Test: Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs (Rollenspiel)

von Jens Bischoff



Entwickler:
Publisher: Koch Media
Release:
13.04.2006
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ab 15,22€
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Doch ob man den Stil nun mag oder nicht, die technische Umsetzung ist den Entwicklern einwandfrei gelungen. Allerdings hätten es ruhig ein paar mehr Charaktere sein können, denn trotz überschaubarer Einwohnerzahlen laufen einem bei Stadtbesuchen regelmäßig exakt gleich aussehende NPCs über den Weg.
Angefahrener Krake: Die Bosskämpfe werden oft von skurrilen Ereignissen und Dialogen begleitet.
 Dabei hätte man sich wenigstens die Mühe machen können, den schamlos geklonten Figuren individuelle Haar- und Kleiderfarben zu spendieren. Na ja, wenigstens sind die meisten story-relevanten Figuren einzigartig, so dass folgenschwere Verwechslungen aus bleiben.

Identifikationsprobleme

Alles andere als unverwechselbar präsentiert sich hingegen der unscheinbare Held des Spiels, der bis zum Ende gänzlich stumm und dadurch absolut profillos bleibt. Ein Umstand, den ich auch schon in anderen japanischen Rollenspielen nicht verstanden habe... Angeblich soll man sich so besser mit dem Protagonisten identifizieren können, da dieser die Phantasie des Spielers nicht einengt. Aber wer um alles in der Welt will sich schon mit jemandem identifizieren, der selbst in den hitzigsten Diskussionen und tragischsten Momenten keinen Mucks von sich gibt? Was soll‘s. Ihr könnt euch ja vorstellen, einen stummen Vollwaisen zu spielen, um dem ganzen zusätzliche Tragik zu verleihen. Das eigentliche Herz und Rückgrat der Party ist jedoch ohnehin Ex-Langfinger und Ghetto-Diplomat Yangus, für den Square-Enix sogar schon ein eigenes Abenteuer in Arbeit. Ob Yangus darin dann auch mundtot gemacht wird? Wäre jedenfalls verdammt schade...

Zauberhafte Kulisse

Doch zurück zur Reise des verwunschenen Königs. Egal wer, euer Sympathieträger ist, dem Charme der traumhaften Landschaften kann sich wohl niemand entziehen.
Netter Gag: Bevor ihr die beiden Knirpse verkloppen könnt, werden sie von ihrer Oma nach Hause gerufen.
 Vögel zwitschern im Dickicht, Hunde und Katzen streunen umher, Schafe und Kühe weiden auf saftigen Wiesen, Grashalme und Baumwipfel wiegen sich im Wind, Schmetterlinge tanzen über Blumenbeete, Wolken ziehen vorbei, Wasserfälle ergießen sich über Abhänge, das Meer spült über flache Sandstrände und wenn die Sonne abends langsam am Horizont verschwindet, beginnen Tausende von Sternen zu funkeln, Grillen zu zirpen oder Eulen zu rufen.

Der dynamische Tageszyklus hat aber nicht nur audiovisuelle Auswirkungen, nachts sind in der Regel auch gefährlichere Monster vor den Stadttoren unterwegs, während sich in den Städten die Straßen leeren, die Geschäfte schließen, die Kneipen öffnen und die meisten Leute in ihre Betten kriechen. Wenn ihr jemand bestimmtes sucht, findet ihr ihn nachts meist anderswo als tagsüber. Die Leute unterhalten sich teils sogar über verschiedene Themen oder werden zu bestimmten Tageszeiten überhaupt erst ansprechbar. Öde Wartezeiten braucht ihr jedoch nicht zu befürchten, denn seit ihr einmal zur falschen Zeit am richtigen Ort, geht ihr einfach in ein nahe gelegenes Gasthaus und haut euch ein paar Stunden aufs Ohr.

