Test: Battlefield 1 (Shooter)

von Michael Krosta



Battlefield 1: Inszeniert DICE die besten Schlachtfelder aller Zeiten?
Action im Ersten Weltkrieg
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
21.10.2016
21.10.2016
21.10.2016
Erhältlich: Digital (Origin), Einzelhandel
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EA und DICE reisen mit Battlefield 1 etwas weiter zurück in die Vergangenheit als üblich: Erstmals thematisiert ein Spiel aus der Reihe den Ersten Weltkrieg mit seinen frühen Panzern, Jagdflugzeugen und erbarmungslosen Grabenkämpfen. Funktioniert das ungewöhnliche Szenario in den Mehrspieler-Gefechten und der episodisch konzipierten Kampagne? Bevor wir uns in dem Shooter auf die Online-Schlachtfelder stürzen, wollen wir uns im ersten Teil des Tests zunächst den Kriegsgeschichten für Solisten widmen...


Die Achillesferse

Das Designen von Kampagnen war bisher nicht unbedingt eine Stärke der Schweden. Im Gegenteil: Battlefield 4 war mit seiner bescheuerten Story, miesen Dialogen und langweiligen Missionen über weite Strecken nur schwer zu ertragen. Die Vorzeichen stehen also entsprechend schlecht und die Erwartungen könnten kaum niedriger sein. Dazu die Frage, ob der episodische Ansatz mit sechs Kriegsgeschichten ohne inhaltliche Verknüpfungen überhaupt sinnvoll ist. Nach dem gelungenen Prolog „Stahlgewitter“, der das Verheizen von Soldaten und die Aussichtslosigkeit an der Front wirkungsvoll abbildet, scheinen sich die Befürchtungen zu bestätigen: Die erste Geschichte, die sich um den britischen Panzerpiloten eines anfälligen Mark V dreht, startet zwar mit viel Kawumm, gerät in den beiden Kapiteln aber zu schnell in einen langweiligen Trott. Zudem hat man häufig das Gefühl, in einem Tutorial für den Mehrspielermodus gelandet zu sein, wenn man bei der Eroberung von Stellungen beobachten muss, wie sich ein Icon blau färbt und die Flagge gehisst wird. Die Reparaturmechanik weckt ebenfalls Erinnerungen an Mehrspieler-Partien, denn auch hier steigt man aus, „streichelt“ den Panzerstahl kurz mit einem Schraubenschlüssel und setzt ein brennendes Wrack innerhalb weniger Sekunden wieder instand – Hochglanzpolitur inklusive. Das mag auf den Online-Schlachtfeldern durchaus angebracht sein, wirkt innerhalb der Kampagne aber völlig unpassend und stört die Immersion. Gleiches gilt für manche Areale, bei denen man sich teilweise gar nicht erst die Mühe macht, sie sinnvoll und nachvollziehbar zu begrenzen. Sogar mitten in der Erkundung von Gebäuden bekommt man später teilweise die Warnmeldung, dass man das Schlachtfeld verlassen hat und sich innerhalb weniger Sekunden dorthin zurückbegeben
Die Kampagne besteht aus fünf nicht zusammenhängenden Episoden, jede mit einem eigenen Protagonisten.
Die Kampagne besteht aus fünf nicht zusammenhängenden Episoden, jede mit einem eigenen Protagonisten.
muss. An anderen Stellen wird man durch diese Masche künstlich daran gehindert, feindliche Stellungen zu umgehen: Man sieht den deutlich sichereren Weg quasi direkt vor sich, darf ihn aufgrund dieser spielerischen Einschränkung aber nicht nehmen.

Immerhin wird das dritte Kapitel der Panzer-Geschichte etwas besser, in dem man sich nach einer Panne auf die Suche nach Ersatzteilen begeben und dabei ein besetztes Dorf infiltrieren muss. Das bringt nicht nur Abwechslung in den Alltag als Panzerfahrer, sondern auch eine neue Facette: Anstatt mit der Kanone alles in Schutt und Asche zu legen, ist in diesem Abschnitt ein unauffälliges Verhalten deutlich sinnvoller. Denn schlagen die feindlichen Wachen Alarm, lässt die Verstärkung nicht lange auf sich warten. Obwohl die KI generell ein Moorhuhn-ähnliches Verhalten aufweist und oftmals lebensmüde direkt in den Kugelhagel rennt anstatt nach Deckung zu suchen, bleibt eine größere Anzahl an Dummköpfen trotzdem gefährlich – vor allem, wenn sie später über mächtige Waffen wie den Flammenwerfer oder starke Panzerungen verfügen. Heckenschützen erfordern irgendwann ebenfalls erhöhte Vorsicht, wenn man nicht selbst mit einem Scharfschützengewehr ausgestattet ist. Allerdings wird man in den Schleichabschnitten ebenfalls schnell feststellen, dass die gegnerischen Soldaten auch abseits der offenen Gefechte nicht gerade zur hellsten Sorte gehören: Der Wurf einer Patronenhülse reicht aus, um sie von ihrer aktuellen Position wegzulocken. Und man kann dieses Spielchen weiter treiben, bis man den Widersacher an der gewünschten Stelle hat, um anschließend einen nach dem anderen mit einem Nahkampfangriff von hinten auszuschalten. Das ist zwar ein willkommener Kontrast zum Dauerfeuer und mit einer gewissen Spannung verbunden, aber trotzdem liefert DICE nur eine halbherzige, abgespeckte Stealth-Erfahrung. So ist es z.B. nicht möglich, die Körper zu verstecken oder zumindest wegzutragen. Auch hat man im Gegensatz zu einem Metal Gear Solid oder Hitman keine Wahl, über Leben und Tod zu entscheiden.

