltsamen Verlauf haben. Es wäre aber deutlich abwechslungsreicher, wenn einem häufiger die Option zum Erstschlag gegeben wäre.

Öfter ausweichen können (Final Fantasy 7 Rebirth)



Zugegeben – die Feigling-Taktik. Und auch die ist gewiss nicht in der Prämisse von Dragon's Dogma 2 vorgesehen. Wenn die Gegner zu stark sind, könnt ihr immer noch die Beine in die Hand nehmen und euren Vasallen befehlen, den Rückzug anzutreten. Aber das heißt nicht, dass euch die Monster nicht folgen werden. Dabei hättet ihr vielleicht gerne schon im Vorfeld eine Konfrontation vermieden?

Cloud kann die weitestegehend offenen Regionen nutzen, um Gegnern in den meisten Fällen auszuweichen.
Cloud kann die weitestegehend offenen Regionen nutzen, um Gegnern in den meisten Fällen auszuweichen.


In Final Fantasy 7 Rebirth gestalten sich die Regionen – wenn auch die Spielwelt nicht als wirkliche Open World bezeichnet werden kann – offen und nicht auf die vorgegebenen Wege fixiert. Die Gegner in diesem Spiel sind vielfältig und optisch teilweise echt ansehnlich; dennoch kann auch hier nach einer Weile eine gewisse Eintönigkeit aufkommen. In dem Epos von Square Enix sind andere Spielelemente die Stärken.

Allerdings ist es deutlich einfacher, Kämpfen aus dem Weg zu gehen, was einem besonders bei der Verfolgung von Nebenquests zu pass kommen sollte. In Dragon's Dogma 2 ist euer Pfad häufig flankiert von einer Felswand auf der einen und einer steilen Klippe auf den anderen Seite; oder aber die Gegnerhorden greifen euch aus dem Unterholz an – ein Kampf wird unvermeidbar.

Das Ganze geht vielleicht nicht konform mit der Idee der Spieleentwickler und vielleicht ist Dragon’s Dogma 2 einfach ein Spiel für Leute mit einer höheren Frustgrenze oder mehr Wille zum Leveln (ich möchte nicht Grinden sagen). Ich glaube einfach, dass Dragon’s Dogma 2 ein besseres Spiel hätte werden können, wenn man nicht versucht hätte, eine „interessante“ Spielwelt zu erschaffen, in der hinter jeder Ecke eine Gefahr lauert. Wenn das auf Kosten der Spielzeit gegangen wäre, wäre das doch auch in Ordnung gewesen. Wenn ihr wissen wollt, wie das RPG bei uns im Test abgeschnitten hat, könnt ihr das hier nachlesen.

Quelle: Eigene Recherche

Kommentare

Mordegar schrieb am
Die Encounterdichte ist wirklich ziemlich schlimm für die Laufwege in DD2. Mit den Wegen selber kann ich mich ja auch dank der Abwechslung mit Höhlen und Kisten auch arrangieren, aber das mir teilweise alle 25 Meter ne Gruppe Goblins oder ein Rudel Wölfe begegnet, welches nach einem Ingametag respawnt nervt irgendwann einfach nur noch ab. Kein Problem damit, wenn irgendwo mal nach 1 Tag eine oder zwei Füll Gruppen auf dem selben Weg stehen, aber der komplette Spawn neu ist schon ne heftige Nummer....Farcry lässt grüßen...
Die Kritik mit den Dörfern kann ich daher auch irgendwo nachvollziehen! Es scheint so als ob man die Spielwelt absichtlich so gestreckt hat um den Spieler damit eine Zeithürde aufzuerlegen, wenn er nicht gewillt ist für Questziele seine Reisesteine zu nutzen.
@Solon25
Ja, das mit dem überladenen Gespäck ist mir auch schon aufgefallen. In der Regel laufen mein Hauptvasall und ich 90 Prozent der Zeit mit dem Status *Schwer* in der Gegend herum.
Der Tragekapazitäts Skill ist mittlerweile dauerhaft in allen meiner Klassenbuilds verbaut.
Solon25 schrieb am
Das mit dem Rasten beinhaltet ja noch das man ein Reisegepäck haben muss. Gibt da 2 Varianten, ein kleineres welches 5 Gewicht hat und ein größeres welches 7,5 wiegt. Trag das mal mit einen Bogenschützen, Magier oder Schurken. Die haben da evtl. gleich eine Schwere Traglast angezeigt, womit es sich schlechter kämpfen lässt. Da hilft nur der Krieger der mit Rang 5, nicht Level, einen Perk holen kann welches das Gewicht reduziert. Spielt man eine andere Klasse sollte man den zum Krieger machen bis er das auch holen kann und dann wieder zurück zur Ursprünglichen Klasse..
schrieb am