von Sören Wetterau,

Von Animal Crossing bis Pokémon: Fünf Entwicklerinnen, die Videospielgeschichte geschrieben haben

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: Supergiant Games, Nintendo - bearbeitet mit Adobe Photoshop
Auch wenn 2024 der Bereich der Videospielentwicklung immer noch sehr männerdominiert ist, haben auch schon Frauen seit jüngsten Jahren in dieser Industrie mitgewirkt. Ihre Namen sind aber oftmals deutlich weniger bekannt, als etwa ein Hideo Kojima, Neil Druckmann, Sid Meier oder Ken Levine.

Ob nun beim Thema Spieledesign, beim Schreiben von Storys oder in Sachen Programmieren: Frauen haben mitunter nicht weniger geleistet als ihre im Vergleich deutlich populären männlichen Kollegen. Wir nutzen deshalb einmal diese Chance um euch fünf Entwicklerinnen vorzustellen, die teilweise schon seit Jahrzehnten der Branche ihren Stempel aufgedrückt haben – ihr es aber vielleicht gar nicht so mitbekommen habt. 

Amy Hennig – Director und Writer


Amy Hennig dürfte wohl auf dieser Liste die wohl noch bekannteste Entwicklerin sein, die es von ihrem Schaffenswerk her auch problemlos mit größeren Namen aufnehmen kann. Schon seit den späten 1980er-Jahren ist Hennig bereits in der Branche aktiv, zu Beginn noch als Artist, später übernahm sie auch die Rolle als Director und Autorin für verschiedene große Spielenamen. Ihre ersten großen Erfolg landete sie bei Crystal Dynamics, wo sie Silicon Knights bei der Entwicklung von Blood Omen: Legacy of Kain unterstützt hat.




In den Folgejahren übernahm sie mehr Verantwortung für das neue Franchise: Sie war Director, Producer und Writer für Legacy of Kain: Soul Reaver, Soul Reaver 2 und Legacy of Kain: Defiance. In der Zeit wurde auch Naughty Dog auf die überaus talentierte Entwicklerin aufmerksam, woraufhin sie 2004 bei dem US-amerikanischen Studio anheuerte. Dort übernahm sie zuerst den Posten als Game Director für Jak 3, ehe sie als Creative Director und Autorin die Uncharted-Trilogie leitete – und damit direkt für einen der größten Hits der PlayStation 3-Ära verantwortlich war.

Zu Beginn der Entwicklung von Uncharted 4: A Thief's End nahm Hennig ihren Hut und zog weiter: Unter anderem war sie an der Geschichte von Battlefield Hardline beteiligt, sollte für EA zusammen mit Visceral Games ein Star Wars-Spiel produzieren und war außerdem am Story-Konzept von Forspoken beteiligt. Mittlerweile ist sie wieder als Produzentin und Autorin tätig: Bei Skydance Media entwickelt sie mit einem neuen Team Marvel 1943: Rise of Hydra, welches auf Basis der Unreal Engine 5 entsteht.

Jen Zee – Art Director


Wenn es um das Thema herausragende Indiespiele geht, dann ist man in den letzten Jahren um Supergiant Games nicht drumherum gekommen. Das US-Studio hat bislang noch keinen wirklichen Flop vorzuweisen und hat spätestens mit Hades ein weiteres Mal bewiesen, wie gut sie tatsächlich sind. Eine Gemeinsamkeit aller Spiele? Der unverkennbare Artstyle aus der Feder von Art Director Jen Zee.




Die US-Amerikanerin hat eigentlich nur als Vertragsdienstleisterin für Supergiant Games angefangen, aber sie überzeugte das damals noch kleine und junge Studio sofort von ihrem Talent. Zee wurde als feste Mitarbeiterin engagiert und ist seitdem als Art Director für den Stil aller Spiele des Entwicklerteams verantwortlich gewesen: Von Bastion über Transistor und Pyre bis hin zu Hades und konnte bereits einige Preise für ihre Arbeit gewinnen.

Auch für Hades 2 ist Jen Zee weiterhin als Art Director in erster Linie für den visuellen Stil zuständig, der sich natürlich am Vorgänger orientiert, aber dennoch eigene Elemente bieten wird.

Atsuko Nishida – Grafikerin, Designerin

  • Erstes Spiel: Pulseman (1994)
  • bekannt für: Pokémon
  • arbeitet heute an: Pokémon

Bleiben wir doch beim Thema Grafik und Artdesign und widmen uns Atsuko Nishida. Ihr Schaffenswerk werdet ihr garantiert schon mehrmals zu Gesicht bekommen haben, sogar dann, wenn ihr euch für Videospiele nicht interessieren solltet. Die Designerin war nämlich für den Look von Pikachu verantwortlich – und für noch unzählige weitere Pokémon.



Schon vor der Entwicklung der beliebten Pocket Monsters war Nishida bereits bei Entwickler Game Freak tätig, wo sie unter anderem an Pulseman mitwirkte. Für Pokémon war sie dann im Grunde das Gegenstück zu Ken Sugimori: Letzterer entwarf eher düstere und kräftige Pokémon, während Nishida für die eher niedlicheren Designs zuständig war, darunter das bereits erwähnte Pikachu. Aber auch Glumanda, Bisasam oder Vulpix stammen aus ihrem Pinsel.

Nishida ist bis heute übrigens noch bei Game Freak als Grafikerin und Designerin tätig und war somit auch an Pokémon Karmesin & Purpur beteiligt. Zwischenzeitlich hatte sie aber auch am Videospiel Hometown Story gearbeitet, welches vom japanischen Entwicklerteam Toybox Inc. erschaffen wurde.

