Die moderne Karriere?
FIFA 16 empfängt Veteranen nach der Installation mit Geschenken: Da wird man je nach persönlicher Statistik belohnt und kommt vielleicht in eine höhere Startliga im Online-Wettbewerb. Das ist Service! Aber sobald man die Karriere startet, um einen vorhandenen oder selbst erstellten Spieler an die Weltspitze zu führen, wird man wieder enttäuscht. Zwar inszeniert EA diesen Spielmodus, der auch als Managervariante für ein ganzes Team zur Verfügung steht, eine Klasse besser als Konami - aber das ist auch nicht schwer, denn die Japaner präsentieren in ihrem "Werde zur Legende" sterile Steinzeit.
Die Karriere könnt ihr mit einem kompletten Team oder als Spieler erleben.
Nur darf das nicht der Gradmesser für das erfolgreichste und lukrativste Sportspiel der Welt sein! FIFA 16 muss hier langsam mal an NBA 2K rankommen, die seit Jahren (!) hinsichtlich Regie und Dramaturgie auf höchstem Niveau unterhalten.
Von dieser Ebene der filmischen Inszenierung, die auch Entscheidungen des Spielers mit einbezieht, die Ärger in der Kabine zeigt, taktische Anweisungen des Trainers in der Halbzeit inkl. Video-Analyse einbringt, falsche Berater, mediales Echo, Pressekonferenzen mit Fangfragen und eben all das integriert, was ein junges Talent auf dem Weg zur Spitze so erlebt, ist FIFA 16 weit entfernt. Aber immerhin kann man dieses Jahr etwas mehr an Entwicklung und Statistik anbieten. Neben klaren Saisonzielen darf man seinen Profi in mehreren Bereichen von Dribbeln über Passen bis Schuss oder Standards trainieren, wobei man gezielt leichte, mittlere oder schwere Übungen wie "2-gegen-2" oder "Abfangen" ansetzen darf.
Armselige Inszenierung
Eine gute Neuerung sind die aktiven oder simulierbaren Trainingsübungen.
Schön ist, dass man diese entweder selbst aktiv auf dem Platz meistern muss, also so wie die Skill-Trainings, oder simulieren kann. Anschließend entscheidet der Erfolg darüber, ob sich die damit verknüpften Werte wie Verteidigung, Schuss, Tempo & Co verbessern. Echte Persönlichkeiten treten nicht auf, aber man kann im Menü die Mails von Trainer und Berater lesen. Letzterer empfiehlt einem z.B., dass man sich mit guten Leistungen in das Blickfeld des Bundestrainers spielen soll. Geht es auf den Platz, kann man seinen Profi alleine steuern und bekommt zumindest rudimentäre Laufanweisungen; außerdem kann man die Spielweise der Kollegen indirekt beeinflussen, so dass man auch Pässe bekommt oder sie selbst abziehen.
Warum sieht Weigl eigentlich nicht aus wie Weigl? Wenn man schon die Lizenzen hat, sollte man die Spieler wiedererkennen.
Aber, aber, aber: Selbst diese Spielmechanik ist viel zu oberflächlich, denn in der Halbzeit oder nach dem Abpfiff wird die eigene Leistung nicht immer nachvollziehbar eingeordnet. Passquoten, Zweikämpfe, Tore etc. spielen zwar eine Rolle, aber das ist hinsichtlich des taktischen Feedbacks und der weiteren Motivation sich zu verbessern einfach nicht gut genug. Warum gibt es z.B. keine Abzüge, wenn man immer wieder in dummen Situationen den Ball fordert? Warum hat man nicht mal speziellere positionsbezogene Ziele, wie z.B. das gezielte Abschirmen eines Gegners als defensiver Sechser? Warum wird man nicht mal von älteren Mitspielern eingenordet, wenn man den dritten oder vierten Fehlpass einleitet? Warum brüllt der Trainer nicht nmal rein? So viel Taktisches und auch Emotionales fehlt auf dem Platz, obwohl es so gut in eine Karriere passen würde. Es ist unverständlich, dass EA das seit Jahren auf diesem armseligen Niveau inszeniert.