4Players: Kannst du dich bitte zunächst einmal kurz vorstellen?Jesper Kyd: Hi, ich heiße Jesper Kyd und bin der Komponist der folgenden Soundtracks: Hitman: Contracts, Hitman 2: Silent Assassin, "indizierter Hitman-Teil", Freedom Fighters, Brute Force und Messiah. Außerdem mache ich ebenfalls Musik für die Film-Industrie wie z.B. für "Night All Day” (
Film-Website), bei dem der vielfach ausgezeichnete deutsche Regisseur Basil Schlegel Regie geführt hat. In weiteren Rollen sind Ilia Volok (Air Force One, U-Turn, Swordfish) und George Tasudis (Metropolis, City Of Angels, The West Wing) zu sehen.
4P: Wie bist du Komponist speziell für Game-Music geworden? Hat die Amiga Demo-Szene, in der du damals tätig warst, dich beeinflusst und schließlich zur Gründung von Jesper Kyd Productions geführt?JK: Die Amiga-Demo-Szene hat mich natürlich irgendwie geprägt. Nach dieser Zeit wollte ich weiterhin kreative und zugleich experimentelle Musik produzieren und als einzig vernünftigen "free form music" Absatzmarkt gibt es nur die Spiele-Soundtracks. Außerdem habe ich es schon immer geliebt, Computerspiele zu zocken - seit meinem allerersten Rechner. Mein Verständnis und meine Wertschätzung von der Spiele-Entwicklung und der Musik-Produktion haben es mir letztendlich erlaubt, die Demo-Szene zu betreten und später dafür gesorgt, dass ich jetzt Musik für interaktive Medien produziere.
| Jesper Kyd bei der Arbeit. |
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4P: Zockst du häufig selbst und würdest du sagen, Hintergrundmusik ist essentiell wichtig für eine intensive, packende Atmosphäre im Spiel?JK: Ich spiele regelmäßig auf PC und ebenfalls auf Konsolen. Es ist nämlich sehr wichtig, dass ein Komponist mit voller Leidenschaft für das aktuelle Projekt arbeitet, egal ob es ein Spiel oder ein Film ist. Ohne die richtige Leidenschaft bzw. das richtige Einfühlungsvermögen in die Thematik würde die Musik schnell seelenlos oder gar "über-produziert" klingen.
Meiner Auffassung nach intensiviert ein qualitativ gut gemachter Soundtrack enorm die Atmosphäre in der Spielwelt – insbesondere, wenn die Musik auf einem intelligenten und durchdachten Weg in das Spiel eingebaut wird. Mit einem vorhersehbaren, mittelmäßigen oder gewöhnlichen Soundtrack kann selbst in einem Mega-Blockbuster-Spiel kein Blumentopf gewonnen werden. Solch eine durchschnittliche Musik-Untermalung würde es gerade schaffen, die Atmosphäre leicht zu unterstützen, aber echte Emotionen wird so ein Soundtrack definitiv nicht wecken.
4P: Woher nimmst du die Inspiration für die Soundtracks? Was beeinflusst deine Arbeit am Stärksten?JK: Es gibt viele Elemente, die einem Komponisten inspirieren können. Zunächst einmal, ob das Spiel an sich einzigartig ist. Denn bei solch einem Spiel hat man stets das Gefühl etwas Besonderes oder Großes mit der Musikuntermalung zu erreichen. Vor allem der Stil der Musik und die Art der Implementierung können die Stimmung enorm beeinflussen. Also beginne ich meistens mit unkonventionellen und untraditionellen Ideen und fange an zu experimentieren. Außerdem beeinflussen natürlich auch die Story sowie das Szenario die individuelle Musikgestaltung. Weitere Eindrücke stammen natürlich aus Film-Soundtracks oder aus den verschiedenen Musik-Genres. Ich höre mit eigentlich alles an, von moderner Musik, über Klassik, bis hin zu Dance.
4P: Wann im Laufe der Hitman: Contracts Entwicklung wurdest du mit einbezogen? Wie funktionierte die Koordination mit den Entwicklern? Hattest du direkten Einfluss auf das Spiel-Design?JK: Ich sprach allumfassend mit den Game-Designern über meine Ideen der musikalischen Gestaltung, besonders in der Anfangsphase, in der der Musik-Stil und die grundlegende Atmosphäre festgelegt werden. In dieser Phase ist es sehr wichtig, regelmäßig und eng mit den Entwicklern zusammenzuarbeiten, um einen genauen Aktions-Plan festzulegen.
| Cover des Hitman: Contracts Soundtracks. |
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