Special: Lands of Lore: The Throne of Chaos (Rollenspiel)

von Paul Kautz



Entwickler:
Publisher: Virgin Interactive
Release:
07.1993
kein Termin
Jetzt kaufen
ab 119,90€
Spielinfo Bilder  
Die automatisch geführte Karte mag zu Weinkrämpfen bei Karopapier-Fans geführt haben, alle anderen lernten den Komfort schnell zu schätzen.
Die automatisch geführte Karte mag zu Weinkrämpfen bei Karopapier-Fans geführt haben, alle anderen lernten den Komfort schnell zu schätzen.
Der Schritt zur pausenlos weiter tickenden Uhr sorgte aber auch für wohlige Schauer: Man konnte sich seiner Gesundheit nie zu sicher sein, die Gegner wanderten auf den Karten immer aktiv herum. Nahm man in einer ruhigen Ecke eine Mütze voll Schlaf, konnte es durchaus passieren, dass man unsanft von einer Riesenratte oder einer Legion grunzender Höhlenmenschen geweckt wurde - woraufhin nicht nur der Schreck, sondern auch der Schaden groß war. Und im Kampf brauchte man einen gut geschulten Klickfinger, besonders wenn die aus maximal drei Mitgliedern bestehende Party gefüllt war: Einen "All Attack"-Knopf gab es nicht, jeder einzelne Angriff, jede Magiewirkung, jeder Einsatz von Heilkräutern musste separat geklickt werden - ähnlich den Angriffen der Einheiten in Dune 2. Schon nach kurzer Zeit kam noch Magie ins Spiel, woraufhin man die Widersacher endlich auch schockfrosten oder elektrobratzen und sich selbst heilen durfte. Allerdings auch hier: Klicke-di-klick! Magie auswählen, Anwender bestimmen, Magiestärke festlegen, das Ziel suchen, und noch einen Klick, weil’s so schön war.
Kein Problem, lass dir Zeit. Ich hab's nicht eilig.
Kein Problem, lass dir Zeit. Ich hab's nicht eilig.
Jahaa, damals war das erfolgreiche Durchkraulen eines Monster-verseuchten Dungeons noch echte Arbeit für Männer mit Bärten, denen das Risiko einer Sehnenscheidenentzündung wurscht war!

Echtzeit ist die beste Zeit!

Besonders wichtig war es, sich eine Ordnung für das Inventar zu überlegen: Anfangs schienen die 48 Slots noch überaus großzügig dimensioniert zu sein, aber schon nach kürzester Zeit tummelten sich Steine, Stöcke, Skelettköpfe, billige Messer, Ölfläschchen, Äxte, Stiefel, flatterige Hemden und anderer Kladderadatsch darin. Sollte man diesen Misthaufen die ganze Zeit mit sich herumschleppen, um ihn irgendwann bei einem Händler verhökern zu können? Schmeißt man alles weg? Oh Mann, jetzt habe ich dieses tolle Langschwert geschenkt bekommen - aber wohin damit? Kein Platz mehr!
Im Laufe der Zeit traf man auf immer abgefahrenere Gestalten - wie das weise Drarakel.
Im Laufe der Zeit traf man auf immer abgefahrenere Gestalten - wie das weise Drarakel.
Wichtig in diesem Zusammenhang war, dass man immer nur neun Items gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen bekam - wer etwas anderes suchte, musste noch mehr klicken. Und da kam die erwähnte Ordnungsliebe ins Spiel: Wer diese nicht hegte, musste irgendwann mitten in den hektischen Kämpfen den großen Wühler machen. Ganz, ganz schlechte Idee.

Neben den Kämpfen gab es auch viele Puzzles, die aber allesamt der Simpel-Schmiede entstammten: Knöpfchendrücken hier, Item an der richtigen Stelle benutzen da. Mit erfolgreicher Anwendung von Waffengewalt, Magie oder Dietrichen an verschlossenen Schatzkisten stieg man automatisch im Rang auf, woraufhin ebendiese Aktionen noch besser von der Hand gingen. Und je besser man im Spiel wurde, desto mehr Gelegenheit hatte man, sich auf die wunderschöne Präsentation zu konzentrieren: Die Entwickler griffen tief in die VGA-Kiste und präsentierten viele toll animierte Cutscenes und atmosphärische Standbilder, elegant durch die 3D-Landschafte stapfende Feinde und ebenso große wie abwechslungsreiche Welten; vom schummrigen Wald bis zum mehrgeschossigen Dungeon, vom geisterverseuchten weißen Turm bis zum bedrohlich blubbernden Sumpf

