Schrauber im Glückstaumel
Das Herumschrauben an den Boliden zählte schon immer zu einer der vielen Stärken von Forza. Geändert hat sich daran nichts: Wie gehabt passt man Dinge wie den Reifendruck, die Aerodynamik, Getriebeübersetzungen, Fahrwerk, Bremsen und das Differenzial mit zig Unterpunkten und feinen Abstufungen den eigenen Wunschvorstellungen an. Mechaniker können sich hier wahrhaftig austoben und ihre ausgetüftelten Ergebnisse
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Die detaillierten Cockpits sind eine Augenweide. |
selbstverständlich auch zum Download anbieten. Die Unterschiede zwischen einem maßgeschneiderten und einem Standard-Setup können gewaltig sein, wenn es darum geht, die entscheidenden Zehntel schneller unterwegs zu sein als die Konkurrenz. Leider spielen die Einstellungen innerhalb der Welttournee keine Rolle, da man auch ohne die Optimierungen von Sieg zu Sieg fährt. Geht man die Karriere klassisch an und wählt seine Veranstaltungen aus der gewohnt großen Liste an Angeboten, sieht die Sache schon anders aus: Da man hier im Gegensatz zur Welttournee die KI in vier Stufen anpassen darf, bekommt man endlich das gehobene Maß an Herausforderung, das man zuvor vermisst hat. Hier kann sich das Verändern des Setups tatsächlich positiv auf den Rennverlauf auswirken. Hinzu kommt, dass man auch wieder mit den gewohnten Wagen- und Leistungsbeschränkungen konfrontiert wird. Auf der einen Seite finde ich es löblich, dass sich die Welttournee rund um meine Lieblingsfahrzeuge entwickelt. Auf der anderen Seite bin ich aber auch froh, wenn mir auch Marken und Modelle aufgezwungen werden, die nicht zwingend zu meinen Favoriten zählen, denn erst so weißich die Vielfalt in der Autolandschaft erst richtig zu schätzen und kann meinen Horizont erweitern. Wäre die Welttournee halbwegs fordernd, würde sie die klassische Karriere hervorragend ergänzen. Unter diesen Voraussetzungen ziehe ich Letztere aber dem neuen Ansatz vor.
Schnelle Rennen, lahme Optionen
Wer abseits der beiden Karrieren nur mal zwischendurch die eine oder andere Runde drehen will, ist beim Modus "Schnelles Rennen" richtig aufgehoben, obwohl hier nicht nur Positionskämpfe gegen die KI-Piloten, sondern auch Zeitfahren zum Aufstellen neuer Rundenrekorde angeboten werden. Auch zu Splitscreen-Duellen gegen einen zweiten Mitspieler kommt man über diesen kleinen Umweg - leider lässt sich das Feld nur mit zwei weiteren KI-Mitstreitern füllen, doch gibt es als Ausgleich eine reduzierte Cockpitansicht, die sich auch für Solo-Fahrer als Alternative angeboten hätte, da sie mehr von der Strecke zeigt. Zwar werden die Grafikdetails am geteilten Bildschirm deutlich reduziert, doch bekommt man als Ausgleich auch hier eine butterweiche Darstellung. Die "schnellen Rennen" gegen die KI leiden jedoch an den gleichen Problemen wie beim Vorgänger: Es werden zu wenige Optionen geboten, um die Rennen den eigenen Wünschen anzupassen. So wird die Rundenzahl erneut strikt vorgegeben, was die Rennen (abgesehen von der Runde auf der Nordschleife) sehr kurz macht. Das volle Schadensmodell darf ebenfalls nicht aktiviert werden - warum auch immer. Beim Starterfeld muss man sich außerdem dem Zufallsprinzip beugen: Zwar werden die Fahrzeuge der Gegner an die eigene Wagenklasse angepasst, doch wäre es komfortabler, wenn ich mir die Konkurrenz wie bei Project Gotham Racing selbst zusammenstellen könnte. All diese Möglichkeiten bekomme
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Das wird eng! |
ich, wenn ich den Umweg über den Onlinemodus gehe, denn hier kann ich in meiner privaten Lobby auch reine Offline-Rennen anlegen, das volle Schadensmodell aktivieren und mir meine KI-Gegner aussuchen. Dumm nur,dass lediglich Besitzer einer Gold-Mitgliedschaft von Xbox Live diese Alternative nutzen können. Wann baut Turn 10 endlich einen separaten Modus für alle ein, in dem man (Offline-)Veranstaltungen nach eigenen Wünschen anpassen kann? Es wird Zeit...
Doch ohnehin werden Besitzer einer Silbermitgliedschaft so stark gebeutelt wie in kaum einem anderen Spiel. Dass man als nicht zahlendes Mitglied keine Onlinerennen absolvieren darf, versteht sich von selbst. Aber auch bei den meisten Community-Funktionen ein Riegel vorgeschoben wird, ist ein herber Schlag. So dürfen Forza-Spieler mit Silbermitgliedschaft zwar die teils großartigen Designs betrachten - das Herunterladen ist hier allerdings genauso verboten wie bei Tuning-Setups und anderen Inhalten. Konnte man im zweiten Teil noch über die System Link-Option im lokalen Netzwerk Gas gegen andere Spieler antreten, geht es hier wie schon beim Vorgänger nur noch über Xbox Live auf die Mehrspieler-Pisten - und dafür ist die Goldmitgliedschaft zwingend nötig.
Rivalenkämpfe
Da ist es fast schon eine Überraschung, dass auch Silbermitglieder beim neuen Rivalen-Modus mitmischen dürfen. Dieser ist an EAs Autolog-System aus Need for Speed angelehnt und erlaubt zeitversetzte Rennen gegen zufällig oder bewusst ausgewählte Freunde oder Fremde. Ein internes Nachrichtensystem informiert nicht nur über Neuigkeiten aus der Forza-Welt, sondern schlägt auch Alarm, wenn man von einem neuen Rivalen herausgefordert wird bzw. übertrumpft wurde. Da lässt der Konter selbstverständlich nicht lange auf sich warten. Zwar wirkt EAs Autolog insgesamt ausgereifter, doch treibt auch der Ansatz von Forza 4 schnell und konstant die Motivation nach oben, sich in den spannenden Fern-Duellen durchzusetzen - egal wie viele Versuche es kostet.