Der PC-Markt und seine Zukunft - ein in der jüngeren Vergangenheit häufiger diskutiertes Thema. So hatte beispielsweise Chris Taylor vor Kurzem
geunkt, dass das RTS-Genre früher oder später auch auf Xbox 360 & Co. heimisch werden wird, Cliff Bleszinski ließ
durchblicken, dass man mehr Geld mit Konsolenspielen verdienen könne, Peter Molyneux wiederum
beklagte sich über die Vorherrschaft von
World of WarCraft und den
Sims. Epic-Chef Tim Sweeney
beschwerte sich dagegen über die Hardwareausstattung heutiger Durchschnitts-PCs.
Dass man im PC-Bereich auch abseits der Blizzard- und Sims-Schienen Geld verdienen kann, scheint Stardock zu zeigen. Deren jüngstes Weltraumstrategiespiel, das von Ironclad entwickelte und in Europa bisher nur per Internet erhältliche
Sins of a Solar Empire, konnte sich laut offiziellen Angaben bisher über 200.000 Mal verkaufen.
Im eigenen Forum äußert Stardock-Chef Brad Wardell nun seine Sicht der Dinge und nimmt dabei sowohl andere Hersteller als auch die Spielepresse ins Visier. Raubkopien seien zweifelsohne ein Faktor, der sich negativ auf die Verkaufszahlen auswirken würde - keinesfalls aber würde er sie als den Hauptgrund für den derzeitigen Trend erachten.
Der Indie-Publisher verzichte bewusst auf einen Kopierschutz für die eigenen Spiele, würde dieser doch vor allem ehrliche Kunden nerven. Und es seien jene Käufer, die die Spielregeln bestimmen würden und sollten, nicht die Raubkopierer. Deren Stimme hätte kein Gewicht.
Jeder Käufer hingegen hätte die Spiele auch klauen können - sich aber dagegen entschieden. Stardock wiederum zeige seine Wertschätzung dann damit, dass man Titel so produziert und liefert, wie die Kunden sich das wünschen. Das sei in jedem anderen Sektor außerhalb des PC-Spielemarkts schließlich auch so. Wer nur mit dem Finger auf Raubkopierer zeige, pauschalisiere zu stark, so Wardell. Softwarediebe würden sich außerdem langfristig selbst schaden; PC-Entwickler würden sich entweder nur noch auf die Leute konzentrieren, die die Spiele kaufen, anstatt ein breiteres Publikum ansprechen zu wollen - oder zu den Konsolen überwandern.
Wenn man sich anschaut, für wen die meisten Entwickler heute ihre PC-Spiele produzieren, müsse man sich schon fragen, ob sie damit überhaupt jemals wirtschaftlich hätten sein können. Der Fokus vieler Titel scheine heutzutage auf "Coolness" zu legen. Viele Hersteller würden wohl nicht überlegen, welche Kunden man eigentlich ansprechen möchte.
Den meisten sei anscheinend nicht bewusst, wie klein der Marktanteil von Spielern mit Highend-Rechnern ist. Es sei unerklärlich, dass es Spiele gebe, bei denen vorausgesetzt werde, dass sie 15 Prozent der Spieler erreichen, um sich zu rechnen. Das sei in keinem anderen Markt so. In anderen Bereichen des Softwaresektors wäre man schon heilfroh, sollte ein Prozent der potenziellen Kunden zugreifen.
"Wenn du 500.000 Einheiten von deinem Spiel verkaufen musst, um den Break-Even zu erreichen, und dein Spiel Pixel-Shader 3 voraussetzt, damit es nicht wie Mist aussieht oder sich wie Mist spielt - glaubst du denn wirklich, dass es da draußen 50 Mio. PC-Nutzer mit Pixel-Shader 3-fähigen Rechnern gibt, die a) Spiele konsumieren und b) dein Spiel kaufen, auch wenn es eine raubkopierte Fassung davon gibt?"
Stardock selbst versuche, so viele Spieler wie möglich anzusprechen. Es wäre durchaus möglich gewesen, die Grafik von Sins noch weiter aufzuhübschen - das aber hätte das Spielerlebnis der meisten Leute, die Spiele auch wirklich kaufen, beeinträchtigt.
Ein Hühnchen hat Wardell dann auch noch mit der Spielepresse zu rupfen - die würde Stardocks Spielen nicht genügend Aufmerksamkeit widmen.
Galactic Civilizations 2 habe sich über 300.000 Mal verkauft, und dennoch müsse er quasi einwilligen, "den Rasen der Redakteure zu mähen", damit diese über ihre Titel berichten.
Man schalte Werbung, man putze Türklinken - und dennoch würden viele Magazine Stardock kaum Beachtung schenken. Titel mit großem Namen würden deutlich besser wegkommen, obwohl diese sich eigentlich nur an Hardcore-Spieler, eine Minderheit also, richten würden. Spiele wie Sins oder Galactic Civilizations hätten sich deutlich besser als viele andere Produktionen verkauft - Titelgeschichten würde ihnen dennoch keiner spendieren.
Der Frust kommt wohl nicht von ungefähr: Stardocks nächstes Strategiespiel sollte wohl eigentlich im Rahmen einer Coverstory bei einem größeren Magazin enthüllt werden, wie uns zu Ohren kam. Die Verlagsleitung legte allerdings ihr Veto ein, weil man auf bekanntere Namen auf dem Titel setzen möchte.