Richtig gut gefallen mir die aufmerksamen Wachen, wenn sie geöffnete Türen oder ausgeschaltetes Licht bemerken, wenn sie den Namen eines bewusstlosen Kameraden rufen und wenn sie ihre durch ein Störgeräusch unterbrochene Unterhaltung nach kurzem Grübeln fortsetzen. Eine zweite Störung ist riskant: Gehen sie der Ursache auf den Grund
oder lösen sie gleich eine großflächige Suche aus? Menschlich wirken die Terroristen noch nicht, sie vereinen aber wichtige Merkmale einer zeitgemäßen Stealth-Intelligenz.
... und Schatten
Typische Schwächen zeigen sie leider ebenfalls. Auffallend oft rufen sie keinen Kameraden zu sich, bevor sie einem Bewusstlosen zu Hilfe eilen. So türmt sich schon mal eine Handvoll Gegner in einem dunklen Winkel. Und so gründlich sie den Boden durchforsten: An der Decke oder während Sam entlang hoher Mauern hangelt, entdecken sie ihn selbst im Hellen kaum. Splinter Cell braucht diese Nachsicht, damit der Spion für KO-Schläge auf die Köpfe der Wachen springen kann. Im Namen der Glaubwürdigkeit gehört sie in dieser Form aber ausgemistet.
Besonderheiten der Wii-U-Version
Die Version für die Nintendo-Konsole gleicht den Fassungen für Xbox 360 und PS3. Ein Ärgernis sind nur die sehr langen Ladezeiten. Das gemeinsame Spiel vor einem Monitor erlaubt die Wii-U-Version außerdem nicht. Online sind hingegen alle kooperativen Einsätze sowie die Gefechte "Söldner gegen Spione" möglich.
Touchscreen-Nutzer spielen zudem wahlweise komplett auf dem kleinen Bildschirm oder wählen Waffe, Granaten und andere Ausrüstung durch einfache Berührung. Das ist bequemer als auf Xbox 360 und PS3 - deren Kreismenü dürfen sie wahlweise trotzdem nutzen.
Einen seltenen Fehler leisten sich die Terroristen außerdem, wenn sie endlos lange am Fleck laufen, weil ihnen ein Hindernis den Weg versperrt. Unlogisch auch, dass sie umgehend Sams Position erahnen, sobald sie seine per Fernsteuerung fliegende Drohne entdecken.
Unsichtbare Aufklärung
Dabei gehört die Drohne zu den besten Neuerungen in Blacklist, denn damit verschaffe ich mir einen Überblick über das vor Sam liegende Gebiet. Fast lautlos schwebt der Tri-Rotor über den Köpfen der Terroristen, während sich mein geistiges Auge im schwarzweißen Bild der Kamera Patrouillerouten einprägt und den sichersten Weg skizziert. Ärgerlich, dass die Flugbahn der Drohne durch viele enge, mitunter sogar falsche Grenzen beschränkt ist.
Ganz wichtig aber, dass immer etliche Pfade ans Ziel führen: Sam zwängt sich durch Lüftungsschächte, klettert an Rohren, hangelt an Fassaden entlang und hat oft sogar die Entscheidung zwischen zwei Stockwerken. Die Einsatzgebiete sind nicht riesig, die Bewegungsfreiheit dafür vorbildlich. Aufwändige Bewegungen von Licht und Schatten geben den stimmungsvollen Schauplätzen dabei eine plastische Form, während sich Sam in der in Echtzeit berechneten Dunkelheit versteckt. Blacklist steht für die Rückkehr zur Dunkelheit und das spannende Katz-und-Maus mit cleveren Gegnern.