von Mathias Oertel,

E3-Eindruck: Dragon Age: Origins



Am 20. Oktober dieses Jahres soll (zumindest in den USA) mit Dragon Age: Origins (ab 1,00€ bei kaufen) die Rückkehr des klassischen Fantasy-Rollenspiels gefeiert werden - einer düsteren und erwachsenen Variante noch dazu. Egal ob futuristisch (Mass Effect), Online (Star Wars The Old Republic) oder wie hier klassisch: Nachdem CD Project Red die Konsolenversionen von The Witcher auf Eis gelegt hat, ist Bioware die derzeit letzte Hoffnung auf große Rollenspielunterhaltung mit Entscheidungen und Konsequenzen. Dementsprechend gespannt war ich auf die E3-Präsentation, in der nicht nur ein weiteres Beispiel für das Entscheidungs-System gezeigt wurde, sondern auch das Geheimnis gelüftet, ob in Dragon Age Origins (DAO) tatsächlich Drachen vorkommen. Und zu meiner Freude konnte ich zusätzlich noch einen ersten ausgedehnten Blick auf die 360-Version werfen.

Seit Baldur's Gate sind lebendige Dialoge und eine spannende Story zwei der Hauptmerkmale von Bioware-Rollenspielen. Mit Star Wars: Knights of the Old Republic schließlich kam ein Entscheidungs-/Konsequenz-System hinzu, das die emotionale Anbindung an den Charakter verstärkt und ganz nebenbei zu einem häufig kopierten, aber bislang unerreichten Merkmal geworden ist.
Und da macht DAO keine Ausnahme. Allerdings wird Bioware nicht müde zu betonen, dass nichts in der Dragon Age-Welt ohne Konsequenz bleibt. Als Beispiel hierfür wird ein Camp gezeigt, in dem man mit seiner Figur und den übrigen Mitgliedern der Gruppe zwischen den Kämpfen rastet und wo man sich auf Unterhaltungen und Interaktion mit den Kameraden einlassen kann.

Beispielhaft muss man eine Entscheidung zwischen zwei möglichen Liebesinteressen fällen. Auf der einen Seite steht die Bogenschützin, die die Tugend schlechthin zu verkörpern scheint: Treu, vertrauenswürdig, zuverlässig. Auf der anderen die böse und Gestalt wechselnde sowie lasziv aauftretende Zauberin. In der Präsentation fiel die Entscheidung schließlich auf die Zauberin; die anschließende Szene mit Liebesspiel wurde abgebrochen...

Viel wichtiger ist jedoch die Reaktion der vermeintlich festen Beziehungspartnerin: Die Bogenschützin hat etwas von dem Techtelmechtel mitbekommen und stellt den Helden zur Rede - und verliert schließlich Vertrauenspunkte. Doch gerade dieses Element stellt eine zentrale Rolle der Dragon Age-Welt dar: Abhängig von den Aktionen des Helden können die Gefährten basierend auf dem Vertrauenslevel Fähigkeiten gewinnen und auch wieder verlieren; sie können sich entscheiden, die Gruppe zu verlassen und wenn es hart auf hart kommt, können sie sogar versuchen, einen im  Kampf zu überzeugen, dass man auf dem Holzweg ist.

Allerdings ist es befremdlich, dass im Vergleich zu z.B. Mass Effect der Held bei den umfangreichen Dialogen keine eigene Stimme hat und stumm bleibt. Hier werden einige akustische Identifikationspunkte verschenkt.  Zum Abschluss wurde noch ein Kampf gegen einen Drachen gezeigt, der mit Effekten und imposanten Animationen nicht geizte und der Lust auf viel mehr machte, bevor er abgebrochen wurde und das Ende der Präsentation ankündigte.

