Die große Freiheit?
Der Fuhrpark besteht aus einer Auswahl an stylischen Sportwagen, Muscle-Cars und Offroad-Boliden.
Von der Aufmachung her erinnert Forza Horizon an Test Drive Unlimited, das bei seiner Veröffentlichung 2006 Maßstäbe für Rennspiele in einer offenen Welt setzte. Der Ausschnitt von Colorado wirkt zwar nach meiner bisherigen Einschätzung nicht ganz so groß wie die Hawaii-Insel Oahu, doch gibt es in dem US-Bundesstaat mit seinen beeindruckenden Felsformationen und dem abwechslungsreichen Streckendesign trotzdem genug zu tun. Die Veranstaltungen beinhalten sowohl Rundkurse als auch Rennen von A nach B, wobei maximal acht Fahrer an den Start gehen. Erstmals in der Geschichte von Forza geht es dabei auch ins Offroad-Terrain - eine willkommene Ergänzung. Pinkslip-Duelle gegen Rivalen stehen genauso auf dem Programm wie abgedrehte Showkämpfe, bei denen man z.B. gegen ein Flugzeug antritt. Später sind abseits der Festival-Events sogar Straßenrennen abseits der offiziellen Festival-Pfade möglich. Polizeiverfolgungen im Stil von Need for Speed wird es allerdings nicht geben. Innerhalb der Wettbewerbe wird der Streckenverlauf vorgegeben - ein eigenständiges Suchen der idealen Route ist also nicht nötig. In diesen Momenten fühlt sich Horizon zwar nicht mehr so frei an wie zunächst gedacht, doch damit kann ich gut leben, da ich das Rasen auf abgesteckten Pfaden ohnehin bevorzuge. Wie bei den bisherigen Forza-Spielen sind die meisten Veranstaltungen auf bestimmte Wagenklassen, die maximale Leistung oder Automodelle beschränkt. Schön: Wer kein passendes Gefährt in seiner Garage hat, kann direkt aus dem Veranstaltungsmenü heraus das Angebot des Autohändlers annehmen und muss dafür nicht erst zum Festivalgelände zurückkehren. Auch Tuningumbauten werden auf Wunsch automatisch vorgenommen, damit man mit seinem aktuellen Wagen am Wettbewerb teilnehmen kann.
Auch in der Nacht wird um den Sieg gefahren.
Wer die große Freiheit erleben will, hat immer noch die Erkundung, die ein weiterer Stützpfeiler werden soll. Zwar kann man gegen Gebühr ein Schnell-Transportsystem nutzen, doch wollen die Entwickler, dass die Spieler so viel Zeit wie möglich hinter dem Steuer verbringen - sei es bei der Fahrt zum nächsten Wettbewerb oder einfach nur das Cruisen, während man das Radio aufdreht und den Tag-/Nachtwechsel genießt. Ein Navigationssystem, das sich optional via Kinect bedienen lässt, führt einen dabei sicher zum gewünschten Ziel. Zusätzliche Anreize sollen seltene Autoexemplare bieten, die in Scheunen versteckt wurden und von den Spielern gefunden werden können. Hinweise über den Aufenthaltsort liefern die DJs in ihren Radiomoderationen, die zwischendurch auch den eigenen Fortschritt kommentieren. Wie bei Midnight Club: Los Angeles gibt es auch in Horizon eine Hintergrundgeschichte voller Klischees, die in ansehnlichen Zwischensequenzen sympathisch erzählt wird. Da ist der kleine Niemand in seinem VW Corrado, der Karriere machen und dem arroganten Champion Paroli bieten will. Das alles noch gewürzt mit einer kleinen Prise Romantik und Festival-Partystimmung - fertig ist die Rahmenhandlung. Und mehr braucht es auch nicht.
TDU der nächsten Generation?
Vergleicht man Forza Horizon mit Test Drive Unlimited, könnte man glauben, dass eine ganze Konsolengeneration zwischen beiden Titeln liegt. Das virtuelle Colorado sieht zusammen mit den detaillierten Boliden unfassbar gut aus, zaubert fantastische Panoramen auf den Bildschirm und bietet selbst in weiter Entfernung noch knackscharfe Details. Manchmal möchte man hier einfach anhalten und die großartige Aussicht genießen. Die gezeigte Qualität fordert allerdings ihren Tribut: Im Gegensatz zu Forza Motorsport musste die Bildrate beim Ableger auf 30 Bilder pro Sekunden halbiert werden. Ist zu viel los, geht es auch schon mal darunter - z.B. bei Offroad-Rennen, wenn mehrere Wagen gleichzeitig auf dem Bildschirm sind und dabei Staub aufwirbeln. Das sind allerdings Ausnahmen - die meiste Zeit nimmt man nicht einmal die halbierte Framerate wahr, weil das Geschwindigkeitsgefühl trotzdem angenehm hoch bleibt.
Bei den Positionsduellen geht es härter zur Sache als bei Forza Motorsport.
Im Mehrspielerbereich bleibt man dem bewährten Konzept treu und orientiert sich an den Modi, die bereits in Forza Motorsport 4 für Laune gesorgt haben. Die „Playground Games“, also unterhaltsame Minispiele im Stil von „Katz und Maus“, sollen im Vordergrund stehen, doch werden auch klassische Rennen gegen bis zu sieben Fahrer angeboten. Zusätzlich will man den Rivalenmodus stärker ins Geschehen einbinden: In Horizon wird nach jedem Rennen angeboten, sich mit einem Spieler zu messen, der sich auf der Bestenliste in unmittelbare Nähe zur eigenen Platzierung befindet. Autoclubs, in denen sich Gleichgesinnte in einer Art Clan zusammentun, werden ebenfalls angeboten.