Test: Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Entwickler:
Publisher: Koch Media
Release:
13.04.2006
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ab 15,22€
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Viel zu entdecken

Das Spiel künstlich in die Länge zu ziehen, ist allerdings völlig unnötig, da man je nach Spielanlage gut und gerne zwischen fünfzig und weit über hundert Stunden mit Dragon Quest 8 verbringen kann, ohne sich zu langweilen. Die riesige Spielwelt ist weitestgehend frei erkundbar und steckt voller Überraschungen: Da warten Roulettetische, Bingoautomaten und einarmige Banditen auf Casinogänger, Sidequests können absolviert, Arenenkämpfe bestritten, Schatztruhen entdeckt, Medaillen gesammelt und mittels mobilem Alchemiekessel zahlreiche Gegenstände hergestellt werden - unter anderem auch diverse Käsesorten, mit denen ihr Munchie, das handzahme Mäusemaskottchen der Party, bei Kämpfen zu hilfreichen Spezialattacken bewegt.
Lästiger Kirchgang: Das nervige Speichersystem geht einem mit der Zeit ganz schön auf den Keks.
 Gelegentlich dürft ihr den kleinen Nager sogar selbst steuern und durch enge Ritzen schlüpfen, um sonst unerreichbare Gegenstände zu apportieren. Zudem dürft ihr euch auf diverse Fortbewegungsmittel wie einen Säbelzahntiger, ein eigenes Schiff und einen überdimensionalen Vogel freuen. Außerdem dürft ihr knapp 300 verschiedenen Monstern gegenübertreten. Allerdings sehen sich viele davon zum Verwechseln ähnlich, so dass sich die enorme Zahl schnell relativiert.

Antiquiertes Monsterkloppen

Die Kämpfe an sich sind übrigens garantiert nicht jedermanns Sache. Das liegt zum einen daran, dass ihr eure Gegner erst dann zu Gesicht bekommt, wenn der Zufallsgenerator einen Angriff initiiert und zum anderen am fast schon vorsintflutlichen Kampfverlauf, der strikt rundenbasiert abläuft und sich von den Möglichkeiten her geradezu primitiv gibt. Einen gewissen nostalgischen Charme kann man den mitunter lästigen Feindbegegnungen zwar nicht absprechen, aber objektiv betrachtet ist das Kampfsystem vor über zehn Jahren gnadenlos stehen geblieben. So habt ihr Runde für Runde die Wahl mit verschiedenen Waffen anzugreifen, euch zu verteidigen, Gegenstände, individuelle Spezialaktionen oder Zauber einzusetzen sowie Kraft zu sammeln, was vor allem bei Bossfights den entscheidenden Extraschaden bringen kann.

Zudem könnt ihr versuchen schwache Gegner zu verjagen oder vor überlegenen Gegnern Reißaus zu nehmen. Ihr habt sogar die Möglichkeit, eure Mitstreiter nach festgelegten KI-Scripts agieren zu lassen. Den Helden müsst ihr aber stets selbst steuern, was das ganze Autofight-System eigentlich schon wieder überflüssig macht.
Nostalgie oder Stillstand: Das Kampfsystem wirkt wie ein Relikt aus dem RPG-Mittelalter.
 Nichtsdestotrotz ist die Bewältigung der Kämpfe angenehm handlich, völlig stressfrei und alles andere als zeitaufwändig. Einsteiger wird‘s freuen, RPG-Veteranen werden jedoch schon nach kurzer Zeit in Routine verfallen und sich trotz teils fordernder Bossfights ziemlich schnell langweilen - vor allem wenn man, um teure Waffen und Rüstungen zu erwerben, exzessives Monsterplätten betreiben muss.

Eingeschränkte Entfaltungsmöglichkeiten

Auch das Job- bzw. Skill-System ist vergleichsweise primitiv: Bei jedem Levelaufstieg verteilt ihr ein paar Punkte auf vier persönliche Waffen- und ein Spezialtalent, die euch Schritt für Schritt neue Fertigkeiten bescheren, während die Statuswerte eurer Recken völlig automatisch ansteigen. Um bestimmte Waffentalente einsetzen zu können, müsst ihr natürlich die entsprechende Waffe ausgerüstet haben. Ein Waffenwechsel ist aber selbst im laufenden Kampf jederzeit ohne Zugverlust möglich, so dass man quasi nie auf dem falschen Fuß erwischt wird. Das System ist übersichtlich und handlich, aber weder besonders komplex, noch bietet es herausragende Individualisierungen bzw. Freiheiten. Im Prinzip entscheidet ihr lediglich, ob ihr euch auf ein, zwei festgelegte Waffengattungen spezialisieren oder ein schwacher, aber flexibler Allrounder bleiben wollt.

