Brettspiel-Test: Julius Caesar (Wargame (Konfliktsimulation))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Der Winter naht

Die edle Karte zeigt nicht nur Städte und Straßen, sondern auch Flüsse und Schlachten an - leider ist zu etwas zu leicht.
Die edle Karte zeigt nicht nur Städte mit Siegpunkten und Straßentypen, sondern auch Flüsse und Schlachten an - leider ist sie zu etwas zu leicht.
Man kann in diesem Spiel vieles ohne Zufall planen, aber für etwas Überraschung sorgen die sieben Ereigniskarten, die man vielleicht zufällig mit seinen Kommandokarten zieht. Sie sind nach römischen Göttern von Apollo bis Merkur benannt und gewähren zusätzliche Angriffe oder Bewegungen, vernichten Truppen oder imitieren das Manöver des Feindes. Sie können in dem einen oder anderen Gefecht das Zünglein an der Waage sein, sind allerdings nicht so mächtig, dass die grundlegende militärische Strategie dadurch stark beeinträchtig wird.

Hat man all seine fünf Karten ausgespielt, endet eines von fünf Jahren. Dann wird nicht nur geschaut, ob jemand Städte im Wert von zehn Punkten belagert und damit gewonnen hat – hier bekommt man übrigens auch für jeden getöteten Anführer einen Punkt! Dann werden auch alle Schiffe in Häfen zurückgerufen und die Versorgung für den Winter wird berechnet. Die spannende Frage ist jetzt, wo die eigenen Truppen stehen? Jede normale Stadt kann nämlich nur drei Blöcke versorgen. Jede Stadt mit Siegpunktewert darf diesen hinzu rechnen: Rom kann also fünf Truppen ernähren. Alle nicht versorgten Blöcke
Wenn mehr Blöcke auf einer Stadt stehen, muss man etwas improvisieren.
Wenn mehr Blöcke auf einer Stadt stehen, muss man etwas improvisieren.
müssen umgehend in die Reserve zurück.

Was gibt es zu meckern?

Ich bin ein Freund von Spielmaterial, das von Beginn an stabil ist. Obwohl die historische Karte edel designt ist und neben Flüssen sogar die Schauplätze antiker Schlachten wie Pharsalos samt Jahreszahl angibt, muss man sie erst ein wenig zurechtbiegen oder beschweren, damit sie eben auf dem Tisch liegt. Mit der Stabilität haben die Holzblöcke natürlich kein Problem, aber sobald man Truppen irgendwo sammelt, fehlt es auf der Karte an Platz: Dann muss man ein wenig improvisieren, damit man weiß, dass diese fünf Blöcke jetzt in dieser Stadt stationiert sind. Für die Reserve wäre evtl. auch eine Art Plastikständer ähnlich wie in Schlachten von Westeros hilfreich gewesen, der die Blöcke leicht schräg aufnimmt, damit man sie besser einsehen kann. Übrigens keine Angst vor dem Englischen: Das Regelwerk hat gerade mal acht (!) Seiten und mit einem guten
Caesar hat Italien fest im Griff. Aber das reicht nicht, für den Sieg.
Caesar hat Italien fest im Griff. Aber das reicht nicht, für den Sieg. Ihr wollt euch lieber in einem Fantasy-Szenario als in der Antik duellieren? Kein Problem, dann empfehlen wir: Der Ringkrieg.
Wörterbuch sollte man alles an Fachbegriffen übersetzen können.

Fazit

Historisch interessiert und Lust auf anspruchsvolle Gefechte? Julius Caesar ist das ideale Spiel für alle, die in die Welt der „Block Wargames“ einsteigen wollen. Das Prinzip des Klassikers Stratego, das mit verdeckten Truppen für Spannung sorgt, wird hier auf eine faszinierende geostrategische Ebene gebracht. Feldherren werden viele Wege zum Sieg angeboten – von der Bewegung über die Rekrutierung bis hin zur Angriffsroute. Im Gegensatz zu anderen Spielen dieser Art ist das Regelwerk nicht ausufernd, sondern verblüffend kurz und klar, zumal das Blocksystem für komfortable Abrechnungen ohne zusätzliche Plättchen oder Rechnerei sorgt. Hat man Weltkarte und Startformationen aufgebaut, wirkt das Spiel von Columbia Games nahezu schlicht. Aber unter der Oberfläche schlummert militärische Vielfalt: Sobald Caesar und Pompeius ihre ersten Züge machen, Legionen, Schiffe sowie Nachschub managen, öffnen sich immer mehr Möglichkeiten für Blockaden, Überfälle und Zangenbewegungen. Ein überaus empfehlenswertes Wargame!


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Braz schrieb am
Sehr feines Spielchen. Es gibt wirklich sehr viele gute Blockgames auf dem Markt und Hammer of the Scotts, Richard III und Strike of the Eagle sind nur weitere 3 Kandidaten, die ich hier mal exemplarisch nennen möchte ...so als Tip ;)
schrieb am