Der volle Durchblick

Als Gauner mit Piloten-Ambitionen schwingt man sich in die Lüfte.
Als Gauner mit Piloten-Ambitionen schwingt man sich in die Lüfte.
Apropos: DICE bedient sich auch einer wirkungsvollen Mechanik, die man von den beiden genannten Schleichern kennt. Gesichtete Gegner sowie Geschütze, Nachschub-Basen und Vehikel lassen sich auch hier im Stil von Snake entweder automatisch beim Blick durch das Fernglas oder manuell mit Hilfe der Sichtlinie und auf Tastendruck markieren. Und nicht nur das, denn ihre Bewegungen behält man dank der visualisierten Silhouette anschließend sogar über weite Distanzen und selbst durch Häuserwände hindurch im Blick. Praktischerweise wird dabei sogar gleich angezeigt, mit welchem Gegnertyp man es zu tun bekommt und auf welche Bewaffnung man sich einstellen muss. Von einem solchen Luxus hätten die Soldaten damals vermutlich nicht einmal zu träumen gewagt. Wer sich näher an der damaligen Realität orientieren möchte, schaut allerdings in die Röhre, denn ich habe in den Optionen keine Möglichkeiten gefunden, diese übermächtige Markierungsfunktion alternativ zu deaktivieren.Auch hier zeigt sich wieder, dass man vielleicht doch etwas zu viel vom Mehrspielermodus in die Kampagne einfließen ließ, obwohl diese Komfortfunktionen durchaus ihren Reiz haben und schon mal auf die Rolle von Trupp-Führern in den Online-Gefechten vorbereiten.
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Kommentare

Metroman schrieb am
Die Kampagne besteht aus unzusammenhängenden (eher auffällig kurzen) Abschnitten. Ich würde den Solo-Teil auch nicht als "Kampagne" bezeichnen, sondern eher als Tutorial, das wie ein Antikriegsfilm in kurzen Episoden inszeniert ist. Als Vorbereitung für den Multiplayer sehr brauchbar, zum Schauen auf Twitch etc. bestimmt auch unterhaltsam, aber als Kaufgrund für BF1? Nimmer. Wenn Du wirklich nicht MP spielen willst, würde ich es später für 15-20? kaufen oder am besten von einem Freund ausleihen, denn sehr lang wirst Du Solo nicht daran spielen.
hydro skunk 420 schrieb am
Klingt aber nachvollziehbar. Könnte mich tatsächlich stören bzw. mir zu wenig sein.
Noch habe ich es nicht gekauft, vielleicht sollte ich warten, bis es wirklich nur noch 20? kostet...
Leon-x schrieb am
Ich finde die Kampagne zu zusammenhanglos.
Es sind nur Kurzgeschichten die natürlich für die Action etwas übertrieben erzählt werden.
Nach dem guten Start ist es einfach aufgeteilt in paar Missionen die einen Tutorialcharakter haben. Lern Panzer zu fahren, lern Flugzeug zu fliegen, lern auf Pferd zu reiten, lern eine Kanone zu bedienen....
Ich würde da nicht zu viel erwarten. BF sollte man wirklich dann rein für den MP kaufen und den SP als nette Dreingabe sehen.
Denke Titanfall 2 könnte dir als zusammenhängende Geschichte mehr gefallen. Aber ist halt Geschmacksache.
Wirst ja dann sehen.
hydro skunk 420 schrieb am
Darf gerne etwas unrealistisch sein, wenn es der Action zugute kommt. :)
Der Casual-Gamer hat gesprochen. 8)
Naja, was kann schon schief gehen. Notfalls verkaufe ich es wieder, die Nachfrage ist sicher weiterhin hoch.
greenelve schrieb am
hydro-skunk_420 hat geschrieben:Hab mir hier nichts mehr weiter durchgelesen... ist die Kampagne denn jetzt empfehlenswert oder nicht? :Hüpf:
Gibt da gerade 'n gutes Gebrauchtangebot...
Soll, soweit ich es gelesen hab, ansprechend gut sein, aber auch ihre unrealistischen Over-the-top-Momente haben. Dennoch eine, für Battlefield-Verhältnisse, gute Kampagne bieten.

*jegliche Angabe ohne Gewehr. Abgesehen vom Gewehr. Das ist ein Gewehr.
schrieb am