Praktische Hilfsmittel

Erfreulich ist übrigens, dass ihr schon recht früh Items findet bzw. Zauber erlernt, mit denen sich ungewollte Feindkontakte reduzieren lassen, ihr euch aus Dungeons heraus und euch an bereits besuchte Orte zurück teleportieren könnt. Witziges Detail am Rande: Versucht ihr euch aus einem geschlossenen Raum weg zu beamen, knallt ihr unsanft gegen die Decke und verbleibt an Ort und Stelle. Feinheiten wie diese gibt es im Spiel übrigens recht oft, was nicht nur für den ein oder anderen Schmunzler sorgt, sondern auch von der Detailverliebtheit der Entwickler zeugt - dafür ein dickes Lob von mir!
Tapetenwechsel: In den Casinos stehen verschiedene Minispiele wie dieser Bingoautomat bereit.
 Eine nette Idee ist auch die Möglichkeit auf Knopfdruck mit den restlichen Partymitgliedern zu reden, um Hinweise zu erhalten, wenn man mal nicht weiter weiß oder eine längere Spielpause eingelegt hat. Ebenfalls hübsch: Das von König Trode moderierte Kampftagebuch, das nicht nur ein praktisches Monster- und Item-Kompendium beinhaltet, sondern auch vollständig oder lückenhaft entdeckte Alchemierezepte und allerlei Statistiken auflistet.

Acht Fäuste für ein Halleluja

Dass ihr das gesamte Spiel über mit Jessica, Yangus, Angelo und dem selbstbenannten Helden nur vier Charaktere steuern dürft, wirkt dagegen geradezu minimalistisch. Allerdings sind die Charaktere so wesentlich stärker in die Story integriert und wachsen euch unter Umständen um so mehr ans Herz. Fans von Spielen wie Suikoden, wo ihr eure Party aus über hundert Figuren rekrutieren dürft, könnten jedoch etwas enttäuscht sein, in ständig gleicher Besetzung in die Schlacht zu ziehen. Auch Rätselfreunde werden sich etwas vernachlässigt fühlen, da Denkaufgaben eher Seltenheitswert haben und sich quasi auf simple Schiebe-, Wegfindungs- und Schlüsselrätsel beschränken. Vermisst habe ich auch einen 60Hz-Modus, der das störende Stottern der Bildrate bei zügigen Kameraschwenks vermutlich reduziert hätte. Ansonsten fiel die PAL-Anpassung für Square-Verhältnisse jedoch sehr positiv aus - fette PAL-Balken und spürbare Geschwindigkeitseinbußen gibt es nämlich keine.         

Kommentare

xXTraptXx schrieb am
Das hat ich noch zu Studienzeiten gezockt, ich finds persönlich auch viel besser als FF, es war zwar manchmal schwer aber wenn man genug gelevelt hatte (was ja gerade den Reiz macht) konnte man jeden Gegner früher oder später bezwingen!
:D
johndoe827318 schrieb am
Ich habe das Spiel über die letzten Herbstferien durchgespielt und es hat mir auch viel Spaß gemacht.
Zufallskämpfe mag ich auch ganz gern, nur nervt es einfach tierisch, wenn man schnell in eine andere Stadt muss und alle 3 Sekunden unterbrochen wird...
Taristos schrieb am
Mir macht das Spiel Spaß ohne Frage. Bin eh kein Freund dieser ganzen neuen Spiele, die werden mir einfach zu unübersichtlich, zu komplex... ich glaube ich werde alt :lol:
Jedenfalls bin ich jezz bei fast 15 Spielstunden und ich habe meine Freude damit. Habe nix besonderes gegen Zufallskämpfe, nur kommen sie immer im unglücklichsten Augenblick :twisted:
Was mich besonders stört im Kampf ist das willkürliche Angreifen. Jedenfalls habe ich noch nicht dahinter geblickt, nach welchen Kriterien die Kämpfer angreifen. Mal greift Angelo bei mir als erster an und mal als letzter obwohl ich die selben Befehle gebe... Ähnlich auch mit den anderen Charakteren, so ist das berechnen von Kämpfen etwas schwerer. Doch meinen Spaß habe ich trotzdem :)
Don. Legend schrieb am
Yo das kann sein, jedoch ist es dochmal interessant, wenn der Held so anders ist, des errinnert mich grade an Jak1 und Crash Bandicoot, die reden ja auch nix
unknown_18 schrieb am
Ja, mir ist es auch lieber wenn alle Charaktere wie z.B. in Tales of Symphonia in etwa gleich behandelt werden. Kommt einfach besser rüber und fühlt sich nicht so in die Rolle des Hauptcharakters reingezwengt an. Außerdem lässt es auch mehr Freiheit die Story des Hauptcharakters besser zu entwickeln. Jedenfalls mein Eindruck (kenn DQ8 auch nicht persönlich mangels PS2 - in dem Fall leider, ich mag sowohl den DBZ Stil als auch solche Anime jRPGs)
schrieb am