Wie so oft ist gog.com auch für den Lands-of-Lore-Fan eine hervorragende Anlaufstelle, wenn es darum geht, die guten alten Zeiten auf modernen Systemen wieder aufleben zu lassen: Für knapp sechs Dollar bekommt man Teil 1&2 der Serie im Paket, problemlos lauffähig auf aktuellen PCs.
Zu schade nur, dass der erste Teil auch der beste war: Zwar erweiterten die beiden Nachfolger das Spielsystem und verbesserten die Präsentation, aber die gerade beim dritten Teil auffällig krude Mischung aus frei scrollenden 3D-Levels und krümelig aufgelösten Film-Figuren entpuppte sich schnell als Atmosphäre-Killer - was dann auch ratzfatz das Ende für die eigentlich auf sieben Teile ausgelegte Serie bedeutete. Sehr ärgerlich, aber umso besser für The Throne of Chaos. Das ist, von seinem zwangsläufig veralteten Spielsystem abgesehen, erstaunlich gut in die Jahre gekommen: Die Grafik ist liebevoll pixelig und detailverliebt, die in der CD-Fassung durchgehende Sprachausgabe auf für die damalige Zeit bemerkenswert hohem Niveau. Zwar gibt es unserer Tage gute bis sehr gute Alternativen zu den Rollenspielen der frühen Neunziger (wie das nachweislich großartige Legend of Grimrock), aber im Zweifelsfall würde ich den simplen Pixel immer dem aufwändigen Shader vorziehen.

Paul Kautz

Im Reich der Fantasie: Jede Menge Screenshots aus Lands of Lore!
Lands of Lore: The Throne of Chaos ab 119,90€ bei kaufen

