Die Spannung, die sich durch das häufig stark eingeschränkte Sichtfeld und die mitunter an frisch entwickeltes Filmmaterial erinnernde Farbgebung einschleicht, ist gelungen. Denn um dem Dauerklopfen mit dem Blindenstock vorzubeugen, ist die Entität, die sich in dem Haus breitgemacht hat, nicht nur eine psychologische Bedrohung. Nutzt man die über den Stock initiierte Echoortung in einem zu schnellen Rhythmus, wird eine Warnung eingeblendet. Ignoriert man sie, nimmt der böse Geist schließlich die Jagd auf und gibt erst Ruhe, wenn Cassie erledigt ist oder man mit ihr ein Versteck aufgesucht hat. Und so kann man sich in Situationen wiederfinden, in denen man durch die Kulisse stolpert, während ein immer rötlicher eingefärbter Bildschirm die Nähe der geheimnisvollen Macht markiert, man aber partout nicht den Blindenstock nutzen will, um den Geist nicht zusätzlich auf einen aufmerksam zu machen.
Zwischen King und Lynch
Gelegentlich kommt es zu spannenden Momenten, wenn man vor einer düsteren Erscheinung fliehen und sich verstecken muss.
Zudem hat man immer das Gefühl, dass man vom Haus beobachtet wird – beinahe so wie das Overlook Hotel aus Stephen Kings Roman Shining. Türen öffnen sich hier und schließen sich dort – beinahe, als ob das Anwesen mit einem spielt. Zusätzlich warten kleine Schreckmomente und Visionen von Geistern, bei denen sich mitunter fragt, ob man sich dies oder jenes jetzt eingebildet hat, da ein nochmaliges Echoorten keinerlei Ergebnisse liefert. Allerdings hat man durch den starken Fokus auf die Erzählung versäumt, die Spannung mit Dramaturgie auszustatten. Anstatt die Spannung in einer emotionalen Achterbahnfahrt mit wechselnden Höhen und Tiefen auszustatten, kennt sie eigentlich nur zwei Zustände: An und Aus – und daran hat man sich irgendwann gewöhnt, so dass sich die "An"-Momente schließlich unter Wert verkaufen, während man bei den mitunter zu lang gezogenen "Aus"-Situationen kleine Unterbrechungen der "Wohlfühl-Phase" vermisst.
Das ist umso bedauerlicher, da die Situationen, in denen man z.B. Geistern begegnet, die einem aber bis auf eine Episode nicht schaden können, und darüber Zeuge der damaligen Geschehnisse wird, mitunter tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lassen. Und damit schmiegt sich das grundsätzlich interessante, aber im Detail nicht ausgefeilte Drehbuch sehr eng an Werke von z.B. David Lynch an: Man entdeckt absurde und groteske Situationen, die einen zum Nachdenken anregen. Allerdings nur punktuell, denn da die Fäden der vier Episoden nur in wenigen Fällen zusammenlaufen, bleibt Perception das "große Gesamtbild" schuldig, dass sich bei Lynch über den gesamten Verlauf der jeweiligen Erzählung feststellen lässt und das den in Montana geborenen Autoren/Regisseur so außergewöhnlich macht. Dementsprechend wirken auch die kleinen Schalterrätsel unmotiviert und wie ein Lückenfüller, um von der nicht immer überzeugende Geschichte abzulenken.