Brettspiel-Test: Dark Souls - The Board Game (Rollenspiel (Dungeon-Gefechte))

von Jörg Luibl



Dark Souls - The Board Game (Brettspiel) von Steamforged Games Ltd
Ihr. Werdet. Sterben.
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Was für eine Erfolgsgeschichte: Ursprünglich hatte Steamforged Games nur 50.000 Britische Pfund für die Entwicklung von Dark Souls - The Board Game veranschlagt. Am Ende erhielt man von über 31.000 Unterstützern satte 3,7 Millionen Britische Pfund, also knapp 4,2 Millionen Euro.  Aber kann man die Faszination der Videospielreihe von From Software überhaupt auf den Tisch übertragen? Wir haben uns die deutsche Version des kooperativen Brettspiels angeschaut.


Die tödliche Überheblichkeit

Assassin: "Geh lieber auf Nummer sicher und nimm den einfachen Hieb - der kostet keine Ausdauer."

Krieger: "Wieso, der Hollow Soldier hat doch nur einen Lebenspunkt und einen Rüstungspunkt! Und mit dem schweren Hieb steigt meine Trefferchance. Drei schaff ich locker."

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Dark Souls - The Board Game wurde von Steamforged Games entwickelt, ist auf Deutsch für knapp 120 Euro erhältlich und für einen bis vier Spieler ausgelegt.
Assassin: "Ja, aber wenn du ihn nicht besiegst, weil du bei deinem Angriffswurf richtig Pech hast, bist du sein nächstes Ziel - und er könnte dich töten, wenn du danach auch bei deinem Verteidigungswurf scheiterst. Du hast dann nämlich nur noch zwei Lebenspunkte."

Krieger: "So viel Pech kann man doch gar nicht haben - den mach ich jetzt platt, dann sind wir durch und können endlich aufsteigen!"

Assassin: "Nimm wenigstens dein Estus."

Krieger: "Ach, Quatsch! Das spar ich mir bis zum Bosskampf auf. Jetzt lass meine Axt mal machen."

Die Würfel fallen...

Alle oder keiner

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Der Grundaufbau besteht aus fünf Geländeteilen. Man startet z.B. oben rechts am Lagerfeuer und muss einen Weg zum Nebel unten links freikämpfen - dahinter wartet der erste Miniboss. Eine kleine drehbare Feuerscheibe gibt an, wie oft sich die Gruppe wiederbeleben kann. Je nach Zahl der Mitspieler sinkt dieser Wert. 
...etwa fünf Minuten später schreit ein Krieger erst wie ein Kleinkind. Danach stammelt er etwas von "Kann doch nicht!" oder "Ich fass es nicht.", bevor er noch ein "Sorry..." rauspresst. Assassin, Herold und Ritter schweigen betreten, denn man ist als Gruppe nur dann erfolgreich, wenn niemand in einer Begegnung stirbt.

Nur dann bekommt man die wichtigen Seelen als Belohnung. Nur dann muss man keinen der begrenzten Funken am Feuer opfern, um jemanden wiederzubeleben. Nur dann werden die bereits gewonnenen Seelen nicht alle auf den Ort des Todes gelegt. Es hilft nichts: Jetzt muss die Gruppe dorthin zurück und alle Feinde erneut besiegen. Niemand ist hier ein Meister oder Spielleiter, alle spielen gegen das gnadenlose System.

Wer ein kooperatives Kampfspiel sucht, in dem auch scheinbar einfache Gefechte hoch spannend sein können und in dem man eifrig miteinander über Taktik & Co diskutieren sollte, wird in diesem Fantasy-Tabletop richtig gut unterhalten - zumal man sich alle Seelen teilt und jeden Aufstieg sowie Kauf besprechen muss. Und natürlich lebt dieses Spiel von seinen zahlreichen Déjà-vus für Fans: Das Artdesign sowie die Namengebung orientiert sich hinsichtlich der Waffen, Rüstungen sowie Gegenstände nahezu komplett am Original, so dass man von Titanit bis Ember, vom Estoc bis zur Feuerbombe viele Bekannte trifft.

Gesundheitsverlust = Ausdauer + Wunden

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Ein Aufstieg auf Stufe 1 kostet zwei, dann vier und acht Seelen. Auf der schwarzroten Gesundheitsleiste darunter werden links die Ausdauer- und rechts die Trefferverluste mit Klötzchen markiert.
Man spricht deshalb so oft über mögliche Konsequenzen, weil die Entwickler von Steamforged Games ein innovatives Schadenssystem einsetzen, das tatsächlich etwas von der situativen Spannung des digitalen Originals abbilden kann: Denn auf der Gesundheitsleiste mit ihren maximal zehn (!) Plätzen wird links die Ausdauer in Schwarz und rechts die Verwundung in Rot abgezogen - die restlichen freien Plätze in der Mitte symbolisieren das Leben. Ist alles gefüllt, stirbt man.