Kommentare

ElCapitano schrieb am
Smul hat geschrieben:
-svega- hat geschrieben:Hallo Paul Kautz,
der Artikel enthält einen Fehler: "...die gerade beim dritten Teil auffällig krude Mischung aus frei scrollenden 3D-Levels und krümelig aufgelösten Film-Figuren..."
Nur im zweiten Teil kamen gefilmte NPC's vor. Für den dritten Teil hat man sich wegen der krümeligen Optik der kritisierten Vorgängercharaktere für Polygoncharaktere entschieden.
Hallo svega,
Du irrst dich leider - auch LoL 3 setzte auf Sprite- und Voxel-Figuren, keine Polygonmodelle. Ist in den folgenden Screenshots recht gut zu sehen:
http://static.gog.com/upload/images/201 ... 03f862.jpg
http://static.gog.com/upload/images/201 ... 7dfd28.jpg
http://static.gog.com/upload/images/201 ... 8ca63a.jpg
http://www.mobygames.com/images/shots/l ... rks-on.jpg
http://www.mobygames.com/images/shots/l ... ed-how.jpg
Cheers,
Ich habe mich schon seit Jahren gefragt was das für komische Grafik ist und hab immer gedachtet, es wäre irgendwie sowas wie abgefilmte Schauspieler, wie im 2. Teil. Aber irgendwas passte da nicht ganz, denn als ich vor kurzem LOL3 wieder installierte hab ich bemerkt, dass die Figuren echt 3D waren, also keine Sprites. Also man konnte wirklich um sie herumlaufen, ohne dass man irgendwann eine flache Spritescheibe sah. Aber für ein richtiges Polygon-Modell waren sie auch nicht, da viel zu "krakelig". Hat mich echt vor ein Rätsel gestellt.
Voxels sind es also... darauf wär ich nie gekommen, aber das ist es! Das erklärt auch das Motioncapturing in den Credits, wo ich mich immer gefragt habe wo das zum Einsatz kam (in der Annahme dass es eben Sprites waren). Danke für diese Erleuchtung, jetzt ich bin erlöst ;)
Eigentlich schade, dass sie die Engine nicht weiter aufgepeppt haben,.. der Einbau von Voxels hätte Zukunftspotential gehabt. Und schade, dass EA Lands of Lore eingestampft hat.
Zenolin schrieb am
Einerseits ja schön, daß man auf 4Players mal einen Artikel über diesen Klassiker verfaßt hat, andererseits kann ich bei dem haarsträubenden Unsinn, der in diesem Artikel steht, echt nur den Kopf schütteln. Da müssen wir wohl zwei verschiedene Spiele gespielt haben. Und dazu diese bemüht lustige Schreibweise, die nur eines nicht ist: Lustig.
Wird ja glatt so getan, als wäre LoL eine Herausforderung gewesen, die selbst Dark Souls 2 in den Schatten stellt.
Schlafen:
Dazu gab es genug Möglichkeiten, man mußte ein Gebiet nur halbwegs säubern, dann hatte man auch seine Ruhe. Die Gegner haben sich auch durch Geräusche bemerkbar gemacht. Auch in TES wird man beim Rasten hin und wieder durch Gegner geweckt, und?
Klicksteuerung der Party:
Wie soll man das denn sonst lösen, drei Mitglieder zu steuern? Mit Dune 2 wohl kaum vergleichbar. Klar ist es was anderes als automatisch kämpfende Begleiter. Und? Wirklich schwer das ja nun echt nicht.
Starke Monster:
Natürlich gab es hin und wieder einige Abschnitte, wo es anspruchsvoller war als in anderen. Nur mußte man damals auch das Handbuch lesen, da stand z.B. drin, welche Monster auf welche Waffen empfindlicher reagieren und auf welche weniger. Steinmonster haben z.B. Stichwaffen wenig beeindruckt, die wiederum effektiver gegen z.B. Froschmenschen(Ghorkas) waren.
Wirklich haarig war eigentlich nur der Weiße Turm mit den Geistern, die aus den Wänden kamen, dazu noch ziemlich heftige Magie beherrschten und nur mit Spezialwaffen besiegt werden konnten. Der Rest war mit etwas Übung doch problemlos zu meistern.
Tödliche Fallen:
Bis auf einige Gruben oder die Sumpflöcher gab es eigentlich keine Fallen, die zum sofortigen Tod führten.
Zu kleines Inventar:
Auch nur bedingt zutreffend. Klar wurde es zum Schluß auch mal eng, aber die Sachen sollte man auch verwenden, nicht nur rumschleppen. Heiltränke und Zauber konnte man schon ruhig verbrauchen, Waffen ließen sich gut verkaufen und wer dennoch der Meinung war, zuviel mitzuschleppen, konnte das...
Smul schrieb am
-svega- hat geschrieben:Hallo Paul Kautz,
der Artikel enthält einen Fehler: "...die gerade beim dritten Teil auffällig krude Mischung aus frei scrollenden 3D-Levels und krümelig aufgelösten Film-Figuren..."
Nur im zweiten Teil kamen gefilmte NPC's vor. Für den dritten Teil hat man sich wegen der krümeligen Optik der kritisierten Vorgängercharaktere für Polygoncharaktere entschieden.
Hallo svega,
Du irrst dich leider - auch LoL 3 setzte auf Sprite- und Voxel-Figuren, keine Polygonmodelle. Ist in den folgenden Screenshots recht gut zu sehen:
http://static.gog.com/upload/images/201 ... 03f862.jpg
http://static.gog.com/upload/images/201 ... 7dfd28.jpg
http://static.gog.com/upload/images/201 ... 8ca63a.jpg
http://www.mobygames.com/images/shots/l ... rks-on.jpg
http://www.mobygames.com/images/shots/l ... ed-how.jpg
Cheers,
-svega- schrieb am
Hallo Paul Kautz,
der Artikel enthält einen Fehler: "...die gerade beim dritten Teil auffällig krude Mischung aus frei scrollenden 3D-Levels und krümelig aufgelösten Film-Figuren..."
Nur im zweiten Teil kamen gefilmte NPC's vor. Für den dritten Teil hat man sich wegen der krümeligen Optik der kritisierten Vorgängercharaktere für Polygoncharaktere entschieden.
Lands of Lore bekam keinen vierten Teil weil Westwood von EA geschluckt wurde.
@Kuttentroll
Ergänzung: Mit aktivierbaren deutschen Untertiteln. - Ist aber damals auch nicht anders erschienen
swampshark schrieb am
Ja, ein tolles Spiel, mit damals atemberaubender Grafik und Atmospähre. Es ist auch wirklich gut gealtert, allerdings fand ich das Dauergeklicke im Echtzeitkampfsystem damals schon extrem nervig, noch dazu gepaart mit dem teils happigen Schwierigkeitsgrad.
Allen die mit der Urfassung Probleme haben, würde ich empfehlen DosBox zu nutzen, ich hab`s vor ein paar Jahren damit problemlos gespielt.
schrieb am