Aya Kyogoku – Produzentin


Bei Nintendo kennt man vor allem die Namen Shigeru Miyamoto, Masahiro Sakurai, Eiji Aonuma oder Saturo Iwata. In die Liste gehört aber eigentlich auch Aya Kyogoku, ist sie doch verantwortlich für das bestverkaufte Videospiel aller Zeiten in Japan: Animal Crossing New Horizons.



Den Grundstein für ihre erfolgreiche Karriere legte Kyogoku im Jahr 2000 bei Atlus und war dort an der Entwicklung von deSPIRIA und Wizardry: Tale of the Forsaken Land beteiligt, ehe sie zu Nintendo wechselte. Dort war sie zu Beginn Scriptwriter für The Legend of Zelda: Four Swords Adventures und The Legend of Zelda: Twilight Princess. In den Folgejahren kümmerte sie sich aber um eine ganz andere Franchise: Animal Crossing. Zu Beginn noch als Sequence Director übernahm sie für New Leaf und New Horizons jeweils die Rolle als Director und führte die Franchise mit Ideen und einer breiteren Ausrichtung zu neuen Erfolgen.

Das hat Eindruck hinterlassen: Mittlerweile ist Kyogoku Managerin für die Production Group 5 bei Nintendo, die sich speziell um Animal Crossing und Splatoon kümmert. Kyogoku setzte sich zudem bei Nintendo stark für mehr Diversität ein und sorgte dafür, dass das Entwicklerteam bei Animal Crossing New Leaf zur Hälfte aus weiblichen Angestellten bestand.

Kate Rayner – Technical Director

  • Erstes Spiel: The Crow: City of Angels (1996)
  • bekannt für: Gears 5
  • arbeitet heute an: Gears-Franchise

Kate Rayner ist Expertin. Eine Expertin für die Unreal Engine und bekleidet eine der wichtigsten Positionen beim Microsoft-Studio The Coalition, die sich seit Mitte der 2010er-Jahre um die Gears of War-Franchise kümmern. Dort ist Rayner als Technical Director für die technischen Aspekte verantwortlich und lässt ihr ganzes Wissen über die Unreal Engine in die Projekte einfließen.



Angefangen hat Kate Rayner aber ganz woanders: 1996 war sie an der Videospielumsetzung von The Crow: City of Angels beteiligt. In den Folgejahren wagte sie den Sprung zu EA und wirkte unter anderem als Lead Programmer und Technical Director an Spielen der NBA Live- und Skate-Reihe mit. Danach folgte der Wechsel zu Microsoft und The Coalition.

Letzten Gerüchten zufolge soll sie mittlerweile befördert worden sein: Angeblich leitet sie von nun an eine eigene Abteilung, die mit allen Microsoft-Studios zusammenarbeitet, um technische Aspekte besser zu optimieren. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang aber nicht.

Natürlich stellen die hier fünf genannten Entwicklerinnen nur eine wirkliche kleine Auswahl dar. Mit Roberta Williams von Sierra, Sarah Bond als Xbox-Präsidentin oder Kim Swift, der Erfinderin von Portal, gibt es beispielsweise noch einige Namen mehr, die sich über die Jahre einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben. Ähnlich wie so manch bekannte Videospiel-Heldin, von denen wir euch fünf besonders populäre in einem anderen Artikel vorstellen.
Quelle: Twitter / @amy_hennig, @0jenzee0, YouTube / Warner Bros. Pictures, Nintendo of America, Xbox

Kommentare

geko201 schrieb am
Die Grafikdesignerin von Pikachu....na ja.
Ich bin wahrscheinlich zu alt, die meisten Namen sagen mir nix.
Aber ich finde es doch kaum entschuldbar, dass Roberta Williams, Mitbegründerin von Sierra (!) und Schöpferin von u. a. der Kings Quest Reihe hier fehlt. Sie war grundlegend (mit)prägend für die Adventurewelle der 80er und 90er Jahre.
Aber vermutlich ist der entsprechende Redakteur bzw. Artikelverfasser einfach zu jung. ;-)

Korrektur:
Erst zuende lesen, dann posten! Am Ende wurde Williams doch noch erwähnt... :lol:
Sylver001 schrieb am
Jade Raymond, Jade Raymond, Jade Raymond.. ist nicht dabei, gut wir sind sicher ^^
Aber wenn wir schon Größen erwähnen: Michiru Yamane! Ohne Ihr Wirken, wäre der Name Castlevania nicht mal halb so viel Wert und steht für mich auf einer Stufe mit Koji IGArashi.
FlyHighBlowLow schrieb am
Immer wenn ich "Amy Hennig" lese, verspüre ich einen schmerzhaften Stich in meinem Herz, weil ich mich daran erinnere, dass Legacy of Kain seit 20 Jahren ein totes Franchise ist.
lAmbdA schrieb am
Videospiel Geschichte hat wohl bei allen genannten nur Kojima geschrieben, aber das ist wahrscheinlich eher ne ungünstige Wahl beim Titel.
Hätte dann aber tatsächlich eher Kim Swift in der Liste gesehen. Portal ist definitive ein Mustplay wenn es um Videospiel Kultur geht, während zb. Hades "einfach nur" ein tolles game ist. Was ist aber mit dem ehemaligen Aushängeschild der Branche, Jade Raymond? Ich hab da meine eigene Meinung zu, aber wenns um den Titel der News geht, hat es mich tatsächlich überrascht, dass sie nicht die Liste anführt.
Solon25 schrieb am
Ich habe vor 2 Jahren ein Spiel auf die Wunschliste gesetzt, welches von einem reinen Frauen Team entwickelt wird.
schrieb am