Blindes Draufhauen und Losstürmen wird bestraft. Da Bewegungen über einen Punkt hinaus jeweils ein Ausdauer und schwere Hiebe sogar drei oder vier kosten, kann man in einem Zug auf ein weit entferntes Feld schonmal die Hälfte seines Lebens verlieren! Wenn man zuvor Treffer einstecken musste, grenzt so eine Attacke fast an Selbstmord. Also gilt es wohl dosiert und zur rechten Zeit zuzuschlagen, wobei sich das Team nicht nur clever hinsichtlich der Positionen im Raum absprechen muss - manchmal ist es z.B. wichtig, dass man zu dritt einen Punkt besetzt, weil dann kein Feind mehr hinzustoßen kann.

Kommentare

HellToKitty schrieb am
listrahtes hat geschrieben: ?31.05.2018 12:22 Das sind ja keine Entwicklungskosten sondern Vorbestellungen im Wert von 4,3 Millionen Euro...
Na dann bin ich ja beruhigt :)
listrahtes schrieb am
HellToKitty hat geschrieben: ?17.08.2017 17:38 Was sind das eigentlich für irrsinnige Entwicklungskosten? Bin ich der Einzige, der sich hier über die Summen wundert. 4,2 Millionen Euro für ein scheiß (sorry) Brettspiel. Die Welt ist klar verrückt.
Das sind ja keine Entwicklungskosten sondern Vorbestellungen im Wert von 4,3 Millionen Euro. Es gibt auf Kickstarter immer noch viele Schafe die bei einer bekannten Franchise und Platikminis das Hirn ausschalten und kaufen. Steamforged Games haben sich da eben darauf spezialisiert. Die pappen schnell irgend ein Spielsystem drauf und werben dann mit den Minis. Das Spiel selbst ist da in der Regel unterer Durchschnitt. Schnell gemachtes sicheres Geld. Wird mit ihrem Resident Evil Spiel auch nicht anders aussehen oder jetzt gerade Hellboy von Mantic.
shuffleharddietrying schrieb am
HellToKitty hat geschrieben: ?17.08.2017 17:38 Was sind das eigentlich für irrsinnige Entwicklungskosten? Bin ich der Einzige, der sich hier über die Summen wundert. 4,2 Millionen Euro für ein scheiß (sorry) Brettspiel. Die Welt ist klar verrückt.
Hochauflösende Figuren und ein scheinbar ziemlich gut durchdachtes System, also im Vergleich zu manch anderen "Tabletops" sieht man hier schon Qualität.
HellToKitty schrieb am
Was sind das eigentlich für irrsinnige Entwicklungskosten? Bin ich der Einzige, der sich hier über die Summen wundert. 4,2 Millionen Euro für ein scheiß (sorry) Brettspiel. Die Welt ist klar verrückt.
danibua schrieb am
Kassiber hat geschrieben: ?25.07.2017 20:15 Ich entschuldige mich schon einmal für den Off-Topic Post. Aber wegen Nähe des Themas und des Spielgenres, mogel ich meine Frage mal hier rein.
Kann man damit rechnen das Kingdom Death: Monster auch noch ein Review erhält? Scheint mir sowas wie das Dark Souls der Brettspiele zu sein nur ohne Lizenz. Der Macher hat auch selber bestätigt dass Dark Souls eine große Inspiration für Ihn war. Zudem sind 12.393.139 $ Kickstarterfinanzierung ja auch eine Ansage.
Keine ahnung welche reviews jörg in nächster zeit vorhat.
Auf kingdom death monster würde ich aber nicht wetten, vor allem auch deshalb weil es vom spiel keine retailversion gibt und weil kdm trotz sehr guter kampagne schon ein ziemlicher nischentitel ist der für eine sehr spezielle klientel gemacht ist.
Generell ist es aber ein hammer spiel das beim geneigten spieler kaum wünsche offen lässt.
Mir würde auch eine gloomhaven review sehr gut gefallen.
Bei dark souls habe ich mich noch nicht drübergetraut, die reviews und meinungen der spielerschaft fallen doch eher durchwachsen aus und für einen titel welcher in der retailfassung mit gut 100? zu buche schlägt (für einen gut ausgestatteten crawler mittlerweile eh fast standard) möchte ich mir schon sicher sein nicht nur eine zier für mein regal zu kaufen.
Das plus vom ds brettspiel ist aber sicher die lokalisierte deutsche version - auch wenn sich wohl einige übersetzungsfehler eingeschlichen haben.
Wenns mal zu nem vernünftigen preis gebraucht zu haben ist werde ich eventuell zuschlagen, swords & sorcery und massive darkness haben da in zukunft aber definitiv noch vorrang.
schrieb am