von Jörg Luibl,

FH Köln: Institut für Medienkompetenz

Die Spielebranche setzt ein akademisches Zeichen gegen die Killerspiel-Hysterie: Nintendo und Electronic Arts unterstützen die Fachhochschule Köln in Zukunft bei der Aufklärungsarbeit über Spiele. Unter der Leitung von Professor Dr. Winfred Kaminski (Direktor des Instituts für Medienpädagogik und Medienforschung) und Professor Dr. Jürgen Fritz (Leiter des Forschungsschwerpunkts "Wirkung virtuelle Welten") will ein neues Institut die Förderung der Medienkompetenz vorantreiben.

Unter dem Namen "Spielraum" geht es darum, die Gesellschaft über die Formen von Computer- und Videospiel im Allgemeinen sowie den Stand der Forschung im Besonderen zu informieren. Vor allem Eltern und Pädagogen sollen eine Anlaufstelle für Fragen bekommen, die Themen wie Risiken und Möglichkeiten des Kulturguts Spiel betreffen. Dazu Prof. Kaminski:

"Für viele Kinder und Jugendliche sind Computer- und Videospiele das Leitmedium geworden. Sie haben ein Recht darauf, auch in diesem Bereich eine angemessene Erziehung und Orientierung durch ihre Eltern und Lehrer zu erfahren. Voraussetzung dafür sind aber genauere Kenntnisse über die Chancen und Risiken dieses Mediums. Hier setzt Spielraum an."

Wie will das Institut die Medienkompetenz konkret fördern? Woran arbeitet man? Folgende Projekte sind geplant:

* Ausbildung von Multiplikatoren, die multimediale
Kompetenzen vermitteln können, insbesondere auf
dem Gebiet der interaktiven Unterhaltung

*Ausrichtung von modellhaften Schulungen für Eltern und Pädagogen sowie Kinder und Jugendliche

*Entwicklung und Erprobung von Lehrmodulen für
pädagogische Einrichtungen

*Bereitstellung von Unterrichtseinheiten und Lehrmaterialien

*Aufbau einer Website als Kontakt- und Informationsbörse

*Ausrichtung von Tagungen und Kongressen, die
einen Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft,
Wirtschaft, Politik, Bildung und Medien ermöglichen

*Vorträge zu forschungsbezogenen und medienpädagogischen
Fragen auf externen Veranstaltungen

*Aufbau eines Referentennetzwerks

*Beratung von und Kooperation mit Initiativen und
Organisationen, die sich mit interaktiver Unterhaltung
auseinandersetzen

*Vermittlung von Experten als Interviewpartner sowie
Bereitstellung von Informationsmaterial für die
Medien

*Beiträge in Fachzeitschriften und Fachbüchern

*Publikation von Sammelbänden und Monografien
sowie eines Newsletters "Spielraum - Institut zur Förderung von Medienkompetenz"


