Vor ein paar Tagen hatte er einstige EA-Manager Mitch Lasky sich in einer Blog-Post
mit seinem ehemaligen Arbeitgeber auseinandergesetzt und sich mit dessen vermeintlich fehlerhafter Strategie beschäftigt. Nachdem der Artikel vielfach verlinkt und diskutiert wurde, schob er jetzt einen
zweiten Eintrag nach, um einen der Hauptaspekte genauer zu erläutern - und ein mögliches Zukunftszenario für die Branche darzulegen.
"Es ging mir nicht darum, ob Dead Space ein gutes Spiel ist oder nicht. Es ist eins. Aber das ist im Wesentlichen irrelevant, irgendwie so, als ob man mal eine Party Blackjack in Vegas gewinnt. Langfristig gesehen gewinnt immer die Bank. Und das ist auch meine Sichtweise hinsichtlich des Geschäfts mit verpackten [im Sinne von: physischen] Gütern.
Wir können darüber diskutieren, wie lange es dauert, aber irgendwann in der nicht allzu entfernten Zukunft, wird dem Geschäft mit physisch vertriebenen Spielen das gleiche Schicksal widerfahren wie Musik-CDs und Büchern. Ihr werdet vielleicht immer noch Spiele für 50 Dollar kaufen und herunterladen (auch wenn ich nicht glaube, dass dies das Modell sein wird, das sich durchsetzt). So oder so wid aus dem Geschäft mit Spielen ein e-Commerce-Geschäft werden."
In jenem Bereich wäre die Art der Distribution aber völlig anders. Es gehe um Clicks, Visits, Anspielmöglichkeiten (free-to-play), um das Umwandeln von Werten und die Kosten für das Anwerben von Kunden. Im Retailbereich gehe es um das Verkaufen an den Handel, das Management der Waren und ein punktuelles Marketingfeuerwerk beim Release - Dinge, die im neuen Markt "völlig nutzlos" seien.
Die digitale Revolution habe bei den meisten Medien eine "Entbündelung" ausgelöst. Man kaufe jetzt Songs im Internet, anstatt immer eine ganze CD im Handel erwerben zu müssen. Im Fernsehbereich würden die Erweiterung des Kanalangebots und digitale Videorekorder dafür sorgen, dass das klassische als 'Primetime' (also die beste Sendezeit) bekannte Bundle sich aufgelöst hätte.
Die Frage sei nun, wie sich diese Entbündelung im Spielebereich zeigen wird. Lasky geht davon aus, dass der Faktor Zeit im Mittelpunkt stehen wird. Derzeit zahle man 60 Dollar für ein Spiel, das 40 bis 80 Stunden Spielzeit bietet. Den Preis müsse man allerdings berappen unabhängig davon, ob man jetzt eine oder hundert Stunden spielt. Der Handel mit bzw. Verkauf von virtuellen Gütern und Free-to-Play-Modelle seien ein Indikator für die Entbündelung in diesem Bereich. Es gebe andere Wege, das Interesse und die Kauflust der Leute zu wecken, als den üblichen Weg über das 60-Dollar-Spiel.
"Meiner Meinung nach sollten sich die Medienkonzerne lieber früh mit diesen Erschütterungen des Markts arrangieren und ihre Medizin schlucken, selbst wenn das bedeutet, dass man ein Teil des Geschäfts und der Abläufe kappen muss. [...] Dazu braucht man viel Mut, weil weder dein Team noch deine Investoren das mögen werden. Zumindest kurzfristig werden auch die Kunden nicht zufrieden sein."
Firmen wie Blizzard oder Playfish würden neue Wege aufzeigen. Auf diese Modelle müsse man in Zukunft setzen und sich von der Sichtweise trennen, dass die CD-ROM irgendwas anderes als eine Alternative zum Download sein könnte. Bisher habe das aber noch niemand gemacht. Sollte das keiner der etablierten Publisher bewerkstelligen, dann sei es wahrscheinlich, dass eine Firma wie Zynga (
Mafia Wars,
Farmville) ihre Position ausnutzen wird, um auch in den Core-Markt einzudringen.
"Die Fanboys werden sich in Schmerzen winden angesichts dieses Statements, aber es könnte für Zynga viel einfacher sein, unabhängige Core-Games mit e-Commerce-Modellen wie Global Agenda aufzukaufen, als es für die bisherigen Hersteller ist, auf e-Commerce-Modelle umzusteigen."