Noch interessanter war allerdings die Möglichkeit, einen Blick auf die spielbare Xbox 360-Version zu werfen, die zusammen mit der PS3-Variante zeitgleich zur PC-Fantasy erscheinen soll. Leider war die Zeit hier zu knapp, um wirklich eintauchen zu können, doch die Steuerung hinterließ einen guten Eindruck. Was man von der Kulisse nur eingeschränkt sagen kann: Obwohl Mass Effect später erscheint (geplant ist derzeit Frühjahr 2010), sieht das futuristische Rollenspiel schon jetzt in der spielbaren Fassung deutlich besser aus als die dunkle Fantasy. Und die 360-Fassung wiederum bleibt momentan einen Schritt hinter dem PC zurück. Es wirkt insgesamt noch nicht so poliert, deutet aber mit sauberen Animationen, einer stabilen Bildrate sowie ansehnlichen Effekten an, dass die Konsolenvariante des Drachenzeitalters auch auf dem Weg ist, im spärlich besetzten Genre mitmischen zu können.

E3-Fazit: Dragon Age: Origins ist immer noch schwer einzuschätzen. Auf der einen Seite scheint das Vorhaben, dunkle Fantasy samt erwachsener Inhalte anzubieten, voll und ganz aufzugehen. Auch die Kämpfe und die typisch Biowareschen Stärken hinsichtlich Entscheidung und Konsequenz sind nach wie vor spürbar und machen Lust auf mehr. Dennoch bleibt ein merkwürdg flaues Gefühl in der Magengrube zurück. Jedes einzelne Element für sich betrachtet scheint durchdacht, sinnvoll und in der Lage zu sein, einen Fortschritt im Genre darzustellen. Doch die Gesamtwirkung hängt derzeit von zu vielen Fragen ab: Wie gestaltet sich die Charakter-Entwicklung? Wie ist das Verhältnis von Kampf, Gebietserforschung und Dialogen? Wie werde ich emotional an den Charakter gebunden? Die Antworten auf diese und andere Fragen sind gut vier Monate vor Release immer noch unklar. Ich hoffe, dass eine spielbare Fassung Aufschluss gibt. In jedem Fall bleibt festzuhalten, dass die Konsolenfassungen technisch ebenfalls auf einem guten Weg sind - auch wenn es derzeit den Anschein hat, dass man sich der internen Konkurrenz des futuristischen Mass Effect 2 geschlagen geben muss...

E3-Eindruck: gut



Kommentare

Arkune schrieb am
EvilNobody hat geschrieben:Bist du ein Lesben-Fan oder was? :lol: Ne Spass. Ich finde Lesben auch geil. *lol*
Die Antwort auf diese Frage findest du im Anime-Topic. 8)
Pyoro-2 schrieb am
Werd's mir auch mit ziemlicher Sicherheit holen; ist ja nicht so, dass man zZ mit RPGs überschwemmt werden würde - denke aber nicht, dass es ein Spiel mit "OHA"-Effekt werden wird; eher so ein "ahja"-Effekt ;) Aber solang's unterhält, passt schon ...
Rickenbacker schrieb am
Naja die Zeiten sind wohl vorbei in den man bei Bioware spielen nach 1 Stunde zufällig einem Basilisk über den Weg läuft und ohne den geringsten hauch einer Chance zu einem wunderschönen Steindenkmal verarbeitet wird.
Oder kurz um, in denen das Spiel knüppel hart ist.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt und sowieso erstmal abwarten und Tee trinken, würde der PhrasenTarzan dazu sagen.
kollimator schrieb am
Ich freue mich sehr auf das Spiel - mein PC ist für die meisten Spiele eigentlich nicht mehr zu gebrauchen und auf der X-Box sind Rollenspiele doch eher spärlich gesät.
Es wäre schön, wenn Dragon Age ein Rundenkampfsystem hätte, auch wenn viele Leute, glaub ich, Echtzeitkampfsysteme spannender finden und lieber mögen.
Ansonsten bin ich eigentlich guter Hoffnung, dass Bioware seinem guten Namen ein weiteres Mal gerecht werden kann.
Wird das Game eigentlich auch für die Ps3 erscheinen? Wäre schade, wenn die Sonyspieler leer ausgehen würden. Auf der schwarzen Perle gibts ja noch weniger Rollenspiele.
Spielt weiter.
EvilNobody schrieb am
@TRichter
Ja, leider hast du Recht was das Gut-Böse-System von Bioware betrifft. Da lobe ich mir doch den Witcher, da waren die Grenzen verwischt, und Konsequenzen bekam man oft erst nach Stunden zu spüren. So finde ich das richtig geil, warum macht Bioware nicht sowas in Dragon Age?
schrieb am
Dragon Age: Origins
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