Fähigkeiten-Tetris
Man kann sich ja zusätzlich auf die jeweilige Situation einstellen, indem man eine Reihe passiver und aktiver Fähigkeiten so verändert, dass sie besser zum eigenen Stil oder der aktuellen Herausforderung passen. Dafür steckt man Tetris-ähnliche Module auf eine Platine, bis möglichst viele der gewünschten Eigenschaften dort Platz finden. Wachen können dann mit Umrissen markiert, das Abwehren von Schüssen mit dem Schwert erleichtert und eine der vier Spezialfähigkeiten vielleicht so verändert werden, dass sie sofort wieder aufgeladen ist, nachdem man zwei Feinde mit einem Schlag erledigt hat.
Dise Spezialfangriffe sind Hilfen, mit denen man Gegner auch aus relativ großer Distanz beseitigt. Das entschärft besonders knifflige Situationen, zumal sich die Fähigkeiten nicht nur über das Besiegen der Widersacher aufladen, sondern ganz langsam auch im Laufe der Zeit. Ihre Ladung geht nach einem Tod zudem nicht verloren.
Musterschüler
Trotzdem kann das Trial&Error entmutigend sein. Denn bevor man die Räume nicht vollständig verstanden hat, kann man sie oft nicht meistern, was nichts anderes bedeutet, als dass man wieder und wieder das Zeitliche segnet, während man erst noch ausprobiert, was überhaupt funktioniert. Da jeder Treffer tödlich ist und die Wachen so extrem schnell sind, kann man Fehler ja nicht korrigieren. Man passt sich und seine Fähigkeiten also nicht der jeweiligen Situation an, sondern lernt immer nur ein für den aktuellen Raum funktionierendes Muster auswendig – was ich als weniger motivierend empfinde als die Kämpfe in
Mirror's Edge Catalyst.
Im Bild wird eine Spezialfähigkeit ausgelöst, aber eine noch wichtigere Technik ist das schnelle Rutschen über den Boden, denn damit weicht man vielen Geschossen zuverlässig aus.
Auch dessen physische Präsenz spürt man hier nicht, da der Ghostrunner alle Aktionen so rasant ausführt und so abrupt aneinander reiht, dass man eher eine Madeline aus
Celeste spielt als eine Faith. Ärgerlich ist übrigens auch, dass es zwar etliche gut platzierte Rücksetzpunkte gibt, man aber den kompletten Level von vorn beginnen darf, falls man das Spiel mittendrin beenden musste.
Rätsel im Cyberspace
Immerhin spornen die kleinen Info-Häppchen und besonders die zusätzlichen Designs des eigenen Schwerts zum Erkunden der Umgebung an, was auch ein erneutes Anwählen der Levels reizvoll macht. Man ist ja nicht nur auf die hervorgehobenen Elemente angewiesen, sondern findet sowohl in ruhigen Momenten als auch im Kampf oft alternative Wege.
Nicht zuletzt hilft es dem freien Erkunden, dass die guten Sprecher der Kulisse im Kleinen erstaunlich viel Tiefe verleihen. Auch das schicke Artdesign trägt dazu bei, obwohl es durchgehend vertraut wirkt und mich besonders an
Hard Reset erinnert hat. Zwischen manchen Abschnitten löst man außerdem kleine Rätsel im Cyberspace: Dessen Bildrate kann zwar weit unter den ansonsten stabilen 60 Bildern liegen, dafür spielen Timing und Genauigkeit dort eine untergeordnete Rolle, während die andersartige Umgebung auf eine angenehme Art für Abwechslung sorgt.