Kommentare

johndoe-freename-30456 schrieb am
Gerade in den PRO Sieben-Nachrichten gesehen:
Der Beckstein fordert allen Ernstes die Herstellung, den Vertrieb und sogar das Spielen von "Killerspielen" unter Strafe zu stellen (bis zu 1 Jahr Haft). 8O
Es wurde aber nicht gesagt, wie er sich die Umsetzung dieser Forderung vorstellt (vor allem auf EU-Ebene, da man ja normalerweise importieren kann).
Wer aber Lust hat, könnte immerhin Pro Sieben anzeigen: Im Hintergrund des Beitrags lief nämlich Dead Rising, welches offiziell in Deutschland niemals erschienen ist und als Import eigentlich bereits indiziert sein müsste. Somit wäre nämlich jegliche Bericht-Erstattung über das Spiel untersagt. :wink:
Max Headroom schrieb am
:-) Doc, das war genial :D
Ich denke zwar nicht, dass man dort "Werbung" für ein Produkt machen würde, aber wenn doch, dann hat man wirklich mit einigen Titeln gaaaaanz groooooße Probleme ;)
Die Kompetenz, mit multimedialem Inhalt klar zu kommen, wird durch solch eine Uni und deren Vortrag sicherlich gestärkt werden. Nur letzten Endes ist dies nur ein klitzekleiner Tropfen auf dem heißen Stein. Ich lasse mich mal überraschen und warte ab, *wer* beim nächsten Massaker - der sicherlich kommt - vor der Kamera seinen Senf ablässt und von wem dann der Konter kommt.
Ich schätze, dass wir mal wieder das altbekannte Bild sehen werden: 1-2 Politiker mit Posaunen, die lautstark ein Verbot von diesen ultrabutalen Wii ..äh.. "Killerspiele" fordern, 3-5 zockende Kinder, die als völlig verblödet oder weltfremd dargestellt werden und dazu noch eine Stimme im Off, die den "Team-Charakter" eines Killerspieles in 2 Sekunden zu erklären versucht... bei CS-Bildern und explodierenden Bomben.
Das Bild, das durch solch einen Beitrag beim Zuschauer erweckt wird, dient sicherlich weniger zur Stärkung der Spielerseite, wetten ?
Und *dann* möchte ich gerne jemanden von der FH Köln sehen, wie er dann die Lage zu retten versucht. Auch im letzten Massaker-Fall gab es den einen oder anderen Fürsprecher, irgendwo entlegen auf einer Insel, der die Gefahr für Leib und Seele runterspielte und den "Team-Charakter" als hübsches Argument vorschob. Und nur in den gaaaaaaanz seltenen Fällen, irgendwo Spät-Nachts, tief vergraben unter Wiederholungen und Träumen, gab es einen Beitrag wo die Frage gestellt wurde, ob das soziale Umfeld, z.Bsp. in Form der Unterstützung in der Schule oder im Elternhaus, versagt haben könnte. Ich meine, es lässt sich sehr sehr schnell ein Bezug zum Massaker und der CS-Map aufstellen. Das aber niemand die Bombenvideos aus dem Wald "bemerkt" hat, und er auch mal so an tödlichen Schusswaffen kommen konnte, dies wird dann mal wieder schön unter dem Teppich gekehrt und nur in den...
Doc Angelo schrieb am
Nintendo sponsort das Ganze? 8) Kann ich mir gut vorstellen, denn die Konsolen müssen verkauft werden. Die Eltern müssen da besser informiert werden!
Hier eine beispielhafte Situation:
Eine Gruppe skeptischer Mütter betritt den Raum. Der Redner beginnt.
"Und hier haben wir das neue Wiimote. Heute muss man nicht mehr Daumenknöpfe in einer Richtung schieben oder eine Maus bewegen, um zu das Fadenkreuz auszurichten. Mann kann einfach richtig zielen!"
Der Redner macht eine schnelle Bewegung, zielt in eine Richtung und *pchiiuuuu* erschießt den imaginären Feind.
"Natürlich geht das auch mit einem Schwert. Nie wieder schödes klicken und drücken. Mit dem neuartigen Bewegungssensor können Sie selbst der Mann mit dem Schwert in der Hand sein. Selber zuschlagen ist die Devise!"
Er dreht sich wieder um und lässt das Wiimote durch die Luft sausen.
"Mittendrin statt nur dabei. Wie sie sehen, kann man auch eine Erweiterung anschließen, über so ein Kabel hier. Damit hat man 2 Geräte zum Kontrollieren. Wir nennen es liebevoll "Nunchaku", was eine gefährliche japanische Waffe ist."
Stolz dreht sich der Redner wieder der Gruppe zu, die ihn verstummt aund total entsetzt anstarrt.
"N... Natürlich kann man auch Golf damit spielen..."
;)
Max Headroom schrieb am
Tja, auch ich denke, dass dies ein schöner Schritt ist, der eigentlich schon vor 10+ Jahren gemacht werden sollte, als die Jugend vom Amiga zum PC wechselte. Die "Geburt" einer solchen Anlaufstelle in mitten der ganzen "Killerspiele"-Diskussion klingt sehr mager in meinen Ohren.
Aber... einige Punkte sind wirklich lobenswert.
Die Ausbildung von Multiplikatoren (die Bereitstellung von Lehrer und Ansprechpartner zum Thema der interaktiven Unterhaltun ?) könnte zur Aufklärung sehr vieler Klischees führen.
Modellhaften Schulungen für Eltern und Pädagogen ? Ja, welcher Elternteil hat Zeit, in einer Schulung reinzugehen ? Für Lehrer klingt dies interessant, aber Eltern haben meist "etwas" mehr zu tun als mal einen ganzen Tag was über Joypads zu hören. Die ältere Generation von Lehrer wird wohl kaum "lust" haben, eine solche Schulung freiwillig zu besuchen. Die große Masse dort draussen wird sich weiterhin aus der B*LD informieren. Ausserdem wird wohl in Köln kaum genug Platz sein, um in einem Jahr sämmtliche Lehrer "aufzuklären". Und die neuere Generation von Lehrer wird dann sowieso einen festen Platz in einem CS/WoW-Clan besitzen ;)
Vermittlung von Experten als Interviewpartner ? Ja, welche Art von Experten ? Medienwissenschaftler ? Exakt die gleiche Sorte von Homo Sapiens bringt doch auch Papier zum Vorschein, das *gegen* die Killerspiele spricht. Hier ist ein simples Tauziehen abzusehen. Jeder wird *seinen* Standpunkt begründen können, aber beide stehen auf der selben Stufe. Für wie lange wird dort einer stehen können ? IMHO wird sich dies wohl auflösen, da man hier wohl kaum zu einem klaren Ende kommen würde.
Ich wünsche der FHK Glück und viel Erfolg. Aber was wir Spieler benötigen, ist neben einer FH, ein "lautes" Sprachrohr. Ein Sprachrohr, welches sich auch gegen die Medien durchzusetzen vermag. Wenn ein gewisser Politiker oder Medienwissenschaftler *seine* Sendezeit bekommt und dann *seinen* Standpunkt vertritt, dann folgt meist die Aussage eines "Zockers", eines...
Deracus schrieb am
das wäre auch mein weihnachtswunsch...
aber ich befürchte, dass dies nicht reichen wird, da mit sicherheit kein einziger sender auch nur ansatzweise über diesen schritt gesprochen werden wird. damit ist die öffentlichkeitsswirkung schonmal sehr gesunken...
aber ich hoffe das beste
schrieb am