Das mobile Kreuz
Erzählerisch und inhaltlich habe ich mit Type-0 so viel Spaß wie schon lange nicht mehr mit einem Teil der Final-Fantasy-Serie. Doch vor allem technisch gibt es trotz zahlreicher ordentlicher HD-Anpassungen auch viel Nachholbedarf, der die Motivation in Mitleidenschaft zieht und der zu großen Teilen den mobilen Ursprüngen zugeordnet werden kann. Die nervöse Kameraführung z.B. ist trotz gut funktionierender Zielauf- bzw. Durchschaltung auch nach zig Stunden ein Dorn im Auge. Ganz zu schweigen vom ständigen Nachladen, da man hier wie im PSP-Original mit vergleichsweise kleinen Umgebungen arbeitet. Zudem wurden bei der Überarbeitung von sowohl Kulissen als auch Figuren mehrere Maßstäbe angelegt. Die Akademie als Knotenpunkt hat den Sprung vom kleinen auf den hochaufgelösten großen Schirm größtenteils gut überstanden und wurde mit ansehnlichen, wenngleich mitunter groben Texturen aufgewertet. Die Schüler von Klasse Null haben den Sprung in die HD-Ära ebenfalls gemeistert - auch wenn sie in etwa auf dem Niveau der Endphase der letzten Konsolengeneration stehen geblieben sind.
Hinsichtlich der Umgebungen ist die Akademie das Prunkstück der HD-Anpassung. Viele andere Bereiche können diesen Standard nicht halten.
Bei den Nebenfiguren gehen die Probleme allerdings los. Manchmal mit schwacher bis gar nicht vorhandener Mimik ausgestattet, dann wieder angesichts der groben Kleidungstexturen deutlich die PSP-Ursprünge reflektierend und so gar nicht zu den Protagonisten passend, sind die Unterschiede mitunter sehr groß. So groß zumindest, dass sie mich immer wieder rausgerissen haben. Und daran konnte auch das stimmige Artdesign nichts mehr ändern, das vor allem in den aufwändigen Zwischensequenzen mit ihrem groben „Wochenschau“-Filter seine Stärken ausspielt. Bei den Strategie-Superlight-Elementen, innerhalb derer man Entscheidungen trifft, welche Truppen man von A nach B nach C schickt sowie den Luftkämpfen gegen Drachen, die beide das Missionsdesign auflockern solle, ist ebenfalls noch Luft nach oben – die Unterschiede zu z.B. Panzer Dragoon oder gar Crimson Dragon sind immens. Immergleiche Umgebungstexturen in den Dungeons und häufig unspektakuläre bzw. wenig differenzierte Effekte machen ebenfalls deutlich, dass der Sprung von der PSP (eigentlich der vorletzten Generation zuzurechnen) auf die aktuellen Systeme ein gewagtes Unterfangen war. Dass Square dies dennoch in Angriff genommen hat, halte ich angesichts der inhaltlichen sowie erzählerischen Qualität auch für eine sehr gute Entscheidung. Doch die technische Uneinheitlichkeit kostet Type-0 einige Atmosphäre-Punkte.
"Halt's Maul, kupo!"
Die eigentlich sehr sympathischen Mogrys entwickeln sich hier zu nervenden "Kupo"-Sprachsample-Wiederkäuern.
Ich weiß: Mogrys sind aus den Final-Fantasy-Welten nicht mehr wegzudenken. Und ich muss zugeben: Bis Type-0 fand ich die knubbelnasigen Viecher auch niedlich. Doch mit jedem Auftrag, in dem mir einer von ihnen neue Befehle übermittelte und mit jedem Gespräch, das ich mit ihnen führen musste, wuchs meine Abneigung angesichts des vollkommen überbetonten, mal weinerlich, mal jammernd und häufig in den Ohren schmerzenden "Kupo", mit dem ausnahmslos jeder Satz beendet wurde. Ich kann es nicht mehr hören - sorry, kupo!
In negativer Hinsicht erstaunt hat mich dieses Mal auch die englische Sprachausgabe. Normalerweise nicht nur technisch, sondern auch hinsichtlich Sprecherwahl und Regie mindestens in Ordnung, gibt es hier zahlreiche Figuren, die leicht fehlinterpretiert werden oder deren Intonation den mitunter schweren Themen widerspricht. Dem gegenüber steht jedoch ein äußerst gelungener Soundtrack, der aus der Feder von Takeharu Ishimoto stammt. Der Mann, der auch schon die Melodien für u.a. The World Ends With You, Dissidia 012 Final Fantasy oder die letzten mobilen Ableger der Kingdom-Hearts-Serie komponierte, findet immer wieder die richtigen Töne zum Geschehen. Er bewältigt Dramatik und Action im Kampf mit schnellen Synthesizern ebenso bravourös wie ruhige und getragene Momente mit Chören und großem Orchester. Und darüber hinaus zitieren er und Game Director Tabata-San auch diverse bekannte musikalische Final-Fantasy-Themen, die immer wieder Assoziationen an alte Serien-Ableger wecken.