Was ist ein Gaming-Chair?
Fast alle Hersteller setzen bei ihren Stühlen auf den Look von Auto-Rennsitzen mit Seitenflügeln an Sitz und hoher Rückenlehne, die meist über den Kopf des Nutzers aufragt. Was im KFZ auf der Rennstrecke dafür sorgen soll, dass die Querbeschleunigung den Fahrer nicht aus dem Sitz reißt, hat am PC hauptsächlich optische Gründe. Das Design gibt aber auch hier seitlich bequemen Halt, wenn man sich in seinen Sitz lümmeln möchte. Zudem sind die Stühle fast alle mit einstellbaren Armlehnen und nach hinten klappbaren Rücklehnen versehen, die, bei entsprechender Standfestigkeit, eine annähernde Liegeposition ermöglichen.
Ergonomie im Detail
Die Optik sollte bei Sitzmöbeln allerdings eine eher untergeordnete Rolle spielen – viel wichtiger ist die Sitzgesundheit, die durch eine besonders gute Ergonomie des Stuhls gewährleistet wird. Das bedeutet vor allem: der Sitz lässt sich dem Sitzenden so anpassen, dass eine möglichst entlastete Sitzhaltung ermöglicht wird. Dabei ist es kein Geheimnis, dass hier vor allem der magische rechte Winkel eine wichtige Rolle spielt. Der Stuhl sollte es ermöglichen, dass die Füße auf dem Boden stehen, während die Unterschenkel in Sitzposition einen 90-Grad-Winkel mit den Oberschenkeln bilden, die bestenfalls vom Stuhl ebenfalls unterstützt werden.
Das Nackenpolster kann am Corsair-Stuhl durch Öffnungen an der Lehne befestigt werden. Es sitzt dann sehr niedrig.
Generell ist eine aufrechte Sitzhaltung optimal – auch hier ist ein rechter Winkel der Optimalfall – die von richtig eingestellten Armlehnen unterstützt wird. Diese sollen ebenfalls einen rechten Winkel im Ellenbogengelenk ermöglichen, wenn der Arm entspannt auf Höhe der Tischplatte aufliegt Der untere Rücken soll beim gesunden Sitzen bestenfalls von der Rückenlehne unterstützt werden. Das bedeutet: Die Rückenlehne sollte der Anatomie unserer Wirbelsäule folgen, die eine S-Form, die sogenannte Lordose beschreibt. Im Optimalfall schmiegt sich die Rückenlehne mit einer Lordosestütze in genau diese Wölbung der Wirbelsäule und entlastet die Bandscheiben im unteren Rücken.
„Aktives Sitzen“ schlägt starre Aufrecht-Haltung
Die Druckverteilung auf der Sitzfläche wird im Test mit einer medizinischen Sensormatte gemessen.
Im Gespräch mit einer Expertin für Arbeitsplatz-Ergonomie, wurde deutlich, dass im oberen Rücken allerdings „aktives Sitzen“ wichtig ist – also kein stundenlanges, übermäßig starres Verharren in einer aufrechten Sitzpostion, sondern vielmehr ein regelmäßiger Wechsel der Sitzposition wichtig ist. Grundsätzlich gilt ohnehin: Bewegung ist auch beim Sitzen wichtig. Gewichtsverlagerung und Positionswechsel gehören zum gesunden Sitzen dazu. Außerdem sollte man regelmäßige Stehpausen einlegen, um den Körper zu entlasten.
Dabei gilt: Ergonomie und Komfort sind nicht automatisch das gleiche – bequeme Stühle können langfristig problematisch sein, ergonomische Stühle hingegen nicht besonders einladend wirken. Für unseren Test haben wir drei Tester probesitzen lassen, die drei sehr unterschiedliche Körpertypen abbilden – von klein und leicht (50kg, 1,56m) bis groß und schwer (1,80, 90kg).
Die Sitzfläche eines Stuhls darf für den Komfort nicht zu weich und nicht zu hart sein, muss dabei gleichzeitig das Gewicht der sitzenden Person möglichst adäquat über die gesamte Auflagefläche verteilen. Der Sitzdruck darf außerdem nicht zu hoch sein, um schmerzende Druckstellen nach langen Sessions zu vermeiden. Zudem werden an die Gaming-Chairs hohe Anforderungen an ihre Anpassungsfähigkeit gestellt, die sie, wenig überraschend, nicht vollständig erfüllen können. Darum sei an dieser Stelle bereits vorgreifend gesagt: eine All-in-One-Lösung gibt es bei Gaming-Chairs nicht. Große, Breite oder schwere Personen brauchen völlig andere Modelle als kleine, leichte oder schmächtige. Um richtig gesund und bequem zu sitzen, muss ein Stuhl für die eigenen Körpermaße beschafft werden- Was das bedeutet, wird im Folgenden deutlich.