Zu den prominentesten Zukäufen gehörte 2007 die Rollenspielschmiede BioWare um Ray Muzyka und Greg Zeschuk. Beide gaben im September 2012 ihren Abschied bekannt.
Als man 2008 durch den Zusammenschluss von Activision und Vivendi Games plötzlich die Stellung als größter Dritthersteller verlor, versuchte man sich als der geläuterte, freche und wagemutige Gegenentwurf zum Konkurrenten zu positionieren. Den Scheidungskrieg zwischen Vince Zampella, Jason West und Activision begleitete EA mit einigen süffisanten Kommentaren und stellte den Mitbewerber als undankbaren Arbeitgeber dar, der das Unternehmertum und die Kreativität seiner Angestellten unterdrücken würde. Ganz unschuldig am Streit waren Riccitiello und sein Team bekanntermaßen nicht, hatte man doch das Duo zuvor abwerben wollen und darüber hinter den Kulissen verhandelt. Mit Brütal Legend wollte man wohl außerdem Mut zum Risiko beweisen und nahm man sich eines Projekts an, das Activision zuvor abgelegt hatte.
Der versuchte Imagewandel klappte nur bedingt, blieb EA doch auch durch Ereignisse wie die DRM-Debatte bei Spore im Gespräch. Über die Server-Probleme und die Offline-Möglichkeiten von SimCity berichteten zuletzt auch Portale wie Spiegel Online und die BBC. Über neue Marken wurde beim Hersteller seltener gesprochen, nachdem Spiele wie Mirror's Edge oder Boom Blox zwar wertungstechnisch, nicht aber kommerziell erfolgreich waren - stattdessen waren bald wieder vertrautere Töne zu hören.
Mit "Project $10" gab man dem Vorhaben einen Namen, der mittlerweile als Online Pass gängig ist. Die 'Krönung' gab es im letzten Jahr: Bei einer Online-Abstimmung des bekannten US-Verbrauchermagazins Consumerist setzte sich EA selbst gegen Großbanken und Ölkonzerne durch und wurde zum
schlechtesten Unternehmen Amerikas gekürt. Als Titelverteidiger ist der Publisher als einziger Vertreter der Branche auch in diesem Jahr
wieder am Start.
BioWare: Aufgekauft und aufgeblasen
Für 860 Millionen Dollar wurde BioWare/Pandemic im Jahr 2007 gekauft.
Ende 2007 verkündete EA einen Megadeal: Für über 860 Mio. Dollar übernahm der Publisher BioWare/Pandemic. Riccitiello hatte den Zukauf eingefädelt und profitierte zudem noch: Er war einer der Gründer der Investmentfirma Elevation Partners, die 2005 Geld in die beiden Studios gepumpt und ihre Fusion initiiert hatte.
Auch hier ist die Bilanz durchwachsen. Pandemic brachte es gerade mal auf zwei weitere Veröffentlichungen und eine unangekündigte Versoftung von The Dark Knight, bevor das Team aufgelöst wurde. BioWare kann mit den Marken Dragon Age und dem actionlastigen Mass Effect immerhin ein Genre bearbeiten, das bei EA seit den Ultima-Spielen ziemlich brach lag. Beide Marken/Projekte existierten aber auch bereits vor der Übernahme - neue Serien hat das Studio unter der Flagge des Publishers bis dato nicht hervorgebracht. Während Dragon Age recht gut aufgenommen wurde, blieb das in anderthalb Jahren mit Fließbandeifer produzierte Dragon Age II unter den Erwartungen. Eine einst angekündigte Erweiterung wurde später eingemottet.
Die Reputation BioWares wollte man sich auch noch anderweitig zu Nutze machen und fing damit an, andere Studios anzugliedern. Den Auftakt machte Mythic Entertainment, aus dem BioWare Mythic wurde. Es folgten Victory Games (BioWare Victory), EA2D (BioWare San Francisco) sowie Klicknation (BioWare Sacramento). Letztere bildeten zusammen "BioWare Social". Irgendwann hatte man aber wohl ein Einsehen: Die Studios werden mittlerweile wieder unter ihrem alten Namen geführt oder wurden wie im Fall von BioWare San Francisco geschlossen.
Als der Konzern 2007 sein Übernahmeangebot an BioWare/Pandemic unterbreitete, dürfte Star Wars: The Old Republic sicherlich eine der wesentlichen Gründe gewesen sein. Nur allzu gerne wollte der Publisher wieder im seinerzeit vom Hype um World of Warcraft beherrschten MMO-Markt mitmischen, in dem man seit Ultima Online keinerlei Erfolge mehr zu vermelden hatte.
Der Rest ist bekannt: Das Projekt, in das der Hersteller sicherlich einen dreistelligen Millionenbetrag gesteckt hat, legte einen flotten Verkaufsstart hin, verlor danach aber ebenso schnell seine Nutzer. EA versuchte, die Entwicklung immerhin zwei Quartale lang zu beschönigen, um dann nach einem halben Jahr doch das anzukündigen, was viele angesichts des Trends vorausgesagt hatten: Star Wars: The Old Republic wird um ein Free-to-play-Modell erweitert. Gleichzeitig wurde bei BioWare Austin der Rotstift angesetzt und Stellen gekürzt.
Riccitiellos Stellung im Unternehmen war aufgrund der Verluste und der Entwicklung
des Aktienkurses ohnehin schon angeschlagen. Als EAs teuerste Rakete nicht wie erhofft zündete, wurde es langsam eng für ihn.