Religiöses Korsett

Ansonsten deckt ihr euch in Städten mit neuer Ausrüstung ein, stockt eure Reiseapotheke auf, unterhaltet euch mit den Einheimischen oder geht in die Kirche um zu beichten. Um kirchliche Beichten und Weissagungen kommen übrigens auch Atheisten nicht herum, da dies die einzige Möglichkeit ist, eure für den nächsten Levelaufstieg benötigten Erfahrungspunkte abzufragen sowie euren Spielstand zu sichern. Das mag am Anfang noch ganz nett sein, geht einem mit der Zeit aber gewaltig auf den Senkel. Nicht nur, dass ihr weder in tiefen Dungeons, noch vor haarigen Bossfights eine Speichermöglichkeit bekommt, auch das speicherbegleitende Palaver des Priesters ist irgendwann nur noch lästig.
Hübsch, aber umständlich: Das Item-Management  gestaltet sich unnötig zäh.
 Vor allem jedes Mal noch die blöde Frage, ob man weiterspielen will oder nicht. Und wehe ihr versucht das Geschwafel abzubrechen, ein Klick zu viel und ihr befindet euch im Intro-Screen wieder. Wenn ich aufhören will zu spielen, dann schalte ich die Konsole einfach aus, da brauche ich keinen Pfaffen, der mir damit bei jedem Speichern auf den Sack geht.

Weitere Handicaps

Und wenn wir gerade bei nett gemachten, aber schnell gewaltig nervenden Features sind: Die Handhabung des Inventars zählt neben der aus welchem Grund auch immer nicht scrollbaren Weltkarte sowie der gelegentlich als Aktionstaste fungierenden Menütaste definitiv auch dazu. Gegenstände im Gepäck zu verschieben oder zwischen den Partymitgliedern aufzuteilen, gestaltet sich dermaßen zäh und umständlich, dass man sich über erbeutete Standard-Items teils schon gar nicht mehr freuen kann. Dass man in Geschäften immer nur neun Items einer Sorte auf einmal kaufen kann, ist ebenfalls eine genauso lästige wie sinnfreie Beschränkung, da der Vorrat des Händlers endlos und der Platz im Inventar wesentlich größer ist. Was ist der Sinn, 30 Heilkräuter nicht in einem, sondern in mindestens vier Schritten zu erwerben? Das ergibt einfach keinen Sinn und kostet lediglich Zeit und Nerven.             

Kommentare

xXTraptXx schrieb am
Das hat ich noch zu Studienzeiten gezockt, ich finds persönlich auch viel besser als FF, es war zwar manchmal schwer aber wenn man genug gelevelt hatte (was ja gerade den Reiz macht) konnte man jeden Gegner früher oder später bezwingen!
:D
johndoe827318 schrieb am
Ich habe das Spiel über die letzten Herbstferien durchgespielt und es hat mir auch viel Spaß gemacht.
Zufallskämpfe mag ich auch ganz gern, nur nervt es einfach tierisch, wenn man schnell in eine andere Stadt muss und alle 3 Sekunden unterbrochen wird...
Taristos schrieb am
Mir macht das Spiel Spaß ohne Frage. Bin eh kein Freund dieser ganzen neuen Spiele, die werden mir einfach zu unübersichtlich, zu komplex... ich glaube ich werde alt :lol:
Jedenfalls bin ich jezz bei fast 15 Spielstunden und ich habe meine Freude damit. Habe nix besonderes gegen Zufallskämpfe, nur kommen sie immer im unglücklichsten Augenblick :twisted:
Was mich besonders stört im Kampf ist das willkürliche Angreifen. Jedenfalls habe ich noch nicht dahinter geblickt, nach welchen Kriterien die Kämpfer angreifen. Mal greift Angelo bei mir als erster an und mal als letzter obwohl ich die selben Befehle gebe... Ähnlich auch mit den anderen Charakteren, so ist das berechnen von Kämpfen etwas schwerer. Doch meinen Spaß habe ich trotzdem :)
Don. Legend schrieb am
Yo das kann sein, jedoch ist es dochmal interessant, wenn der Held so anders ist, des errinnert mich grade an Jak1 und Crash Bandicoot, die reden ja auch nix
unknown_18 schrieb am
Ja, mir ist es auch lieber wenn alle Charaktere wie z.B. in Tales of Symphonia in etwa gleich behandelt werden. Kommt einfach besser rüber und fühlt sich nicht so in die Rolle des Hauptcharakters reingezwengt an. Außerdem lässt es auch mehr Freiheit die Story des Hauptcharakters besser zu entwickeln. Jedenfalls mein Eindruck (kenn DQ8 auch nicht persönlich mangels PS2 - in dem Fall leider, ich mag sowohl den DBZ Stil als auch solche Anime jRPGs)
schrieb am