Marc Jacobs, CEO von Mythic Entertainment (
Dark Age of Camelot), macht in einem Schreiben an
GameDailyBiz seinem Ärger über Station Exchange, Sonys Auktionshaus für erspielte Inhalte aus Everquest II (wir
berichteten), Luft und nennt die Pläne der Japaner "eine der schlechtesten Entscheidungen in der Geschichte der MMORPGs." Sony-Präsident John Smedley antwortet umgehend und nennt das Erfüllen der Wünsche von Spielern als wichtigsten Grund für die Eröffnung des Handelsportals.
Laut Jacobs sei die Teilnahme am Verkauf von Onlinegegenständen bisher nicht nur ein Tabuthema gewesen und werde es für das Gros der Publisher weiterhin bleiben, auch ließen sich die Folgen für Sony und die Industrie nicht absehen. Zum einen hätten Änderungen an Programminhalten nicht mehr nur Auswirkung in Hinsicht auf das Gameplay, sondern brächten zudem finanzielle Folgen für jene Spieler, deren teuer erkaufte Gegenstände gelöscht würden.
Auch sei abzusehen, dass durch die Möglichkeit des offiziellen Handels bisherige Drittanbieter wie IGE einen Aufschwung erfahren, da deren Kosten und Umstände bei der Nutzung von Station Exchange in Zukunft weitaus geringer seien. Jacobs greift schließlich ein Problem auf, mit dem sich schon sog enannte Powerseller auf Ebay konfrontiert sahen: für den Fall, dass kein steuerlich eingetragenes Gewerbe vorliege, könnten bald Mahnungen und Gerichtsvorladungen ins Haus stehen.
Abgesehen von solchen technischen Schwierigkeiten, sieht Mythic die MMORPGs selbst in Gefahr. Das Spiel würde in den Hintergrund gedrängt, der Handelsmarkt könne schnell zum hauptsächlichen Ziel werden. Außerdem würden sich Plätze, an denen gewinnträchtige Gegenstände vorzufinden sind, zu hart umkämpften Regionen entwickeln, an denen Handelswillige vorrangig ihre Güter beschützen, statt sich anderweitig der Online-Welt zu widmen.
Abschließend weißt Jacobs noch darauf hin, dass sein Unternehmen den Bestrebungen von Sony nicht folgen werde. Trotz einer Vielzahl von lukrativen Möglichkeiten werde man auf den zusätzlichen Profit verzichten und kein eigenes Portal zum Handel mit virtuellen Inhalten aufbauen.
Sony erläutert in einer Gegendarstellung, dass man lediglich dem wachsenden Interesse an einem offiziellen Anlaufpunkt wie Station Exchange nachkomme und der Publisher weiterhin sämtliche Versuche, mit illegalen Mitteln an virtuellen Reichtum zu gelangen, strikt unterbinden werde. Ein Verhindern des Handels mit Onlinegegenständen sei leider unmöglich; man wolle deshalb eine Legalisierung und Vereinfachung des Systems schaffen.
Spieler, die auf mit Station Exchange verbundenen Servern spielen, wüssten um die damit zusammenhängenden Möglichkeiten und würden sich somit bewusst dafür entscheiden. Wer sich ohne potentiellen Marktplatz ins Everquest-Universum stürzen will, komme auch weiterhin mit entsprechend angebotenen Servern auf seine Kosten.
Vorerst wird wohl abzuwarten bleiben, wie sich Station Exchange entwickelt und welche Folgen sich daraus für Sony und seine Kunden ergeben. Falls weitere Publisher ähnliche Projekte ins Leben rufen, sollte der offizielle Handel mit virtuellen Werten bald zum Standard werden. Nicht zuletzt deshalb, da derartige Anlaufstellen den einen oder anderen Taler zur Gewinnsumme addieren könnten.